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Grünen-Politikerin und Kriegsgegnerin Antje Vollmer ist tot

Die ehemalige Grünen-Politikerin Antje Vollmer ist im Alter von 79 Jahren verstorben. Sie sei am Mittwoch im Kreise ihrer Familie nach langer schwerer Krankheit friedlich gestorben. Vollmer war die erste grüne Vizepräsidentin des Bundestages.
Grünen-Politikerin und Kriegsgegnerin Antje Vollmer ist totQuelle: www.globallookpress.com © Anke Fleig / SVEN SIMON

Die Grünen-Politikerin Antje Vollmer ist tot. Sie sei am Mittwoch im Kreise der Familie nach langer schwerer Krankheit friedlich gestorben, sagte ihr Sohn Johann Vollmer der dpa. Die frühere Politikerin der Partei Bündnis90/Die Grünen wurde 79 Jahre alt. Zwischen 1994 und 2005 war die promovierte Theologin Bundestagsabgeordnete ihrer Partei und Vizepräsidentin des Bundestags.

1983 zog sie für die Partei Die Grünen in den Bundestag ein und gehörte damit der ersten Grünenfraktion an. Bis 1990 gehörte sie dem Parlament an, davon drei Jahre als Fraktionsvorsitzende. Gemeinsam mit Waltraud Schoppe und Annemarie Borgmann das "Dreierführungsgremium". 1990 schied Vollmer aus dem Parlament aus, nachdem die Grünen die Fünf-Prozent-Hürde verfehlt hatten. 1994 kehrte sie in den Bundestag zurück und wurde zudem Bundestagsvizepräsidentin, bis sie 2005 ausschied – sie hatte sich gegen eine erneute Kandidatur entschieden.

Auch nach ihrer Zeit im Parlament betätigte sich Vollmer in der politischen Debatte und vertrat ihre pazifistischen Überzeugungen. Vollmer war eine Gegnerin des Kosovo- , Irak- und Afghanistan-Krieges.Im April 2022 unterzeichnete sie einen offenen Brief, in dem Bundeskanzler Olaf Scholz dazu aufgefordert wurde, die Waffenlieferung an die Ukraine zu stoppen. Vollmer zählt auch zu den Erstunterzeichnern des Manifests für den Frieden der Politikerin Sahra Wagenknecht (Die Linke) und der Publizistin Alice Schwarzer.

In der letzten Zeit hatte Vollmer sich zunehmend von ihrer einstigen Partei entfremdet: Bereits 2021 kritisierte sie die Entwicklung der Grünen, die Waffenhilfe für die Ukraine befürwortete. Laut Vollmer sei dies eine Abkehr von den Ursprüngen der Partei, die in der Friedensbewegung wurzelte. Am 23. Februar 2023 veröffentlichte Vollmer in der Berliner Zeitung ihren letzten großen Essay mit dem Titel "Was ich noch zu sagen hätte", den sie als ihr politisches Vermächtnis verstanden wissen wollte. Dort heißt es:

"Meine ganz persönliche Niederlage wird mich die letzten Tage begleiten. Gerade die Grünen, meine Partei, hatte einmal alle Schlüssel in der Hand zu einer wirklich neuen Ordnung einer gerechteren Welt. Sie war durch glückliche Umstände dieser Botschaft viel näher als alle anderen Parteien."

Vollmer argumentiert zudem:

"Wir hatten einen echten Schatz zu hüten: Wir waren nicht eingebunden in die machtpolitische Blocklogik des Kalten Krieges. Wir waren per se Dissidenten. Wir waren gleichermaßen gegen die Aufrüstung in Ost wie West, wir sahen die Gefährdung des Planeten durch ungebremstes Wirtschaftswachstum und Konsumismus. Wer die Welt retten wollte, musste ein festes Bündnis zwischen Friedens- und Umweltbewegung anstreben, das war eine klare historische Notwendigkeit, die wir lebten. Wir hatten dieses Zukunftsbündnis greifbar in den Händen."

Weiterhin fragt sie:

"Was hat die heutigen Grünen verführt, all das aufzugeben für das bloße Ziel, mitzuspielen beim großen geopolitischen Machtpoker, und dabei ihre wertvollsten Wurzeln als lautstarke Antipazifisten verächtlich zu machen?"

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