Deutschland

Wegen Gasmangels? Bildungsministerin warnt vor Unterrichtsausfall

Die Tatsache, dass insbesondere Kinder unter der Corona-Krise stark gelitten haben, bestätigen mittlerweile mehrere Untersuchungen. Angesichts der drohenden Gasknappheit warnt nun Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger vor Einschränkungen beim Unterricht.
Wegen Gasmangels? Bildungsministerin warnt vor UnterrichtsausfallQuelle: www.globallookpress.com © Klaus-Dietmar Gabbert/ZB/ Global Look Press

Schon während der Krisensituation in der COVID-19-Pandemie waren Kinder die wohl vorrangig Leidtragenden. Das hat kürzlich auch die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB), Jutta Allmendinger, bestätigt und als Lehre aus den Folgen der COVID-19-Pandemie einen Rechtsanspruch auf soziale Kontakte für Kinder gefordert. Es gebe starke Evidenzen, was Schulschließungen mit Kindern machten, sagte Allmendinger bei der Vorstellung des Gutachtens zur Evaluierung der Corona-Auflagen Anfang Juli. Über psychische Auswirkungen gebe es also Gewissheiten. Folglich sei "so etwas wie ein Rechtsanspruch auf ein Mindestmaß an sozialen Kontakten" nötig.

Laut einer weiteren aktuellen Studie leiden sozial benachteiligte Kinder nicht nur hinsichtlich der Lebenszufriedenheit, sondern auch gesundheitlich und psychisch besonders stark unter der COVID-19-Pandemie. Immer mehr Kinder und Jugendliche klagen demnach über häufige Kopf-, Bauch- oder Rückenschmerzen – vor allem in Familien mit einem niedrigen Sozialstatus, wie aus dem aktuellen Präventionsradar der DAK-Gesundheit für das Schuljahr 2021/22 hervorgeht.

Auch hinsichtlich der Defizite in der Bildung gab es zwischenzeitlich Anzeichen, dass diese für Schulkinder während der Pandemie verschärft wurden. Angesichts der Energiekrise warnte nun Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger davor, wegen Engpässen bei der Gasversorgung Unterricht einzuschränken.

"Ich habe mich schon in der Pandemie dafür starkgemacht, Bildungseinrichtungen zur kritischen Infrastruktur zu zählen", sagte die FDP-Politikerin der Rheinischen Post. "Auch jetzt sollte ein besonderes Augenmerk auf sie gelegt werden, damit es möglichst nicht zu Unterrichtseinschränkungen oder gar Unterrichtsausfall kommt", so die Ministerin. Das sei die Lehre aus den pandemiebedingten Schulschließungen.

Energiesparpotenziale sollten aber natürlich genutzt werden. Das sei ohnehin schon in vielen Schulen und Universitäten ein Thema, betonte die Ministerin. Auch die Chefin der Bildungsgewerkschaft GEW, Maike Finnern, sagte der Zeitung, viele Schulen gingen längst nachhaltig und verantwortungsvoll mit Energie um. Allerdings seien viele Schulen auch marode, nicht energieeffizient gebaut, Heizungen müssten modernisiert werden. Wegen steigender Energiekosten und der Sorge um Gasknappheit sind zahlreiche Schwimmbäder von der Schließung bedroht. Am Freitag billigte der Bundesrat den Einsatz von mehr Kohlekraftwerken zur Stromerzeugung.

Kremlsprecher Dmitri Peskow betonte am Freitag, dass der Umfang der Gaslieferungen lediglich davon abhängt, wann die reparierte Gasturbine aus Kanada die Energielieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 wieder ermöglicht. Trotz der Sanktionen des Westens führt Russland die planmäßigen Wartungsarbeiten aus. Gazprom hatte die Gaslieferungen durch Nord Stream 1 nach Deutschland wegen sanktionsbedingten Fehlens einer Turbine gedrosselt. Deutschlands größter Importeur von russischem Erdgas, Uniper, rief daraufhin nach Staatshilfen, die der Bundesrat am Freitag billigte. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, warnte derweil vor Produktionseinbrüchen in der Industrie durch einen gravierenden Gasmangel.

Für den Notfall zeichnet sich bereits eine gewisse Konkurrenz ab, da unklar ist, wer im Notfall auf wie viel Gas verzichten müsste. Falls Gas knapp werden sollte, würde die Bundesnetzagentur es verteilen. Vorgesehen ist, dass private Haushalte, öffentliche Einrichtungen und systemrelevante Betriebe zuerst versorgt würden – wogegen einige Firmenvertreter jedoch bereits protestierten.

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