Deutschland

Trotz Waldsterbens: Neue Holzbau-Offensiven in Berlin und Brandenburg

Die weltweite Nachfrage nach Holz steigt stetig. Klimawandel und schwache Monokulturen führen jedoch seit Jahren zu einem erhöhten Waldsterben. Die gestiegene Nachfrage führt nun zu Holzmangel. Dennoch möchten Berlin und Brandenburg jetzt eine "Holzbau-Offensive" starten.
Trotz Waldsterbens: Neue Holzbau-Offensiven in Berlin und BrandenburgQuelle: www.globallookpress.com © Andreas Friedrichs/www.imago-images.de

Etwa ein Drittel der Fläche Deutschlands ist bewaldet. Mit einem Gesamtholzvorrat von insgesamt 3,7 Milliarden Kubikmetern existiert in deutschen Wäldern somit mehr Holz als in allen anderen Ländern der Europäischen Union (EU). Ein Traum für Natur- und Waldfreunde. Doch erfüllt der Wald weitaus mehr Funktionen, als nur Rückzugs- und Erholungsort zu sein. So nehmen die deutschen Wälder aufgrund ihres enormen Holzvorrates auch eine jährlich größer werdende Bedeutung bei der Deckung des steigenden Holzbedarfs der weltweiten Volkswirtschaften ein.

Das öffentliche Wirken von Initiativen wie "Fridays for Future" hat auch in der Baubranche Einzug gehalten. So entscheiden sich Bauherren bei der Auswahl der für den Bau benötigten Rohstoffe vermehrt für Holz statt für Beton. Neben der natürlichen Optik steht bei der Wahl des naturnahen Materials besonders dessen Fähigkeit im Vordergrund, CO₂ zu speichern.

So ist es durch vermehrtes Bauen mit Holz möglich, einen Beitrag zur CO₂-Einsparung zu leisten und gleichzeitig die CO₂-Emissionen zu lindern, also den Ausstoß des für den Klimawandel verantwortlichen Treibhausgases. Die bei der Herstellung von Beton entstehenden CO₂-Emissionen, welche in Deutschland für allein acht Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, bleiben durch das Bauen mit Naturmaterialien also aus.

Nun erkannten auch der Berliner Senat und die Brandenburger Landesregierung die Vorteile des innerhalb der Baubranche herrschenden Trends des naturfreundlichen Bauens und riefen entsprechende Holzbau-Offensiven aus. So haben sich die beiden Länder verpflichtet, das Bauen mit Holz zu fördern. Daher soll nun auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel das weltweit größte Holzbauquartier, ein Innovationszentrum entstehen, bei dessen Bau überwiegend Holz verwendet wird.

Was mit Blick auf den Klimawandel und die Tatsache, dass Holz ein nachwachsender Rohstoff ist, zunächst einmal gut klingt, birgt jedoch auch Probleme: Der wachsende Holzbedarf der Menschheit hatte in den vergangenen Jahrzehnten weltweit dazu geführt, dass großflächig Wälder gerodet wurden. Dieses Vorgehen hatte die Zerstörung vieler empfindlicher Ökosysteme zur Folge, da die daraufhin erfolgten Aufforstungen meist nicht unter der Berücksichtigung renaturierender Aspekte vonstattengingen.

Für eine erfolgreiche Aufforstung sind diese komplexen Ökosysteme jedoch sehr wichtig. Das gesunde Wachstum von Bäumen und Pflanzen des Waldes setzt einen funktionierenden Verbund zwischen Biotop und Biozönose voraus. Ist diese Verbindung jedoch gestört, kommt es zu erhöhtem Pilz- oder Schädlingsbefall, was zum Sterben ganzer Wälder führen kann. Der meist erfolgte Anbau von Monokulturen ist wegen des fehlenden Ökosystems sehr anfällig für Störungen aller Art. So haben die neuen Kiefern dieser Kulturen meist auch in den Folgejahren Mühe, trockene Sommer zu überstehen. Fällt ein Symbiose-Faktor weg, brechen die Monobestände flächig und sehr schnell zusammen.

Doch auch mit dem Klimawandel einhergehende Extremwettersituationen machen den Wäldern in Deutschland zusätzlich zu schaffen. So kam es im Zuge lang anhaltender Hitzeperioden und gleichzeitig nahezu ausbleibenden Niederschlages zu einem deutschlandweiten Massensterben der Fichte, einer Gattung der Kiefern. Dem Nadelbaum fehlt es an Grundwasser. So zeigt der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig, dass der Boden in 1,8 Metern Tiefe gerade im Osten Deutschlands einen ernst zu nehmenden Wassermangel aufweist. Doch ist es gerade die Kiefer, die für viele industrielle Produktionszweige nahezu unerlässlich ist.

Kiefer und Fichte sind in der Industrie sehr gefragt. Nahezu jedes Holzhaus wird aus dem leichten, doch enorm stabilen Holz der beiden Bäume gefertigt. In den letzten Jahren sind im Zuge des Waldsterbens und der gesteigerten Rodung von Nutzholz deutschlandweit etwa 280.000 Hektar Wald vernichtet worden, eine Fläche der dreifachen Größe Berlins.

Trotz des hiesigen Waldsterbens exportierte Deutschland in den vergangenen zwei Jahren mehr Holz als jemals zuvor. Größte Abnehmer sind demnach China und Nordamerika gewesen. Die gesteigerte Ausfuhr von Holz führte im Zusammenspiel mit einem plötzlichen, im Zuge der COVID-19-Pandemie auftretenden Baubooms und dem den Vorjahren geschuldeten Holzmangel aufgrund des Waldsterbens zu einer exponentiellen Steigerung der weltweiten Holzpreise und zu Lieferengpässen des Rohstoffes. So sind die Preise für Bauholz in den USA in knapp drei Monaten von 600 US-Dollar je board foot, einer US-Maßeinheit für das Volumen eines Brettes, auf 1.400 US-Dollar gestiegen.

Auch für andere Industriezweige wird der Rohstoff zunehmend interessanter. So kann Holz neben Beton auch Kohle ersetzten. Ein Heizkraftwerk von Vattenfall im Märkischen Viertel versorgt durch das Verbrennen von Holz bereits 40.000 Haushalte mit Strom und Wärme. In der Verpackungsindustrie wird Plastik durch Papier und Pappe ersetzt und Textilien immer mehr aus Holzfasern gefertigt.

Angesichts der anhaltenden Holzknappheit aufgrund der erhöhten Holznachfrage auf dem Weltmarkt wie auch wegen des Waldsterbens und der damit einhergehenden schwierigen Nachzucht gesunder Wälder unter Berücksichtigung funktionierender Ökosysteme ist allerdings unklar, ob der in Deutschland aktuell noch hohe Bestand an Bäumen den für die Holzbau-Offensiven der Länder benötigten Holzbedarf in Zukunft noch decken kann.

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