"Zur Not erzwingen wir es" – CDU nimmt US-Millionenbetrüger als Vorbild für Wahlkampf-Motivation

In einem Motivationsvideo für Mitglieder untertitelt die CDU ausgerechnet einen Ausschnitt aus dem Film "The Wolf of Wallstreet" mit einem eigenen Text. Der Film porträtiert den US-Millionenbetrüger Jordan Belfort – bissige Kommentare ließen nicht lange auf sich warten.

Der US-amerikanische Börsenmakler Jordan Belfort war einst der Darling der Wallstreet. Seine Brokerfirma Stratton Oakmont zählte zwischenzeitlich mit über 1.000 Mitarbeitern zu den größten Firmen auf dem Markt. Die Firma betreute in den späten 1980er und frühen 1990er die Börsengänge von über 35 Unternehmen und verwaltete Anlagen in Milliardenhöhe. Doch dann kam der tiefe Fall.

Die Firma wurde im Jahr 1997 von der National Association of Securities Dealers wegen Betrugs an den Kunden ausgeschlossen und nur ein Jahr später von der US-Börsenaufsichtsbehörde geschlossen. Die Anleger hatten bis dahin Verluste von über 200 Millionen US-Dollar zu verbuchen. Belfort wurde wegen Wertpapierbetrugs und Geldwäsche zu vier Jahren Haft verurteilt. Dass er mit dem FBI kooperierte, verhinderte eine höhere Strafe. Nach nur 22 Monaten wurde er aus der Haft entlassen. Seitdem ist er als Unternehmensberater und Motivationstrainer tätig.

Hollywood-Mogul Martin Scorsese (unter anderem verantwortlich für Filmklassiker wie "Taxi Driver" und "Goodfellas") verfilmte die Geschichte und sparte nicht mit Details über Belforts seinerzeit exzessiven Lebensstil und Drogenkonsum. An einer Stelle des Film von Scorsese hält Belfort, der von Leonardo di Caprio gespielt wird, eine fulminante Rede an seine Angestellten, um sie dafür zu gewinnen, mit den kriminellen Geschäften weiterzumachen. Di Caprio wurde für die brillante Darstellung im Jahr 2014 für den Oscar nominiert und gewann im selben Jahr einen Golden Globe für seine Rolle.

Ausgerechnet Belforts Motivationskünste hat sich nun die CDU als Vorbild genommen, wie das Online-Magazin Vice berichtete. Genau diese Passage, also die Aufforderung, mit den kriminellen Geschäften weiterzumachen, nahm die CDU aus dem Film und fügte der Szene eigene Untertitel ein: 

"Und wir überholen die Sozen. Und es heißt am 26.9.: Ausgeschlumpft, lieber Olaf! Lasst uns jetzt raus gehen und lasst uns die Leute mit Armin Laschet zusammen überzeugen, und zur Not erzwingen wir es. Wir erzwingen es und liegen 100.000 Stimmen vorne. Wir sind geschlossen. Wir sind entschlossen. Wir gewinnen diese Bundestagswahl! Jetzt lasst uns 14 Tage durchkämpfen!"

Reaktionen auf das Video, das zunächst vom CDU-Pressesprecher in Sachsen, Paul Schäfer, auf Twitter veröffentlicht und dann wieder gelöscht worden sein soll, ließen nicht lange auf sich warten. Der Blogger Thomas Knüwer twitterte:

"Die Partei findet also einen Betrüger super, der Kleinanleger um 200 Mio. $ brachte. Mehr muss man über die Partei dann auch nicht mehr wissen."

Ähnlich sieht es der Spiegel-Journalist Anton Rainer:

"Die @CDU sucht zwei Wochen vor der Wahl ein Vorbild und findet: Einen mehrfach vorbestraften Aktienbetrüger, Drogenkonsumenten und Geldwäscher, der tausende Kleinanleger um hunderte Millionen Dollar gebracht hat."

Anspielungen auf die jüngeren Korruptionsskandale der CDU blieben ebenfalls nicht aus. So schrieb ein weiterer Twitter-Nutzer:

"Auch ist die Wolf-of-Wall-Street-Referenz nach Masken- und Aserbaidschanaffäre vielleicht ein klein wenig unglücklich gewählt. "

Der Clip wurde laut Vice am Sonntag, also am Abend des Kanzlertriells, in der CDU-Parteizentrale in Berlin gezeigt. Auf Anfrage von Vice habe ein CDU-Sprecher lediglich mitgeteilt, dass es sich nicht um ein offizielles Partei-Video handle. Laschet sei zum Zeitpunkt der Aufführung noch nicht im Konrad-Adenauer-Haus gewesen.

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