Greenpeace: Importabhängigkeit von russischem Öl mittels Tempolimit reduzieren

Greenpeace veröffentlicht einen 10-Punkte-Plan, der Tempolimits für die Dauer des Konflikts vorsieht. Zudem wird die "Fortführung des Homeoffice", das "Absenken der Raumtemperatur um ein oder zwei Grad" und ein "Verbot von Inlandsflügen" gefordert.

Die Umweltorganisation Greenpeace hat einen 10-Punkte-Plan veröffentlicht, in dem "kurzfristig wirkende Maßnahmen" vorgeschlagen werden, um Deutschlands derzeitigen Ölverbrauch- und bedarf zu senken. Die in dem veröffentlichten Papier enthaltenen Punkte sollen bewirken, "die Importabhängigkeit von russischem Öl" zu reduzieren. Der Titel der Veröffentlichung lautet: "Kein Öl für Krieg: 10 Maßnahmen, wie Deutschland schnell unabhängiger von russischem Öl wird". In der Veröffentlichung heißt es unter anderem:

"Die Einführung eines temporären, auf die Dauer des Konflikts bezogenen Tempolimits von 100 km/h auf Autobahnen, 80 km/h auf Landstraßen und 30 km/h in Städten kann den Verkehrsfluss verbessern, verbrauchsintensive Geschwindigkeitswechsel reduzieren und die Effizienz von Verbrennungsmotoren erhöhen."

Greenpeace sieht laut der dpa eine momentane Notwendigkeit zu derartigen Maßnahmen:

"Ein Importstopp russischen Öls sei in der aktuellen Lage notwendig, um dem Krieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin gegen die Ukraine die finanzielle Basis zu entziehen."

Neben Öl-Importen aus anderen Ländern seien zudem Maßnahmen "nötig", die "den Verbrauch kurzfristig senken". Dadurch ließen sich laut Berechnungen von Greenpeace "je nach Ausgestaltung 10 bis 12 Prozent der Öl- und Netto-Ölproduktimporte ersetzen". Die Umweltorganisation betont in ihrem Schreiben, dass "nicht allein in Deutschland, sondern in ganz Europa Einsparmaßnahmen beim Ölverbrauch ergriffen" werden müssten. So behauptet Greenpeace-Verkehrsexperte Benjamin Stephan laut dpa:

"Jede Tankfüllung, jede Heizöllieferung spült Geld in Putins Kriegskasse. Diese unerträglichen Finanzhilfen für Putins Angriff auf die Ukraine ließen sich schon morgen deutlich reduzieren."

Ein Artikel der Welt ergänzt: "Alles, was es dafür braucht, ist politischer Mut und die Art von Unterstützung, die wir gerade in weiten Teilen der Gesellschaft sehen", so Stephan. Ein weiterer Vorschlag sieht die "Fortführung des Homeoffice" vor, da dies "erhebliche Einsparungen" aus der daraus resultierenden "Reduktion des Kraftstoffbedarfs" bringen würde. Regulatorisch wäre es daher nach Ansicht von Greenpeace durchaus sinnvoll, die "derzeit noch geltende Homeoffice-Pflicht zu verlängern".

Zum Thema Heizölverbrauch und Wohnraumtemperaturen heißt es in der Veröffentlichung:

"In absoluten Zahlen ließen sich so bei einer Absenkung der Raumtemperatur um 1 Grad Celsius rund 0,5 Millionen Tonnen Heizöl und bei einer Absenkung um 2 Grad Celsius rund 1,1 Millionen Tonnen Heizöl einsparen." 

Zwei weitere Vorschläge lauten, dass "Bürger auf jede vierte Freizeit-Autofahrt von über 20 Kilometern verzichten sollten" und dass "zwei Mal im Monat ein autofreier Sonntag" verhängt wird. Inlandsflüge ließen sich laut Einschätzung der Umweltorganisation zudem "relativ leicht und mit wenig zeitlichem Mehraufwand" auf den Schienenfernverkehr verlagern. Die einzelnen Abschnitte des 10-Punkte-Plans lauten:

In den sozialen Medien wurden die formulierten Vorschläge unterschiedlich aufgenommen und kommentiert:

Die Diskussion um ein Tempolimit forcierte sich jüngst in den sozialen Medien aufgrund eines Twitter-Beitrags des saarländischen Ministerpräsidenten Tobias Hans:

Die Umweltorganisation behauptet:

"Dieser Report zeigt, wie kurzfristig wirkende Maßnahmen im Verkehr- und Wärmebereich Deutschlands Ölverbrauch und damit die Importabhängigkeit von russischem Öl signifikant senken können."

Die Umsetzung beruhe demnach laut den Vorstellungen von Greenpeace "zum Teil auf Freiwilligkeit …, aber auch auf politischer Regulierung".

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