Deutschland

Letzte Generation – zu früh gefreut: ÖKOWORLD übernimmt doch keine Kosten für Verfahren

Alfred Platow, Gründer und Millionär, verkündete am 2. Mai den generösen Akt der solidarischen Bekanntmachung. ÖKOWORLD unterstützte bereits Lützerath-Aktivisten. Nun erfolgte das schnelle Zurückrudern, um befürchteten Schaden vom Unternehmen und seinen Mitarbeitern abzuwenden.
Letzte Generation – zu früh gefreut: ÖKOWORLD übernimmt doch keine Kosten für VerfahrenQuelle: www.globallookpress.com © IMAGO/Andreas Friedrichs

Die bizarre Geschichte startete am 2. Mai im Rahmen einer Pressemitteilung des Unternehmens ÖKOWORLD. Der Gründer und Vorstandsvorsitzende, Alfred Platow, erläuterte breit ausführend, dass einerseits "Konsequenzen für den zivilen Ungehorsam grundsätzlich nachvollziehbar und wichtig für eine funktionierende Gesellschaft" seien. Andererseits versuchen die Aktivisten der Bewegung "Letzte Generation" aber nur, für ihn in diesem Fall nachvollziehbar, "durch Mittel des zivilen Ungehorsams, Maßnahmen der deutschen und der österreichischen Bundesregierung gegen die Klimakrise zu erzwingen". Platow kündigte daher zum Thema möglicher juristischer Konsequenzen an:

"Nach Zahlung der Strafe durch die "Täter:innen", die sich für den Klimaschutz festgeklebt haben, übernehmen wir die Gebühren zu 100 Prozent und überweisen das Geld auf das jeweilige Privatkonto gegen Nachweis des Strafzettels und Überweisungsbeleges."

Das professionell aufgestellte und mehr als aktive Presseteam der Aktivistengruppe konnte damit jubilierend auf Twitter verkünden:

"Aktiengesellschaft zahlt alle unsere Strafen. " Es geht um den Notfall namens Klimaschutz", betont Alfred Platow, Gründer und Vorstandsmitglied von ÖKOWORLD. Durch diese Zusage fällt eine wichtige Hürde, um sich zukünftig an Protesten zu beteiligen."

Der Tweet vom 3. Mai ist jedoch inzwischen gelöscht, da Platow seine großspurige Zusage zurückzog.

In einer weiteren Pressemitteilung am 4. Mai erläutert der irritierte Öko-Millionär dann seine Gründe des spontanen Rückzugs nach der gewagten Verkündung zwei Tage zuvor:

"Diese Meldung hat zur Folge, dass die ÖKOWORLD AG massiv öffentlich angefeindet wird. Das Ganze passiert in einer sehr aufgeheizten gesellschaftlichen Atmosphäre. Mit Kritik hatte ich gerechnet, allerdings nicht in diesem emotionalen Ausmaß. Zudem geht es bei den Reaktionen weniger um die Inhalte des Klimaschutzes, sondern nahezu ausschließlich um das Thema der Strafen und Gebühren sowie um mögliche Anstiftung zu Straftaten."

Des Weiteren würden Mitarbeitende des Unternehmens "persönlich angegriffen für die Aussagen, die ich als Gründer und Vorstandsvorsitzender der ÖKOWORLD AG veröffentlicht habe und für die ich persönlich die alleinige Verantwortung trage", so Platow laut Mitteilung.

Um jedoch die Proteste für den Klimaschutz weiterhin aktiv zu unterstützen, würde Platow "einen Betrag in Höhe von 20.000 EUR in den Umwelt-Treuhandfonds (UTF) überweisen". Dieses Geld käme demnach "ausschließlich aus privaten Quellen von Gleichgesinnten und Weggefährt:innen". Er legt zudem Wert auf die Feststellung, "dass weder das Sondervermögen der ÖKOWORLD-Fonds noch Firmengelder hier eingesetzt werden".

