Deutschland

Trigema-Chef Grupp: USA einziger Profiteur des Ukraine-Krieges

Auch das deutsche Traditionsunternehmen Trigema kämpft derzeit mit steigenden Energiepreisen. Nach Angaben von Trigema-Chef Wolfgang Grupp haben sich diese in den letzten zwei Jahren verzehnfacht. Schuld daran sei die westliche Sanktionspolitik gegen Russland. Davon würden lediglich die USA profitieren.
Trigema-Chef Grupp: USA einziger Profiteur des Ukraine-KriegesQuelle: Gettyimages.ru © picture alliance

Die deutsche Wirtschaft sieht sich angesichts stark gestiegener Energiepreise vor noch nie dagewesene Probleme gestellt. Auch der Unternehmer Wolfgang Grupp spricht von fatalen finanziellen Auswirkungen, die seine Textilfirma Trigema in Burladingen derzeit belasten. In einem Interview mit Focus online kritisierte der Trigema-Chef die westliche Sanktionspolitik gegen Russland. Die hohen Gaskosten infolge der westlichen Sanktionen seien für sein Unternehmen auf Dauer "nicht mehr tragbar":

"Ich habe 53 Jahre versucht, meine Probleme eigenständig zu lösen und mich dem Wandel anzupassen. Aber jetzt werden mir von der Politik Steine in den Weg gelegt, die ich nicht wegräumen kann."

Seiner Firma Trigema bliebe derzeit praktisch keine Chance, sagte der Chef des deutschen Traditionsunternehmens. Selbst in der New-Economy-Krise oder der Corona-Pandemie habe der Unternehmer immer einen Ausweg aus der Krise gefunden. "Aber nun? Wir nutzen Gas und Kraft-Wärme-Kopplung, wir haben also alles getan, um vorwärtszukommen. Aber jetzt werden wir mit exorbitanten Preisen konfrontiert und haben kurzfristig keine Alternative!"

Noch im Jahr 2020 habe er rund 100. 000 Euro monatlich (1,2 Millionen Euro jährlich) für Gas bezahlt, aus dem er mit eigenen Turbinen Strom produziere. Bereits 2021 hätten sich die Abschlagszahlungen laut Grupp auf 2,4 Millionen Euro verdoppelt. Im laufenden Jahr rechnet der Trigema-Chef dagegen mit Gaskosten in Höhe von insgesamt rund 12 Millionen Euro. "Das ist das Zehnfache im Vergleich von vor zwei Jahren!"

Auf die Frage, ob er das noch stemmen könne, entgegnete der Chef des deutschen Traditionsunternehmens resigniert, dass 12 Millionen Euro im Jahr für ihn auf Dauer nicht mehr tragbar seien. "Meine Firma hat 100 Prozent Eigenkapital, ich kann das noch etwas durchhalten. Aber ich habe eine Druckerei, die T-Shirts druckt und kein Geld!" Auch eine Verteuerung seiner Produkte sei nur bedingt möglich, räumte der 80-jährige Firmeninhaber ein:

"Ein Polo-Hemd kostet bei uns 59 Euro. Dafür bekommen Sie von uns eine super Qualität, das Shirt hält viele Jahre. Aber weiter nach oben kann ich preislich nicht, da sind Marken wie Lacoste etc. positioniert, die mehr verlangen können."

Trigema stelle Produkte her, "die man sich leistet, obwohl man sie nicht zwingend braucht". Sollte es in Deutschland nun zu einer Rezession kommen, steht auch sein Unternehmen vor dem Aus. "Wer friert und eine billige Weste benötigt, kauft diese beim Discounter", erklärte Grupp. "Wenn Sie Hunger leiden, gehen Sie auch nicht in ein Drei-Sterne-Restaurant, sondern kaufen sich etwas Günstiges zu essen." Die Menschen könnten sich nur dann etwas leisten, "wenn die Wirtschaft brummt", mahnte der Trigema-Chef. Deshalb sei sein Unternehmen auch auf eine funktionierende Gesamtwirtschaft angewiesen. 

Wolfgang Grupp ist einer der wenigen deutschen Unternehmer, der noch ausschließlich in Deutschland produziert. Im baden-württembergischen Burladingen fertigt sein Unternehmen Textilien. Den von der Firma benötigten Strom produziert das Familienunternehmen durch zwei Gasturbinen selbst. "Die Gasturbinen produzieren Strom, damit wird Wasser erhitzt und mit dem entstehenden Dampf werden die Maschinen in der Ausrüstung betrieben", erklärte Grupp. "Wir nutzen dabei schon alle Wärmegrade, Stichwort: Kraft-Wärme-Kopplung. Aber mehr können wir gerade nicht tun."

Angesichts zunehmend unbezahlbar werdender Kosten für Gas, sucht der 80-jährige Unternehmer nun nach Alternativen. Eine mögliche Lösung bietet der Kauf eines Öl-Kessels, den das Unternehmen auch sofort geordert habe. Die Lieferzeit für einen Öl-Kessel betrage aufgrund zahlreicher globaler Lieferketten-Probleme jedoch über ein Jahr. "Wie wollen Sie in der Zwischenzeit zügig vorankommen? Wir haben sicher ein Problem, wenn unsere Gasturbinen ausfallen!"

Und das sei ein Problem, das ihm letztendlich die Sanktionspolitik gegen Russland eingebrockt habe. Laut Grupp sollten die verantwortlichen Politiker stattdessen vielmehr auf geschickte Diplomatie setzten. "Aus meiner Sicht bringen die Sanktionen nichts, weil nicht alle an einem Strang ziehen." Zudem verstehe er nicht, weshalb scheinbar niemand dazu in der Lage ist, zwischen der Europäischen Union und Russland zu vermitteln. "Wie kann es sein, dass wir energietechnisch seit 20 Jahren von Russland abhängig sind und jetzt ist Putin unser größter Feind? Da muss es doch jemanden geben, der vermitteln kann", kritisierte Grupp:

"Wenn ich im privaten Umfeld so lange mit jemandem gute Geschäfte mache und dann verkrachen wir uns, dann bitte ich auch darum, dass vermittelt wird."

Laut dem Unternehmer ist das jedoch offenbar nicht gewollt. Deshalb müsse man auch ehrlich hinterfragen, wer denn den Krieg in der Ukraine dafür benutze, um als Großmacht bestehen zu bleiben. "China nicht, Russland nicht, Deutschland und Europa auch nicht", stellte Grupp fest und fügte hinzu:

"Die Frage muss erlaubt sein, ob dieser Krieg nicht insbesondere Amerika dient. Ich weiß, das will keiner hören, und es ist ein heikles Thema, aber man wird die Frage stellen dürfen, wer letztlich als wahrer Sieger dasteht und welchen Preis wir dafür zahlen."

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