Nach Kritik an möglichen Panzerlieferungen: Kühnert löscht sich auf Twitter
SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert hat sich am Montag in der Sendung ntv Frühstart deutlich gegen deutsche Panzerlieferungen an die Ukraine ausgesprochen und erklärt, dass man Russland nicht animieren wolle, noch andere Staaten anzugreifen. Darin macht er auch deutlich, dass nicht die US-Botschaft, falls diese das möglicherweise wünsche, darüber bestimme, welche Waffen in welchem Umfang Deutschland an die Ukraine liefere. Mit Blick auf andere skeptischen Stimmen zu Panzerlieferungen meinte Kühnert:
"Diese Aussagen, dass wir nicht schleichend hineingezogen werden wollen in den Krieg, dass wir Russland nicht noch dazu animieren wollen, völlig irrational am Ende zu handeln und noch ganz andere Staaten anzugreifen, das ist ja keine Kleinigkeit."
Das sei ein wichtiger Punkt, der bei "allem heißen Herzen" bedacht werden müsse. Später habe auch Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) den Lieferungen eine Absage erteilt, wie Der Spiegel berichtet.
Nach Kühnerts Äußerung begann in den sozialen Medien ein heftiger Shitstorm gegen den 33-Jährigen. So bezeichnete ihn Paul Ronzheimer von der Bild-Zeitung als einen "Mini-Gas-Gerd":
Kevin Kühnert warnt davor, dass Russland „völlig irrational“ handeln könnte und will deshalb keine Kampfpanzer in die Ukraine schicken. Ach so, war ja alles total rational, was seit dem 24. Februar passiert ist. Eine SPD, die von Mini-Gas-Gerds geprägt wird, ist zum Verzweifeln.
— Paul Ronzheimer (@ronzheimer) September 12, 2022
Kevin Dachselt, der Chefredakteur des Jugend-Magazins Vice, schrieb auf Twitter:
Kühnert gegen Lieferung deutscher Panzer. Man solle Russland nicht animieren, andere Staaten anzugreifen. Je stärker der Mut der Ukraine wird, desto größer die Feigheit der SPD.
— Felix Dachsel (@xileffff) September 12, 2022
"Kühnert gegen Lieferung deutscher Panzer. Man solle Russland nicht animieren, andere Staaten anzugreifen. Je stärker der Mut der Ukraine wird, desto größer die Feigheit der SPD."
Offenkundig wurde der mediale Druck auf Kühnert so groß, dass dieser am Montagnachmittag sein Twitterprofil löschte. Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte Kühnert:
"Ich finde einfach, dass die Diskussionskultur, wie sie auf Twitter stattfindet und auch die Art und Weise wie dort Gesellschaft repräsentiert oder, ich würde sagen, absolut gar nicht repräsentiert wird, dass das zu Fehlschlüssen und Irrtümern in politischen Entscheidungen führt."
Okay. #Kühnertpic.twitter.com/2Tm7Ah5RZ9
— Tibor Martini 🇺🇦 (@tibor) September 12, 2022
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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.