Demonstration für die Freilassung von Michael Ballweg – Heiligabend vor der JVA Stammheim
Unter dem Motto "An Weihnachten ist niemand allein" und "Wir tragen unser Licht in die Nacht, bis sie weicht" protestierten am Samstagnachmittag einige Dutzend Menschen vor der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim gegen die Inhaftierung des Querdenken-Gründers Michael Ballweg.
Der Stuttgarter Unternehmer sitzt seit Ende Juni wegen des angeblichen Versuchs einer Zweckentfremdung von Spendengeldern in Untersuchungshaft. Weil die Staatsanwaltschaft Ballweg bislang kein Vergehen nachweisen konnte, bezeichnete einer seiner Strafverteidiger das Vorgehen der Justiz und insbesondere die lange Untersuchungshaft zuletzt als Skandal.
Am Heiligabend trafen sich die Ballweg-Unterstützer vor der JVA in Stammheim. Bei Punsch und warmer Suppe brachten sie mittels solidarischer Reden, Gedichten, Gesang und Musik ihren solidarischen Protest gegen die Inhaftierung zum Ausdruck. Dabei sammelten die Menschen Unterschriften für die Freilassung von Ballweg und Geld für die Zeit nach seiner Freilassung, weil der ehemalige Unternehmer inzwischen mittellos sei. Mit einem lautstarken Spaziergang um das Gefängnis beendeten sie die Protestaktion. Auf der besinnlichen Veranstaltung las eine Teilnehmerin aus einem Brief von Ballweg vor, der herzliche Grüße ausrichten ließ, und mitteilte, dass es ihm gut ginge.
Eröffnet wurde die Versammlung mit dem Gedicht (ab Minute 6:55) von Albert Schweitzer "Ich bin ein freier Mensch":
"Ein freier Mensch
Ich will unter keinen Umständen ein Allerweltsmensch sein.
Ich habe ein Recht darauf, aus dem Rahmen zufallen – wenn ich es kann! Ich wünsche mir Chancen, nicht Sicherheiten!
Ich will kein ausgehaltener Bürger sein, gedemütigt und abgestumpft, weil der Staat für mich sorgt. Ich will dem Risiko begegnen, mich nach etwas sehnen und es verwirklichen; Schiffbruch erleiden und Erfolg haben.
Ich lehne es ab, mir den eigenen Antrieb mit einem Trinkgeld abkaufen zu lassen. Lieber will ich den Schwierigkeiten des Lebens entgegentreten, als ein gesichertes Dasein führen.
Lieber die gespannte Erregung des eigenen Erfolges als dumpfe Ruhe Utopiens! Ich will weder meine Freiheit gegen Wohltaten hergeben, noch meine Menschenwürde gegen milde Gaben.
Ich habe gelernt, selbst für mich zu denken und zu handeln, der Welt gerade ins Gesicht zu sehen und zu bekennen: Dies ist mein Werk! Das alles ist gemeint, wenn wir sagen:
Ich bin ein freier Mensch!"
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