Deutschland

Prozess gegen Gil Ofarim startet in Leipzig

In Leipzig hat der Prozess gegen den Sänger Gil Ofarim begonnen, der vor zwei Jahren den Mitarbeiter eines Luxushotels öffentlich des Antisemitismus beschuldigt und damit für viel Aufsehen und Anfeindungen gesorgt hatte. Die Staatsanwaltschaft hält die Darstellung von Ofarim für widerlegt.
Prozess gegen Gil Ofarim startet in LeipzigQuelle: www.globallookpress.com © Hendrik Schmidt/dpa

Am Dienstag begann der lang erwartete Prozess gegen den Sänger Gil Ofarim vor dem Landgericht in Leipzig. Ofarim ist wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung sowie der Abgabe falscher eidesstattlicher Versicherungen angeklagt. Er hatte im Jahr 2021 das Leipziger Westin-Hotel und einen der Hotelmitarbeiter in einem online weit verbreiteten Video beschuldigt, ihn wegen der von ihm angeblich getragenen Kette mit dem Davidstern diskriminiert und antisemitisch beleidigt zu haben. Außerdem hatte er auch Strafanzeige gegen den Mann erstattet.

Als auf Videos von Überwachungskameras deutlich wurde, dass der Sänger in der Hotellobby keine Kette mit einem Davidstern getragen hatte, und Medien darüber berichteten, unterzeichnete er zudem mehrere für Gerichtsverfahren bestimmte eidesstattliche Versicherungen, die von der Staatsanwaltschaft nun als falsch eingeschätzt werden.

Am ersten von insgesamt zehn angesetzten Verhandlungstagen machte der betroffene Hotelmitarbeiter, der in dem Verfahren auch als Nebenkläger auftritt, seine Zeugenaussage. Durch das Auftreten Ofarims beim Hotel-Check-in vor zwei Jahren habe er sich bedroht gefühlt. Der Sänger habe sich damals lautstark über die lange Wartezeit und eine Bevorzugung anderer Gäste beim Einchecken beschwert. Er habe von einem "Scheißladen" gesprochen und damit gedroht, seiner Beschwerde in einem Online-Post zu rasanter Verbreitung zu verhelfen.

Deswegen sei ihm der Anmeldeschein für das Hotel abgenommen worden, sagte der Zeuge und Nebenkläger. Er habe Ofarim zudem aufgefordert, um Entschuldigung zu bitten, dann könne er einchecken. Der Musiker habe das zurückgewiesen. Von Ofarim öffentlich des Antisemitismus beschuldigt zu werden, habe für ihn persönlich schwere Folgen bis hin zu einer Morddrohung gehabt, sagte der Hotelmitarbeiter im Verlauf seiner Zeugenaussage.

Ofarim selbst wollte sich zunächst nicht äußern und machte von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Er wird in der Hauptverhandlung von der zulässigen Höchstzahl von drei Anwälten verteidigt. Das Video, mit dem der Sänger den Stein ins Rollen gebracht hatte, ist immer noch auf Ofarims Instagram-Account zu finden und verzeichnet aktuell über vier Millionen Aufrufe.

Der unter starken Sicherheitsvorkehrungen stattfindende Prozess ist vorerst bis zum 7. Dezember durchgeplant. Das Gericht hat jedoch bereits eigene Nachermittlungen angekündigt, durch die weitere Verhandlungstage hinzukommen könnten.

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