Gegenwind: "Osterpaket" wohl eher teure Antwort auf die Energiefrage
Die Abkehr von fossilen Energieträgern ist in Europa seit Langem in Planung. Deutschland hat den Anteil seines Brutto-Endenergieverbrauchs aus erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2020 auf etwas mehr als 19 Prozent gesteigert und somit das im Jahr 2010 selbstgesteckte Ziel von 18 Prozent sogar übertroffen. Doch insbesondere seit diesem Frühjahr laufen die Bemühungen auf Hochtouren, sich möglichst von russischen Energieimporten zu "befreien".
Doch nun regt sich Widerstand gegen den Plan der Bundesregierung, den Import von aufwendig verflüssigtem Erdgas (LNG) zu erhöhen, um die Abhängigkeit der deutschen Energieversorgung von russischem Erdgas aus Pipelines zu verringern. Die dafür geplante Errichtung von Importterminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel kritisierte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) als sogenannten "Wildwuchs". Die Organisation forderte Wirtschaftsminister Robert Habeck auf, "den angeblichen Bedarf für die Terminals endlich mit konkreten Zahlen zu belegen". Die DUH verweist dabei auch auf die Einschätzung des Wirtschaftsforschungsinstituts DIW, feste LNG-Terminals seien in Deutschland "wegen der langen Bauzeiten und dem mittelfristig stark rückläufigen Erdgasbedarf nicht sinnvoll".
Doch auch die sogenannten erneuerbaren Energieträger werden keine einfachen Lösungen bringen. Anfang des Monats hat das Bundeskabinett auf Vorschlag des Bundesministers für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck ein sogenanntes "Osterpaket" für ganz Deutschland verabschiedet, das laut seinem Ministerium (BMWK) die größte energiepolitische Gesetzesnovelle seit Jahrzehnten darstellt. Es soll als Beschleuniger für den Ausbau der erneuerbaren Energien dienen, deren Anteil am Bruttostromverbrauch sich dadurch innerhalb von weniger als einem Jahrzehnt noch einmal beinahe verdoppeln solle. "Die erneuerbaren Energien liegen künftig im öffentlichen Interesse und dienen der öffentlichen Sicherheit", erklärte Habeck. So soll der Anteil des deutschen Bruttostromverbrauchs aus erneuerbaren Energieträgern bis zum Jahr 2030 auf mindestens 80 Prozent steigen. Auch der UNO-Generalsekretär Guterres drängte jüngst auf mehr Investitionen in erneuerbare Energieträger weltweit, um die schlimmsten Hunger- und Klimakrisen abzumindern.
Nach einer aktuellen internationalen Untersuchung dürfte dieses Ziel allerdings unter anderem finanziell mit hohen Kosten verbunden sein. Denn während auch die gestiegenen Kosten die Abkehr von fossilen Brennstoffen antreiben, haben die erhöhte Nachfrage sowie chaotische Lieferketten auch die Preise für erneuerbare Energien weltweit in die Höhe schnellen lassen.
Innerhalb eines Jahres sind die Preise für Wind- und Solarenergie um fast 30 Prozent gestiegen, hieß es in einem am Mittwoch erschienen Bericht von LevelTen Energy. Die durch die COVID-19-Pandemie verursachten wirtschaftlichen, logistischen und arbeitsmarktpolitischen Störungen wurden durch den militärischen Konflikt in der Ukraine weiter verschlimmert. Laut Reuters wurde so ein Jahrzehnt des Kostenrückgangs im Sektor der erneuerbaren Energien zunichte gemacht.
Allein im ersten Quartal dieses Jahres stiegen die Preise in Europa um 8,6 Prozent, in den USA waren es sogar 9,7 Prozent. Der Krieg in der Ukraine war "der letzte Strohhalm für einen Markt, auf dem bereits große Preisspannungen herrschten", zitiert Reuters Oscar Perez, Partner bei dem in Spanien ansässigen Fondsmanager und Entwickler erneuerbarer Energien Q-Energy. Laut Graham Price, Analyst bei der Investmentbank Raymond James, dürften die gestiegenen Kosten für erneuerbare Energien sowie die beschleunigte Klimapolitik in Europa die Attraktivität von teureren Technologien wie grünem Wasserstoff und Biokraftstoffen erhöhen.
Bisher haben die gestiegenen Preise die Nachfrage laut LevelTen noch nicht gebremst, was auch eine Umfrage des Unternehmens unter 21 Nachhaltigkeits- und Energieberatern zeigt, die in dem Bericht zitiert wird. Luigi Sacco von Falck Renewables sieht daher eher Probleme auf der Angebotsseite: "Die Nachfrage ist da, aber das Angebot hat in einigen Märkten etwas zu kämpfen."
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