"Pimmelgate" oder wer hat in Hamburg den größten Pinsel
An der Waterkant liefern sich seit dem Wochenende die linke Szene und die Polizei ein Katz-und-Maus-Spiel. Dabei geht es zwar vordergründig um das bekannte Hamburger "Pimmel-Gate". Aber noch mehr um die Frage, wie sinnhaft Polizeieinsätze sind, um immer wieder Plakate zu übermalen. Mehrfach waren die Beamten mit schwarzer Farbe und Pinsel zum linken Projekt Rote Flora angerückt. Zur Diskussion steht dabei das gesamte Verhalten der Innenbehörde um Senator Andy Grote (SPD).
Schniedel, Zipfel, Schniepel, Nudel – das Deutsche kennt unzählige Ausdrücke, um das primäre männliche Geschlechtsmerkmal zu umschreiben. Seit Ende des 19. Jahrhunderts gehört auch "Pimmel" dazu – vermutlich eine Ableitung aus dem niederdeutschen "Pümpel", das den Stößel im Mörser bezeichnet. Einem Twitter-Nutzer wurde der "Stößel im Mörser" zum Verhängnis, nachdem die Hamburger Polizei herausfand, dass er derjenige war, der Innensenator Andy Grote als solchen auf dem Kurznachrichtendienst tituliert hatte.
Vorausgegangen war diesem "Ermittlungserfolg" eine Hausdurchsuchung im Hamburger Stadtteil St. Pauli. Der Beschuldigte hatte auf Twitter an die Adresse von Grote gerichtet geschrieben:
"Du bist so 1 Pimmel."
Heute morgen um 6.00 gab es eine Hausdurchsuchung. 6 Beamt*innen in der Wohnung. Gesucht wurde das Gerät, mit dem "du bist so 1 Pimmel" unter einen Tweet von Andy Grote geschrieben wurde. Sie wissen, dass zwei kleine Kinder in diesem Haushalt leben. Guten Morgen, Deutschland. pic.twitter.com/G9boAWl63s
— ZooStPauli (@pauli_zoo) September 8, 2021
Die "Pimmelisierung" Grotes durch den Beschuldigten war eine Reaktion auf einen Tweet von Grote. Der hatte Feiernden im Stadtteil Sternschanze, die sich nicht an die Corona-Abstandsregeln gehalten hatten, unter anderem "Ignoranz" und eine "dämliche Aktion" vorgeworfen.
In der #Schanze feiert die Ignoranz! Manch einer kann es wohl nicht abwarten, dass wir alle wieder in den Lockdown müssen… Was für eine dämliche Aktion! Danke @PolizeiHamburg, die wieder einmal den Kopf hinhalten, damit die Pandemie nicht aus dem Ruder läuft. https://t.co/gmDz34P0oi
— Andy Grote (@AndyGrote) May 30, 2021
Dabei hatte Grote im Juni 2020 selbst eine Party mit 30 Gästen geschmissen und damit gegen die damaligen Coronaregeln der Hansestadt verstoßen. Gegen ihn wurde im August desselben Jahres ein Bußgeld in Höhe von 1.000 Euro verhängt, da er eine "verbotene private Zusammenkunft" veranstaltet habe. Grote zahlte das Bußgeld, entschuldigte sich, trat aber nicht zurück.
Nicht wenige in Hamburg betrachteten die Hausdurchsuchung nach dem zugegeben beleidigenden Twitter-Spruch dennoch als völlig überzogen – vor allem im Hinblick auf Grotes eigenes Fehlverhalten. Doch damit war die Geschichte noch lange nicht erledigt. Aus der Nudel wurde ein richtiger Nudelsalat, als der Staatsschutz der Hamburger Polizei im Oktober 2021 weitere Ermittlungen einleitete. Auslöser waren gelbe Aufkleber mit der Aufschrift "Andy, Du bist so 1 Pimmel", die plötzlich in der Nähe von Grotes Wohnung im Stadtteil St. Pauli vermehrt auftauchten.
Hamburger Polizei und Senat machen sich gerade lächerlich, #pimmelgate#andygrote#pimmelpic.twitter.com/TGaMGbJBPA
— Knut Elke (@ElkeKnut) October 25, 2021
Die Hamburger Polizei kratzte sie wieder ab und erklärte, dass die Aufkleber "im Sinne der Gefahrenabwehr wegen des erneuten Verdachts der Beleidigung sowie zur Beweissicherung für mögliche Strafverfahren entfernt worden seien". Dann tauchte am vergangenen Samstag plötzlich ein meterhohes Plakat mit "Andy, Du bist so 1 Pimmel" an der Außenwand des linken Kulturzentrums Rote Flora im Stadtteil Sternschanze auf.
Dies sei eine "neue Runde", schrieb die Rote Flora auf Twitter.
Neue Runde... #Pimmelgate#pimmelgrotepic.twitter.com/uLji9ClWQx
— Rote Flora (@flora_rote) October 23, 2021
Schon am Sonntagmorgen übermalte die Polizei den Text jedoch mit schwarzer Farbe.
Hier das hart erarbeitete 1:1 der @PolizeiHamburg gegen die @flora_rote nochmal in der Rückschau.#Pimmelgatepic.twitter.com/i7IMga3z4g
— GROW Hamburg (@GROWHamburg) October 24, 2021
Daraufhin schrieben die Initiatoren des Plakats den "Pimmel-Spruch" wieder auf das Plakat – und die Polizei übertünchte es wieder mit schwarzer Farbe. "Damit steht es jetzt 2:2", wie einige Twitter-Nutzer amüsiert schrieben. Es dauerte allerdings nicht lange, bis die Rote Flora den Spruch wieder auf das Plakat pinselte:
3:2 @AndyGrote gib einfach auf, tritt zurück, das ist ein Kampf den kannst du nicht gewinnen. #pimmelgate#pimmelandy#pimmelgrotepic.twitter.com/VEqtl7qBdy
— Rote Flora (@flora_rote) October 25, 2021
Der absurde Wettbewerb zwischen den Aktivisten der Roten Flora und der Polizei veranlasste die Hamburger Morgenpost zu der Frage, wie häufig die Beamten denn "noch zum Pinsel-Einsatz ausrücken" würden.
Die Hamburger Polizei mache sich in diesem "bizarren Kleinkrieg mit der linken Szene komplett lächerlich", so die Zeitung weiter. Es "mangele offensichtlich an wichtigeren Aufgaben – und an kluger Führung". Weiter schreibt die Hamburger Morgenpost in ihrem Kommentar:
"Wir werden uns daran erinnern, wenn es mal wieder heißt, die Polizei hätte zu wenig Personal, die Polizei hätte keine Einsparmöglichkeiten, die Polizei dürfe keine zusätzlichen Aufgaben bekommen, weil die Beamten ja so am Limit seien."
Die Aktivisten der Roten Flora kündigten derweil an, dass sie noch "den einen oder anderen Topf weißer Farbe" hätten. Oder, um es mit dem frischgekürten "Jugendwort des Jahres" zu sagen: voll cringe das Ganze.
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