Ende des Jahres 2020 lagen rund 3,4 Millionen Altersrenten, und damit knapp 20 Prozent, bei unter 500 Euro. Rund die Hälfte aller Rentner erhielt weniger als 1.000 Euro im Monat. Besonders viele kleine Renten werden im Westen und an Frauen gezahlt. Das geht aus einer Antwort des Bundessozialministeriums auf eine Anfrage der AfD hervor.
Das Ministerium erklärte, dass eine niedrige Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung allerdings wenig über das Gesamteinkommen im Alter aussage. Kleine Renten ergäben sich vor allem aus sehr kurzen Beitragszeiten. Etwa durch "kurze Erwerbsbiografien, wie sie früher in den alten Bundesländern bei Frauen oft vorkamen." Oder auch durch den Wechsel des Versichertenstatus von der gesetzlichen Rentenversicherung in die Beamtenversorgung. Laut Alterssicherungsbericht der Regierung kämen geringe Renten "viel häufiger" in Haushalten mit hohen Einkommen vor.
Auch seitens der Deutschen Rentenversicherung hieß es am Freitag, die Betrachtung individueller Ansprüche allein aus der gesetzlichen Rentenversicherung besitze nur eine begrenzte Aussagekraft hinsichtlich der generellen Einkommenssituation von Rentnerinnen und Rentnern.
"Rentnerinnen und Rentner haben in zahlreichen Fällen Alterseinkünfte aus weiteren Quellen, beispielsweise Betriebsrenten, Einkünften eines Partners oder daraus abgeleiteten Ansprüchen auf Hinterbliebenenleistungen."
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Ein Sprecher der Rentenversicherung bezog sich ebenfalls auf den aktuellen Alterssicherungsbericht der Bundesregierung:
"Danach erreichen Ehepaare in Deutschland ein durchschnittliches Netto-Gesamteinkommen aus Alterssicherungsleistungen und zusätzlichen Einkommen in Höhe von 2.907 Euro im Monat."
Alleinstehende Männer ab 65 haben demnach im Schnitt 1.816 Euro Gesamteinkommen pro Monat zur Verfügung, Frauen 1.607 Euro.
Im jährlichen Rentenversicherungsbericht wird wiederholt auf die staatlich geförderte Privatvorsorge – die sogenannte "Riester"-Rente – verwiesen. Mit deren Hilfe könne die hierzulande vor Jahren eingeführte drastische Senkung des Rentenniveaus ausgeglichen werden. Das aber ist nach Einschätzung von Experten nicht haltbar.
Zudem liegt den Angaben die Annahme zugrunde, dass Arbeitnehmer lückenlos Durchschnittsgehälter verdienen. Dies wiederum ist angesichts des heutigen Arbeitsmarktes kaum noch der Fall, da viele Stellen befristet und unterbezahlt sind. Die Zahl der Menschen, die auf die sogenannte "Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung" (sogenanntes "Rentner-Hartz-IV") angewiesen sind, hat sich seit dem Jahr 2003 von 439.000 auf knapp 1,1 Millionen mehr als verdoppelt.
In dieser Woche zeigte sich auch, dass die Kosten für die Pflege im Heim weiter steigen und im Bundesdurchschnitt aktuell bei 2.179 Euro im Monat liegen. Also 111 Euro mehr als vor einem Jahr. "So schnell können Renten und Einkommen gar nicht wachsen. Schon jetzt ist jeder dritte Heimbewohner auf Sozialhilfe angewiesen. Geht das so weiter, wird das Pflegeheim zum Armenhaus, in dem nur noch Sozialhilfeempfänger leben", warnte der Sozialverband VDK.
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