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Bundeswehrgeneral glaubt weiter: "Krieg endet, wenn Ukraine gewonnen hat"

Die Ukraine wird den Krieg gegen Russland mit deutscher Hilfe gewinnen, ist sich Generalmajor Christian Freuding sicher. Dann verheddert er sich im Interview allerdings in Widersprüche. Für die Ukraine verheißt dies nichts Gutes. Aus Deutschland kommt weiterhin kein Lösungsvorschlag.
Bundeswehrgeneral glaubt weiter: "Krieg endet, wenn Ukraine gewonnen hat"Quelle: www.globallookpress.com © Kay Nietfeld

Von Gert Ewen Ungar

In einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) gibt Generalmajor Christian Freuding seine Einschätzung zur Lage in der Ukraine. Was er sagt, ist nicht frei von Widersprüchen, Unstimmigkeiten und Desinformation. Es verheißt daher für die Ukraine nichts Gutes. 

Der Krieg ist zu Ende, wenn die Ukraine ihn gewonnen hat, ist Freudings zentrale Aussage. Er ist zuversichtlich, dass dieser Sieg über Russland dank deutscher Unterstützung gelingen kann. Allerdings braucht die Ukraine dafür weitere Mobilisierung. Auch wenn er die genauen Zahlen nicht kennt, weiß Freuding, die Verluste sind hoch. 

"Die Ukraine wird mit Sicherheit mehr Soldaten mobilisieren müssen – allein schon wegen der Verlustzahlen, soweit wir sie einsehen können."

Ob die Ukraine überhaupt noch mobilisierungsfähig ist, wird inzwischen offen bezweifelt. Auch was Waffen und vor allem Artillerie-Munition angeht, ist für den Optimismus Freudings eigentlich wenig Raum. Westliche Medien, die keineswegs im Verdacht stehen, russische Desinformationen zu verbreiten, berichten seit geraumer Zeit über einen eklatanten Mangel an Material. Die Ukraine müsse mit Munition sparen, von einem Verhältnis von 6:1 ist Rede. Russland feuert sechs Granaten ab, die Ukraine im gleichen Zeitraum eine. Auch von der "Geschlossenheit der Partner", die Freuding immer noch sieht, kann eigentlich keine Rede mehr sein. Vor allem die USA ziehen sich deutlich aus der Allianz zurück. 

Freuding gibt die Defizite bei Waffenlieferungen zu, versucht sie aber mit einer angeblich technischen Überlegenheit kleinzureden. 

"Ich will das nicht schönreden. Natürlich ist die Versorgung mit Munition ein kritischer Punkt. Allerdings spielen hier nicht allein Zahlen eine Rolle. So sind mittlerweile die meisten der von der Ukraine genutzten Systeme wesentlich präziser in der Wirkung als die russischen Systeme. Damit braucht man auch weniger Munition."

Nun wird die Ukraine allerdings schon seit langem mit westlichen Waffen beliefert. Insbesondere im Vorfeld der lange angekündigten Gegenoffensive wurde die Ukraine umfassend mit Systemen aus dem Westen ausgestattet und umfangreich mit der entsprechenden Munition beliefert. Dennoch konnte die Ukraine keine nennenswerten Geländegewinne erzielen. Das Ziel eines Durchstoßes durch die russischen Linien, mit einem sich daran anschließenden Durchmarsch in Richtung Asowsches Meer, wurde trotz der umfassenden westlichen Unterstützung komplett verfehlt. Freudings Behauptung einer technischen Überlegenheit westlicher Waffensysteme und deren Munition ist damit durch die Realität auf dem Schlachtfeld widerlegt.

Widerlegt ist auch die Behauptung Freudings, im Moment herrsche eine Patt-Situation an der Front. Russland ist inzwischen an mehreren Frontabschnitten in die Offensive übergegangen und meldet Geländegewinne, die von der ukrainischen Seite auch bestätigt werden.

Bizarr wirkt in diesem Zusammenhang seine Aussage, es gehe jetzt um den langfristigen Aufbau der Fähigkeiten der ukrainischen Streitkräfte. 

"Viel wichtiger ist der langfristige, strukturierte Fähigkeitsaufbau der ukrainischen Streitkräfte, den wir jetzt angehen. Und hier übernimmt Deutschland bei einer der zentralen Fähigkeiten, der Luftverteidigung, eine Führungsrolle."

Die ukrainischen Streitkräfte werden nachweislich bereits seit 2014 durch westliche Ausbilder geschult und ausgebildet. 

Treu bleibt Freunding dem westlichen Narrativ, wonach es sich beim Ukraine-Krieg um einen imperialen Ausdehnungskrieg handele. Demnach wolle Russland sich neue Territorien einverleiben. Freuding hebt in diesem Zusammenhang hervor, dass es Russland bisher nicht gelungen sei, etwa 80 Prozent der Ukraine zu besetzen. Das sei ein Erfolg, der sich dem Mut der Ukrainer verdanke.

Freuding verbreitet hier bewusst Desinformation. Russland geht es weder um die vollständige Einnahme der Ukraine, noch um einen Durchmarsch Richtung EU. Russland geht es um den Schutz der russischsprachigen Bevölkerung im Donbass vor den Vernichtungsideen Kiews sowie um den geplanten NATO-Beitritt der Ukraine. Gibt die Ukraine den Plan auf und garantiert den Bewohnern des Donbass ihr Existenzrecht, ist der Krieg vorbei. 

Doch statt einen Beitrag zum Frieden zu leisten, wiederholt Freuding die Mobilisierungs-Rhetorik von Verteidigungsminister Pistorius (SPD). Man müsse kämpfen können und gewinnen wollen. 

"Kämpfen zu können muss per se der innere Anspruch von Streitkräften sein. Dieser Anspruch muss sich konsequent widerspiegeln: bei der Ausbildung und der Qualifizierung unseres Personals, bei der Rüstung, in unseren Strukturen – 'train as you fight' – und vor allem bei der inneren Einstellung, im Selbstverständnis unserer Soldatinnen und Soldaten. Das heißt: kämpfen können und sich dabei durchsetzen. Kurz: gewinnen wollen. Dafür müssen wir kriegstüchtig und siegfähig sein. Einen anderen Anspruch kann es nicht geben."

Der Anspruch, über Russland respektive die Sowjetunion siegen zu wollen, ging beim letzten Versuch gründlich in die Hose. Die verklärenden, wenig realistischen Situationsbeschreibungen von Generalmajor Freuding lassen erwarten, dass es auch diesmal nicht anders läuft. Für die Ukraine macht der deutsche Wille, sich der Realität zu verweigern, Deutschland zu einem wenig attraktiven Bündnispartner.

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