Auch dieser Punkt war Thema der vorgebrachten Kritik an den ursprünglichen Plänen. Laut Recherchen des Nachrichten-Blogs TichysEinblick wäre Platow mit dem Unternehmen ÖKOWORLD "einer der größten Anbieter von Geldanlagen mit grünem Image in Deutschland". Der Fonds verwaltete nach eigenen Angaben "im 1. Quartal 2023 gut 3,2 Milliarden Euro; laut Geschäftsbericht erlöste er im Jahr 2021 einen Konzernüberschuss von 56,8 Millionen Euro".

Kritiker fragten sich nun, ob Platow mögliche "Dienstleistungen" für die Aktivisten aus Firmenvermögen begleichen wollte, damit theoretisch abschreiben könnte, oder aus dem privaten Portemonnaie. Im Januar spendete das Unternehmen, nicht Platow, bereits 50.000 EUR an die Aktivisten in Lützerath. Platow schrieb in seiner Rückzugmitteilung weiter:

"Es war oder ist in keiner Weise meine Intention, zu Straftaten anzustiften, einen Freibrief für Straftaten auszustellen oder das Gesetz zu relativieren."

Gerade diese mögliche zukünftig ungefährdete "Aufforderung" wurde jedoch anscheinend bei den Aktivisten der "Letzten Generation" als kostenloser Freischein für Aktionen verstanden. Das RND fasst diesbezüglich in einem Artikel zusammen:

"Gegen Aktivisten der Letzten Generation wurden in den vergangenen Monaten schon Hunderte Geldstrafen verhängt. Nur in einer Handvoll Fälle kam es zu Freisprüchen. Nach der ursprünglichen Ankündigung hätte die ÖKOWORLD AG allein für die bisherigen Aktionen wohl eine Summe von einigen Zehntausend Euro an Geldstrafen übernehmen müssen."

Die Staatsanwaltschaft von Berlin, der Stadt, dessen Bürger seit gut zwei Wochen dauergestresst dem Nötigungsmarathon der Aktivisten hilflos ausgeliefert sind, sah laut RND in der Ankündigung von ÖKOWORLD auch keine generelle "strafbare Anstiftung" zu künftigen Straftaten. "Die Bereitschaft, Kosten zu übernehmen, sei eher abstrakt und beziehe sich nicht auf ganz konkrete Straßenblockaden", hieß es auf Anfrage seitens des RND.

Die Bild-Zeitung wollte von Platow vor dem Spenden-Rückzug die Frage beantwortet bekommen, "ob das Unternehmen auch dann die Rechnung zahlt, wenn aktiver Widerstand gegen Polizeibeamte vorgenommen wird". Weitere Fragen lauteten:

"Wie viel Geld ist ÖKOWORLD wirklich bereit, für Klima-Kleber zu bezahlen? Und was sagen eigentlich die Aktionäre des Unternehmens zu der Aktion? Eine entsprechende Presseanfrage ließ das Unternehmen jedoch unbeantwortet."

Das ansonsten sehr mitteilungsfreudige Presseteam der Aktivistengruppe reagierte bis dato nicht auf die Mitteilung von Platow. Je nach Blickwinkel trotzig bis provokativ hieß es lediglich:

"Gerichtstermine jetzt öffentlich – Auf unserer Webseite könnt ihr ab jetzt nachschauen, wann und wo wir von der Letzten Generation deutschlandweit vor Gericht stehen. Die Prozesse sind öffentlich, kommt gerne dazu!" 

Die aufgeheizte Stimmung in der Berliner Bevölkerung steigt hinsichtlich der täglichen Herausforderungen weiterhin konstant und könnte zeitnah noch andere Probleme als juristische Termine für die Aktivisten mit sich bringen:

Carla Hinrichs, prominentes Mediengesicht der "Letzten Generation", schrieb am 4. Mai auf Twitter:

"Ich wurde heute auf der Straße gegen die Schulter getreten. Mein Bruder bekam einen Tritt ins Gesicht. Ein Auto bremste erst kurz vor uns. Ich habe Angst vor morgen. Mich dem wieder auszusetzen."

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