Deutschland

Streik bei der Bahn: GDL-Chef Weselsky weist Kritik vom Deutschen Gewerkschaftsbund zurück

Der Streik bei der Bahn geht weiter, ein Ende des verfahrenen Tarifkonflikts ist nicht in Sicht. Die Lokführergewerkschaft GDL sieht weiterhin keine Basis für neue Verhandlungen mit der Deutschen Bahn. Nun schaltete sich auch der DGB ein und kritisierte die Lokführergewerkschaft.
Streik bei der Bahn: GDL-Chef Weselsky weist Kritik vom Deutschen Gewerkschaftsbund zurückQuelle: www.globallookpress.com © Sebastian Willnow / dpa

Die Gewerkschaft sei zu weiteren Gesprächen bereit, wenn ein verhandlungsfähiges Angebot von der Bahn komme, sagte der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, am Montag im ZDF-"Morgenmagazin". Das jüngste sogenannte Angebot der Deutschen Bahn (DB) sei nur eine vorgetäuschte Verbesserung.

Die Bahn wolle die GDL auf Lokführer und Zugbegleiter beschränken und dieser verweigern, Tarifverträge für die Werkstatt und Verwaltung abzuschließen. Hier würden Grundrechte tangiert. Es solle dauerhaft verhindert werden, dass die GDL die Mehrheit im Betrieb habe. Weselsky betonte: "Und dagegen wehren wir uns." Der GDL-Chef ergänzte:

"Ich muss mich nicht einigen auf 3,2 Prozent, wenn die Bahn uns dauerhaft beschränkt auf Lokführer, Zugbegleiter, Bordgastronomen und damit verhindert, dass wir die Mehrheit im jeweiligen Betrieb tatsächlich auch erreichen können."

Es gehe hier nicht um Vormachtstellung. 

Inzwischen sieht sich die GDL jedoch scharfer Kritik des konkurrierenden Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) ausgesetzt. Der DGB warf deren Chef Weselsky im Bahnstreik Profilierungsversuche gegen die größere Bahngewerkschaft EVG vor. Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann hatte am Wochenende der Rheinischen Post gesagt: 

"Was wir kritisch sehen, ist, dass hier eine Berufsgruppe wie die Lokführer ihre partikularen Interessen gegen das Gesamtinteresse aller anderen Bahn-Beschäftigten durchsetzt."

Die Beschäftigtengruppen in einem Unternehmen dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden, so der DGB-Chef weiter. Obwohl die Differenzen zwischen der Gewerkschaft und der Bahn nicht sehr groß seien, weigere sich GDL-Chef Weselsky, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Laut Hoffmann gehe es Weselsky demnach "im Kern also darum, seine Gewerkschaft (...) zu erhalten und ihren Einflussbereich zu vergrößern, um auf diese Weise mehr Mitglieder zu gewinnen". 

Die GDL gehört zum Deutschen Beamtenbund (dbb) und nicht zum Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Laut Hoffmann sei bisher die GDL nur in 16 der insgesamt über 300 Bahn-Betriebe in der Lage, Tarifverträge auszuhandeln, für alle anderen sei die größere DGB-Verkehrsgewerkschaft EVG zuständig. DGB-Chef ergänzte:

"Bei Herrn Weselsky und der GDL geht es ums pure Überleben."

Es liege an den beiden Gewerkschaften, gemeinsam einen Tarifvertrag mit der Bahn abzuschließen.

Weselsky jedoch wies die Kritik vom DGB-Chef zurück und sieht seine Gewerkschaft zu Unrecht an den Pranger gestellt. Weselsky sagte im ZDF, er würde sich wünschen, dass auch ein Vorsitzender eines Dachverbandes von Gewerkschaften Ursache und Wirkung im Blick behalte. Der DGB-Chef sei derjenige gewesen, der das Tarifeinheitsgesetz initiiert habe. Und jetzt werde der GDL vorgeworfen, für mehr Mitglieder zu werben. "Also ich weiß nicht ganz genau, für was das Gesetz denn geschaffen worden ist." Dieses sage ganz klar: Wer mehr Mitglieder im Betrieb habe, dessen Tarifverträge bleiben in die Zukunft hinein erhalten.

In einem Video, das die GDL am Wochenende veröffentlicht hatte, griff Weselsky die konkurrierende Gewerkschaft EVG an und warb um neue Mitglieder. Demnach habe die Gewerkschaft mittlerweile 38.000. Laut Weselsky sei die Wahrheit, dass die GDL heute schon in den Eisenbahnverkehrsunternehmen in fast allen Betrieben die Mehrheit habe. Er bedankte sich bei den Teilnehmern des aktuellen Streiks und führte an, dass sie sowohl unter dem Druck von Arbeitgebern als auch EVG-Mitgliedern stünden, "die einfach nicht wahrhaben wollen, dass freie Menschen freie Entscheidungen fällen". Weselsky ergänzte: "Wir müssen und wir wollen die Mehrheit sein und wir werden auch die bessere Interessenvertretung sein."

Doch der Chef der konkurrierenden Gewerkschaft EVG, Klaus-Dieter Hommel, sagte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND):

"Tatsache ist, dass die GDL nur einen sehr geringen Teil von DB-Beschäftigten vertritt."

Die EVG sei immer gesprächsbereit, doch derzeit sehe man "keine Basis für eine gemeinsame Lösung des Konflikts". "Für die Zukunft ist es aber notwendig, dass beide Gewerkschaften zusammenarbeiten", so Hommel.

Die GDL will den Streik bei der Deutschen Bahn nach einem Sieg vor Gericht bis zum geplanten Ende am Dienstag um 2.00 Uhr fortsetzen.

Mehr zum Thema - GDL kündigt siebentägigen Streik bei der Bahn ab Mittwoch an

(rt/dpa)

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