Der "Impffluencer" war geboren, als Prominente wie Uschi Glas oder Günther Jauch unter dem Hashtag #aermelhoch für die "Schutzimpfung" warben. Dennoch zeitigten die Impfkampagnen der Bundesregierung mutmaßlich nicht den durchbrechenden Erfolg – trotz einer aktuellen Impfquote von aktuell gut 67 Prozent.
Neben groß angelegten Plakataktionen diente auch der trendige Kurznachrichtendienst Twitter als Mittel der Wahl, um die Impfbotschaft zu verbreiten. Bundeskanzlerin Merkel gab die Devise vor:
"Sie ebnet den Weg aus der Pandemie: die Corona-Schutzimpfung."
Doch schnell folgte die Ernüchterung. Auch angesichts sogenannten "Impfweltmeisters" Israel vor Augen waren Politik und Medien mit den tatsächlich steigenden Impfzahlen längst noch nicht zufrieden.
So war sich etwa Ärztepräsident Klaus Reinhardt sicher, dass viele Ungeimpfte in Wahrheit gar nicht zur Fraktion der sogenannten Impfverweigerer zählten. Es müssten nur neue und kreative Ideen her, samt niedrigschwelliger Angebote.
"Um diese Unentschlossenen zu erreichen, muss die Impfkampagne in Deutschland komplett neu aufgestellt werden."
Nun mehren sich die Berichte über Impfdurchbrüche, und auch die steigenden Zahlen an hospitalisierten Geimpften sorgen für Ernüchterung in Teilen der Bevölkerung – wohl vor allem unter deren ungeimpftem Teil. Gleichzeitig sorgte der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn für Irritationen und erntete Kritik, als er sich Ende Oktober auf Twitter an "alle" wandte, um diese von der sogenannten Auffrischungsimpfung zu überzeugen.
"Nachdem ich als #COVID19-Genesener im Mai eine Impfdosis bekommen habe, erhielt ich heute meine Auffrischungsimpfung. Freue mich, dass wir gestern mit über 100.000 #Booster-Impfungen einen Tagesrekord erzielt haben. Meine Bitte an alle: Jetzt informieren & Impfschutz boostern!"
Und obwohl die Booster-Empfehlung bislang nur für bestimmte Risikogruppen gilt, pflichtete der bayerische Ministerpräsident Markus Söder dem CDU-Politiker bei und forderte eine Kampagne nur für die Auffrischungsimpfungen.
"Wir brauchen eine eigene Kampagne für die Drittimpfung – unabhängig von Altersgrenzen."
Doch noch immer sind weite Teile der Bevölkerung nicht einmal von der Notwendigkeit der Impfung an sich überzeugt.
Und nun ist es wieder Twitter, das als Kampagnen-Plattform dient, um diesen Bevölkerungsteil von der Vakzination gegen COVID-19 zu überzeugen. Unter dem Hashtag #allesindenArm machen sich auf Twitter Prominente und andere Nutzer für eine Corona-Impfung stark. So schrieb der Starpianist Igor Levit am Sonntag:
"Hallo. Ich bin Igor Levit und ich bin Pianist. Ich bin geimpft. Wissenschaft und Solidarität sind der Weg aus der Pandemie. Deshalb: Lasst Euch impfen! #allesindenArm."
Viele andere posteten Statements mit ähnlichem Wortlaut, darunter der Komiker Torsten Sträter.
"Hallo, ich bin Torsten Sträter. Komiker. Ich bin geimpft. Drei Mal. Und ich hab ne Nadel-Phobie, ihr Affen."
Auch Schauspielerin Verena Altenberger, Schauspieler Marcus Mittermeier, oder die SPD-Politikerin Manuela Schwesig beteiligten sich – genauso wie der Deutsch-Hip-Hopper Smudo.
"Hallo. Ich bin Smudo, 53 und Unterhaltungskünstler. Ich habe mir schon krasseres Zeug als dieses Biontech reingepfiffen. Nichts davon hat geschadet."
Auch die in Funk, Fernsehen und Printmedien in Sachen Corona oft zurate gezogene Virologin Melanie Brinkmann postete ein Statement, mit dem sie sich einreihte, um Überzeugungsarbeit zu leisten.
"Hi. Ich heiße Melanie Brinkmann, bin Wissenschaftlerin, Virologin, und Mutter von drei Kindern. Ich bin geimpft. Wissenschaft und Solidarität sind der Weg aus der Pandemie. Deshalb: Lasst Euch impfen!"
Zu dem Hashtag gab es bis zum Montagmorgen mehr als 61.000 Tweets. Neben viel Zuspruch wurden jedoch auf Twitter auch kritische Stimmen laut.
Der Name der Kampagne erinnert an die vergangenen Aktionen #allesdichtmachen und #allesaufdentisch, die jedoch die Corona-Politik der Bundesregierung kritisierten und zum Teil impfkritische Positionen vertraten. Auch dabei waren viele prominente Gesichter vertreten. Angesichts der nun gestarteten Twitter-Kampagne meldete sich auch der #allesdichtmachen-Initiator, Filmregisseur, Drehbuchautor und Musiker Dietrich Brüggemann mit einer ironischen Botschaft zu Wort.
"Moin. Ich bin Dietrich Brüggemann, Autor und Regisseur. Ich bin elfmal geimpft. Dogmatismus, Massenhysterie und Herumtrampeln auf der freiheitlich-demokratischen Grundordnung sind der Weg aus der Pandemie. Deswegen: Weiter so!"
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