Klima, Krieg und Krise: Lauterbach fordert Fleischverzicht

Karl Lauterbach möchte den Fleischkonsum stark einschränken, um die Umwelt, das Klima und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Für seine Position nahm Lauterbach in Anspruch, wissenschaftlichen Erkenntnissen zu folgen.

Nach den jüngsten Äußerungen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zum Zusammenhang von COVID-19 und dem Ukraine-Krieg forderte er nun, den Fleischkonsum deutlich einzuschränken – aus Gründen des Klimaschutzes und einer gesünderen Ernährung. Zwar würde er keine fleischlose Ernährung propagieren, meinte der SPD-Politiker gegenüber dem Spiegel. Doch trat er für eine starke Reduzierung des Fleischverzehrs ein:

"Wir brauchen eine Ernährung, die sehr viel stärker vegan und vegetarisch ausgerichtet ist, weil wir sonst allein durch die Art, wie wir uns ernähren, viel zu viel CO₂ und Methan freisetzen."

Als weitere Gründe führte der Minister Gesundheitsaspekte ins Feld. Der jetzige Fleischkonsum habe Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs zur Folge und sei mit Tierquälerei verbunden:

"Welchen Sinn macht Tierquälerei, damit wir uns ungesund ernähren und dabei auch noch das Klima ruinieren?"

In diesem Zusammenhang kam der SPD-Politiker auch auf die Energiepolitik zu sprechen. So forderte er, die Energiewende zu beschleunigen, im Zweifelsfall auch auf Kosten des Naturschutzes:

"In diesen Fällen sind manchmal auch Umweltschützer eine Gefahr fürs Klima. Ich will es mal so ausdrücken: Was nützt uns das kurzfristige Überleben des Rotmilans, wenn Mensch und Tier insgesamt gefährdet sind?"

Ein falsch verstandener Tierschutz helfe niemandem weiter. Offenbar besteht ein Konflikt zwischen Vogelschutz und Energie aus Windkraft, wie Lauterbach indirekt einräumte. Die Wissenschaft könne jedoch Möglichkeiten zeigen,

"wie wir Vögel auch außerhalb ihres bisherigen Habitats schützen können, weil wir dort zum Beispiel dringend Windkraftanlagen bauen müssen."

Lauterbach beklagte im allgemeinen, dass es bisher keine systematische Integration der Wissenschaft in den politischen Alltag gebe.

"Mit dem Corona-Expertenrat, der mein Ministerium und das Bundeskanzleramt berät, ist dies zum ersten Mal gelungen. Er tagt nicht einmal im Jahr und überreicht uns dann ein Gutachten, das niemand liest."

Die Politik der vergangenen Wochen sei maßgeblich durch den Rat und auch seine eigene wissenschaftliche Zuarbeit geprägt:

"So wie mit dem Expertenrat müsste es auch in anderen Bereichen der Politik laufen."

Mit seinen jüngsten öffentlichen Interventionen abseits des Corona-Themas, zu dem Lauterbach bisher täglich Stellung genommen hat, und das angesichts der Ereignisse in der Ukraine in den Hintergrund rückt, bereitet der Minister medial bereits zusätzliche Handlungsfelder für sein Ressort und die Regierung vor.

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(rt/dpa)