Deutschland

Angefressenes Ego: Steinmeier war wegen Ausladung nach Kiew sauer auf Selenskij

Diplomatisches Versagen auf ganzer Linie: Im April lud Wladimir Selenskij den Bundespräsidenten aus – obwohl sich Steinmeier bereits auf dem Weg nach Kiew befunden hatte. Nun zeigen Medienberichte, wie brüskiert der 66-jährige SPD-Mann reagierte.
Angefressenes Ego: Steinmeier war wegen Ausladung nach Kiew sauer auf SelenskijQuelle: www.globallookpress.com © Bernd von Jutrczenka

Laut einem Bericht des Spiegel vom Freitag sind die Hintergründe des kurzfristigen Einreisestopps für Frank-Walter Steinmeier bei seiner im April geplanten Kiew-Reise bis heute nicht geklärt, in Berlin tappe man immer noch im Dunkeln. Der Bundespräsident war offenbar lange deswegen angefressen – den diplomatischen Affront konnte er dem ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij lange nicht verzeihen. 

Denn nun ist klar geworden: Steinmeiers Stab war völlig überrascht von der Ausladung. In den Tagen vor der Abreise nach Warschau am 12. April hatte das Team von Polens Präsident Andrzej Duda die geplante Mitreise Steinmeiers nach Kiew gleich zweimal angekündigt. Die Reaktion aus Kiew war euphorisch: "Awesome!, toll!", soll Andrei Jermak erwidert haben – der Chef von Selenskijs Präsidialverwaltung. Daraufhin machte sich Steinmeier auf die Reise.

Doch dann soll es zum rasanten Umschwung gekommen sein. Jermak soll plötzlich den polnischen Botschafter einbestellt und ihm davon abgeraten haben, Steinmeier mit nach Kiew zu nehmen – die Hintergründe sind bis heute unklar. Parallel versetzte Selenskij den Bundespräsidenten, der stundenlang auf einen Anruf gewartet hatte, am Telefon.

In der ukrainischen Regierung will sich bis heute niemand gegenüber Berlin konkret zu den Hintergründen der Absage äußern. Steinmeier sei nur eine "Note" der ukrainischen Regierung an die deutsche Botschafterin Anka Feldhusen bekannt: Dort hieß es, der Besuch Steinmeiers sei "substanzieller und akzeptabler", wenn er "unabhängig" – also ohne den polnischen Präsidenten – stattfände. Parallel wurden mangelnde Sicherheit und schlechte Logistik in der ukrainischen Hauptstadt erwähnt. Steinmeier, der bereits unterwegs gewesen war, reiste daraufhin mächtig sauer wieder nach Berlin zurück.

Die raschen Entschuldigungsversuche aus Kiew prallten jedoch an Steinmeier ab: Laut dem Spiegel ist "die Ausladung ein historischer Affront gewesen, einzigartig gegenüber einem Staatsoberhaupt in Friedenszeiten. Eine so massive Verletzung der diplomatischen Gepflogenheiten sei inakzeptabel, er hätte dafür gern eine Erklärung." Selenskij stellte sich daraufhin unwissend, dann soll Steinmeier wütend geworden sein. Zu dem Fall liege ihm der komplette Schriftverkehr vor, er soll dem ukrainischen Präsidenten gesagt haben:

"Bitte ersparen Sie sich selbst und mir, dass ich das jetzt alles vorlese."

Kiew musste sich daraufhin noch zweimal beim SPD-Mann entschuldigen, ehe dieser "besänftigt" war – nun soll einer zeitnahen Reise von Steinmeier nach Kiew offenbar nichts mehr im Wege stehen.

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