Deutschland

Der russische Botschafter in Deutschland im Interview

Nord Stream, Waffenlieferungen, Russophobie – zu diesen Themen äußerte sich der russische Botschafter in Deutschland in einem Interview. Die Beziehungen seien belastet. Die Möglichkeit eines Neustarts ist gegeben – der Ball liegt bei Deutschland, macht das Interview deutlich.
Der russische Botschafter in Deutschland im InterviewQuelle: www.globallookpress.com © Christophe Gateau

In einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur TASS nimmt der russische Botschafter in Deutschland, Sergei Netschajew, Stellung zu aktuellen Themen, die das deutsch-russische Verhältnis bestimmen. 

Die Absage an eine russische Beteiligung bei der Untersuchung der Sabotage von Nord Stream sieht er skeptisch. Auch untereinander würden die beteiligten Staaten mit Verweis auf die Sensibilität der Erkenntnisse ihre Ergebnisse nicht teilen. Die Verhinderung der Beteiligung Russlands wertet der Botschafter als Versuch, das wahre Geschehen um Nord Stream zu verschleiern. Er verweist darauf, dass Russland bereit sei, über den noch intakten Strang der Pipeline Gas an Deutschland zu liefern. Deutschland müsse dazu lediglich die notwendigen Schritte einleiten. 

Der Botschafter bedauert, dass Deutschland zu einer Geisel des kollektiven Westens geworden sei. Sogar der Wille fehle, konkret zu benennen, welcher Akteur die Zusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland störe. Auf die Frage, ob eine Renaissance der Zusammenarbeit möglich sei, signalisiert Netschajew die grundsätzliche Bereitschaft Russlands. Es hänge vor allem von jenen ab, die in Deutschland aus Russophobie die Grundlage für Deutschlands Wohlstand mutwillig zerstört hätten. Moskau habe nie auf eine Zusammenarbeit im Energiebereich verzichtet. 

Unterhalb der aggressiven Rhetorik der Bundesregierung und ihrer Ministerien gibt es auf Arbeitsebene weiterhin funktionierende Kontakte, versichert der russische Botschafter. Allerdings habe die deutsche Seite zahlreiche Formate der Zusammenarbeit und des Austauschs auf Eis gelegt. Dies nicht nur auf parlamentarischer und staatlicher, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene. Die Bundesregierung zerstöre zunehmend die besondere deutsch-russische Beziehung, die von mehreren Generationen zuvor aufgebaut wurde. 

Eine rote Linie markiert für Moskau nach wie vor die Lieferung tödlicher, schwerer Waffen durch Deutschland an die Ukraine, die eben nicht nur gegen Militär, sondern auch gegen die Zivilbevölkerung im Osten der Ukraine eingesetzt werden. Die Lieferung werde den Konflikt lediglich verlängern und die Zahl der zivilen Opfer erhöhen, sagte der Botschafter. Die Lieferung schwerer Waffen stünde konträr zur besonderen historischen Verantwortung Deutschlands. Gleichzeitig stellen die unkontrollierten Waffenlieferungen des Westens auch eine Gefahr für Europa dar, weil eine große Zahl an Waffen auf dem Schwarzmarkt weiterverkauft werde, merkte Netschajew an. 

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