Sparen am Service: Post will montags nicht mehr zustellen
Von Susan Bonath
Mal kommt sie und mal nicht, mal landet sie in der Nachbarschaft oder auch nirgendwo: Viele kennen den Ärger mit der Deutschen Post AG. Es ist ein wenig wie mit der Deutschen Bahn: Man braucht etwas Glück dabei. Zu allem Überfluss drücken Inflation und Innovation auf die Gewinnmarge und die Gehälter der Führungsriege. Die Ausgaben müssen runter, findet die zentrale Infrastrukturbehörde Deutschlands, die Bundesnetzagentur, zuständig für "Wettbewerbsförderung auf den Märkten für Energie, Telekommunikation, Post und Eisenbahn". Deren Chef Klaus Müller plädiert für einen weiteren postfreien Tag.
Kosten sparen: Montags keine Post mehr
Wie unter anderem die Tagesschau berichtete, würde Müller gerne die Montage bei der Zustellung von Briefen und Paketen ausfallen lassen, um Kosten zu senken. Angeblich sei es in anderen Ländern längst normal, dass Sendungen nur noch an zwei, drei oder vier Tagen pro Woche an die Empfänger übermittelt würden. Ob es sich dabei um Entwicklungs- oder Krisenländer handelt, ließ er im Dunkeln. In Deutschland müssen Postboten bislang von montags bis samstags täglich die Haushalte abklappern – noch.
Als Grund gibt Müller an, dass montags deutlich weniger Behördenbriefe im Umlauf seien. Denn der Amtsschimmel macht großteils am Wochenende frei. Dass die Postboten und Paketzusteller bei gleichem Lohn dann künftig montags ausschlafen können, ist aber nicht zu erwarten. Denn wie gesagt: Die Post will ja Kosten sparen, das heißt: auch bei Löhnen und Arbeitsplätzen.
Schlechter Service immer teurer
Zugleich hat die Deutsche Post AG beantragt, das Briefporto vorzeitig anzuheben. Eigentlich soll ein gewöhnlicher Brief bis Ende kommenden Jahres 85 Cent kosten. Das Unternehmen würde gerne schon zum nächsten Jahreswechsel was draufschlagen. Dafür müsste die Bundesnetzagentur zustimmen. Müller will davon jedoch absehen und favorisiert den zustellungsfreien Montag – vermutlich, weil sich die Leute dank der Inflation ohnehin immer weniger leisten können, so auch das Verschicken von Paketen und Briefen.
Wären mit weniger Zustelltagen ein gesicherter Service und gute Arbeitsbedingungen verbunden, wäre das wohl halb so wild. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Nie habe es so viele Beschwerden von Kunden gegeben, wie im vergangenen Jahr. Ihre Zahl habe sich gegenüber 2021 sogar auf über 43.000 verdreifacht, wobei die Dunkelziffer missglückter Postzustellungen exorbitant sein dürfte.
Debatten über Serviceabbau seit Jahren
Das Ansinnen, Briefe, Päckchen und Pakete seltener auszuliefern, ist nicht neu. Schon mehrfach hatte die Deutsche Post AG mit entsprechend "neuen Formen der Zustellung"experimentiert, zum Beispiel 2017, wie damals das Manager Magazin berichtet hatte. Schon lange steht demnach auch zur Debatte, den Montag zum postfreien Tag zu machen. Im Jahr 2019 brachte die FDP einen entsprechenden Vorschlag in den Bundestag ein.
Die Diskussion darüber habe jedoch schon 20 Jahre davor begonnen. Als Grund wurde die Digitalisierung genannt, was für weniger Briefe sorge. Andererseits nutzen aber mehr Menschen den Onlinehandel. Materielle Güter können nun mal nicht digital übermittelt werden. Es gibt also Widersprüche. Die EU regelt ihrerseits schon länger eine Zustellungspflicht an nur fünf Tagen pro Woche.
Abwärtstrend seit Privatisierung
Die Post gehört wie die Bahn und die medizinische Versorgung zur öffentlichen Daseinsvorsorge. Wie die Deutsche Bahn und viele Kliniken war auch sie vor nunmehr fast 30 Jahren privatisiert worden. Aus dem Postamt gingen drei Aktiengesellschaften hervor: Postdienst, Postbank und die Deutsche Telekom. In der Folge verschwanden immer mehr Postfilialen, insbesondere auf dem Land. Die Geschäfte wurden ausgelagert. Der Markt sollte es regeln, den Service sogar verbessern. Geklappt hat das im Rückblick nicht.
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