Finanzexperte: Ukraine-Krieg macht Deutschland wirtschaftlich zu einem US-Satelliten
In einem Interview mit der Berliner Zeitung dekliniert der US-amerikanische Finanzexperte Michael Hudson die globale finanzwirtschaftliche Situation einmal durch und antizipiert die daraus resultierenden weiteren Entwicklungen.
Hudson kennt beide Seiten, war lange Zeit an der Wall Street als Analyst tätig, hatte dann eine Professur an der Universität Missouri in den USA und an der Peking University in der chinesischen Hauptstadt inne. Er kennt daher sowohl das westliche, finanzmarktgetriebene als auch das östliche System des Kapitalismus, wo man auf Investitionen in die Realwirtschaft setzt. Im Westen, das zeigte die Finanzmarktkrise in den Jahren nach 2007, schützt der Staat die Banken. In der aktuellen Immobilienkrise in China schützt der Staat die Kleinanleger und Mieter.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass China Großinvestoren freikaufen und Kleinsparer ihr Geld verlieren lassen wird. Es wird das Gegenteil der Politik von Obama sein."
Für Deutschland ist der Teil des Interviews von besonderem Interesse, in dem Hudson über den Ukraine-Krieg und seine Folgen spricht. Es sei den USA gelungen, Deutschland und die EU dazu zu zwingen, von ihren eigenen Interessen abzusehen und US-Interessen zu dienen, obwohl sie damit ihre eigene Wirtschaft massiv schädigen. Die EU und vor allem Deutschland hätten ein Interesse an günstiger Energie aus Russland und an einem florierenden Handel mit China. Der Zugang zu beidem wird von den USA eingeschränkt.
"Die USA fegen den europäischen Markt leer und verhindern, dass Deutschland und die EU ihre eigenen Interessen verfolgen, indem sie Handel mit Russland und China treiben, was zum beiderseitigen Vorteil wäre."
Deutschland entwickle sich so zum ökonomischen Vasallen. Gleichzeitig würden Russland und China enger zusammenrücken. Davon würde der Großteil der Weltbevölkerung profitieren, denn damit entstehe eine Alternative zum Westen ‒ die westlichen Bündnispartner ziehen hieraus allerdings keinen Nutzen.
"Russland ist wegen der Sanktionen ein engeres Bündnis mit China eingegangen und verstärkt die wirtschaftliche Kooperation in den BRICS-Staaten. Dadurch entsteht für 85 Prozent der Weltbevölkerung eine Alternative zum Westen."
Die weltweite Entwicklung drifte auseinander. Die BRICS wollen eine eigene Währung etablieren. Die Notwendigkeit dazu ergibt sich zwingend aus der Tatsache, dass der Westen seine Währungen politisiert. Die Sanktionen gegen Russland haben deutlich gezeigt, dass es einer Ablösung der westlichen Dominanz im globalen Finanzsystem bedarf.
"Die Frage ist, wie sich China für den Fall wappnet, dass sich die USA gegenüber China so verhalten wie gegenüber Russland und das im Ausland angelegte Vermögen einfrieren. Deshalb arbeiten die BRICS an einer Alternative zum Dollar-System."
Letztlich läuft die Entwicklung auf eine erneute Zweiteilung der Welt hinaus. Deutschland wird dabei zu den Verlierern gehören. Das deutsche Geschäftsmodell, auf Grundlage von günstiger russischer Energie Produkte auf dem Weltmarkt günstiger als die Konkurrenz anbieten zu können, haben die USA ebenso zerstört, wie sie den Zugang zum chinesischen Markt immer weiter einengen.
Mehr zum Thema – Bericht: Banken in VAE stellen Zusammenarbeit mit Russland ein
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