Wahlforscher: Union mit Spitzenkandidat Söder hätte gegen SPD mit Kandidat Scholz gewonnen
SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz ist der "entscheidende Faktor" für das Wahlergebnis seiner Partei gewesen, meint Wahlforscher Manfred Güllner. In einem Interview mit ntv.de sagte der Chef des Meinungsforschungsinstituts Forsa auch, dass Scholz von der Schwäche von Unionskandidat Armin Laschet und der grünen Spitzenkandidatin Annalena Baerbock profitierte.
Zahlreiche befragte Wähler anderer Parteien hätten die Union gewählt, wenn CSU-Chef Markus Söder deren Spitzenkandidat fürs Kanzleramt gewesen wäre. Güllner widersprach der These, dass zum Beispiel Grünen-Wähler ihr Kreuz bei der SPD setzten, um Laschet zu verhindern. Allerdings werde die SPD als Partei "sehr kritisch" gesehen.
"Scholz hat die kritischen Punkte überdeckt und hat solche Wählerinnen und Wähler für die SPD gewonnen, die glaubten, dass Laschet und Baerbock das Land nicht führen können."
Beide seien nicht für "kanzlerfähig" gehalten worden, so der Wahlforscher. Davon habe der SPD-Kandidat profitiert, "den man als Person immer schon für kompetent, sympathisch und auch fähig hielt". Güllner betonte aber, dass die SPD mit knapp unter 26 Prozent keinen "berauschenden Wert" erreichte. Viele Wähler hätten auch gesagt: "Ich will keinen dieser drei Kandidaten."
Mit Söder wäre es besser gelaufen
Das Wahlergebnis der Union bezeichnet der Forsa-Chef als "Desaster". Nach dem ersten Wählereinbruch noch unter Helmut Kohl habe Angela Merkel das bürgerliche Lager aus Union und FDP auf rund 28 Prozent gehalten. Mit Armin Laschet habe es nun "einen Riesenabsturz" gegeben.
Ein Zehntel derjenigen von rund 5.000 befragten Wählern, die für andere Parteien stimmten, hätten die Union mit einem Spitzenkandidaten Söder gewählt, so der Forsa-Chef.
"Mit Söder wäre die Union glatt über 30 Prozent gekommen."
Güllner sieht die Grünen als "eigentliche Gewinner" der Wahl. Sie hätten über ihre Stammwähler hinaus "ganz stark Neu-Grüne gewonnen".
Allerdings seien die Grünen weiterhin keine "Volkspartei" und hätten auch im Osten außer in den Metropolen Leipzig und Dresden keine richtige Basis. Sie seien "nach wie vor eine Klientelpartei für die oberen Bildungs- und auch Einkommensschichten". Güllner ist zugleich nicht vom guten FDP-Ergebnis überrascht, wozu vor allem Jüngere beigetragen hätten. Der Wahl-Absturz der Linkspartei war ebenso kein Thema für ntv.de und Güllner wie das Abschneiden der AfD.
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