Körpersprachen-Experte: Für Laschet ist der Zug vermutlich abgefahren

Der Körpersprachen-Experte Stefan Verra hat für RT DE die Kanzlerkandidaten bewertet, die sich zum "Triell" getroffen hatten. Während Laschet vor allem aggressiv aufgetreten sei, habe Scholz versucht, einen möglichst stabilen, desinteressierten Eindruck zu erwecken.

Armin Laschet, der Kanzlerkandidat der CDU, hat laut dem Experten für Körpersprache Stefan Verra bei Kanzlerkandidatenrunde am Sonntag mit "viel Angriffslust" agiert. Das verrate seine Körpersprache. Seine Augenbrauen habe er in der Mitte zusammengezogen. Auch sein Mund sei "sehr angestrengt" gewesen. Beim Sprechen habe er viele Handkantenschläge gemacht. Das sei körpersprachlich ein Paradoxon, denn solche Gesten würden eher von der Opposition verwendet. Verra sagt:

"Eine verärgerte Körpersprache ist genau das, was ein Mensch sehen will, wenn er mit dem Status quo, das heißt, mit der aktuellen Regierung, nicht zufrieden ist."

Dabei sei Laschet aufgrund seiner Parteizugehörigkeit der "Amtsinhaber". Er müsste körpersprachlich eher für Stabilität eintreten. Eine solche Körpersprache spreche eher Menschen an, die sagen:

"Es ist zwar nicht alles in Ordnung, aber bitte nichts verändern."

Damit wirke Laschet zu unauthentisch. Auch habe Laschet einige andere Gesten gemacht, die eher auf Passivität hindeuten, wodurch seine andererseits eher angriffslustige Botschaft konterkariert werden würde. Für Laschet ist laut Verra der Zug vermutlich abgefahren.

Annalena Baerbocks Auftreten bewertete der Körpersprachenexperte ganz anders. Sie habe in der Vergangenheit mit ihren großen Gesten, ihrem Lächeln und nach oben gerichteten Blicken eine Aufbruchsstimmung erzeugt. Diese Gesten habe sie am Sonntag anscheinend vermieden. Bei ihr habe eigene Aktivität gefehlt. Sie habe viel gelächelt, was ihr zwar Sympathiepunkte eingebracht habe, zugleich aber habe sie fast den Eindruck von Überheblichkeit erweckt.

Olaf Scholz sei bisher bei allen Auftritten der aus Sicht der Körpersprache stabilste Kandidat gewesen. Stabilität in dieser Hinsicht bedeute, dass die Körpersprache unbewegt bleibt, "egal was da kommt". Trotz vieler Vorwürfe Laschets habe Scholz körperlich kaum reagiert. Das habe dem Zuschauer signalisiert, dass die Vorwürfe ihn nicht berühren. Scholz habe so viel Stabilität gezeigt, dass es knapp am Desinteresse oder Arroganz gegenüber seinen Gesprächspartnern gebaut sei.

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Stefan Verra ist nach eigener Angabe  "der gefragteste Körpersprache-Experte im europäischen Raum". Er ist Dozent an mehreren Universitäten sowie Autor zahlreicher Bücher. Sein neuestes Buch trägt den Titel "Die Körpersprache der Mächtigen"  (Heyne Verlag).