Das Personal der Deutschen Botschaft in Kiew soll trotz wachsender Spannungen im Ukraine-Konflikt vorerst doch nicht in die Heimat evakuiert werden. Dies bekräftige Bundesaußenministerin Annalena Baerbock am Freitag. Man überprüfe natürlich die Sicherheitslage in verschiedenen Ländern weltweit, auch in der Ukraine, kontinuierlich, teilte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe und der französischen Zeitung Ouest-France mit. Bei der Entscheidung habe man sich dennoch nach dem Beispiel anderer EU-Staaten richten lassen:
"Ebenso wie unsere EU-Partner haben wir derzeit entschieden, das Botschaftspersonal in Kiew nicht zu reduzieren."
Baerbock betonte anschließend, es sei gerade jetzt wichtig, die Ukraine nicht zu destabilisieren. Sie argumentierte:
"Wenn wirtschaftliche Akteure das Gefühl haben, die Lage in der Ukraine sei insgesamt unsicher oder instabil, wird die Bereitschaft zu Investitionen sinken. Genau das würde Putin in die Karten spielen."
Aus diesem Grund habe sie bereits bei ihrem jüngsten Besuch in Kiew Berlins Bestreben zum Ausdruck gebracht, die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der Ukraine auszubauen, unter anderem durch die Partnerschaften im Bereich der grünen Energie. Dabei verwies Baerbock darauf hin, dass die Familienangehörigen des deutschen Botschaftspersonals weiterhin wie zuvor angekündigt freiwillig aus Kiew ausreisen dürften. Die Finanzierung ihrer Heimrückkehr soll in diesem Fall vom Auswärtigen Amt übernommen werden.
Seit mehreren Wochen mehren sich im Westen die Berichte über angeblich verstärkte "aggressive Aktionen" Moskaus in der Nähe der ukrainischen Grenzen. Mit Verweis auf einen möglichen Einmarsch Russlands in der Ukraine haben zuvor bereits die USA, Großbritannien und Australien ihre Pläne angekündigt, Teile ihres Botschaftspersonals aus Kiew abzuziehen.
Russland hat wiederholt die Vorwürfe einer geplanten Invasion in der Ukraine zurückgewiesen und behauptet, dass es niemanden bedrohe oder anzugreifen beabsichtige, während Behauptungen über eine "russische Aggression" als Vorwand dienten, um mehr militärische Ausrüstung der NATO in der Nähe der russischen Grenzen zu stationieren.
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