Deutschland

Studie blickt in die Seele des Wählers: Es muss sich etwas ändern, aber besser nicht jetzt

Die Menschen fühlen zwar einen Veränderungsdruck, aber die meisten wollen, dass alles so bleibt, wie es ist. Mit einer Tiefenstudie hat das Institut Rheingold versucht, die Beweggründe der Wähler für ihre Entscheidungen bei der Bundestagswahl abzuschätzen. Eine Prognose für das Wahlergebnis lässt sich daraus nicht ableiten.
Studie blickt in die Seele des Wählers: Es muss sich etwas ändern, aber besser nicht jetztQuelle: www.globallookpress.com © McPHOTO/M. Gann

"Von Aufbruch- oder Wechselstimmung war nichts zu spüren in unseren Gesprächen." So fasst Stephan Grünewald vom Rheingold Institut Köln eine aktuelle Studie über die Verfassung der Bürger vor der Bundestagswahl am 26. September zusammen. Seit mehr als 20 Jahren erkundet das Institut vor jeder Bundestagswahl die Seelenlage der Deutschen.

Psychologe Grünewald sagt, er könne aus den Interviews, Umfragen und der Analyse keine zuverlässige Prognose für die Wahlergebnisse ableiten. Viele Wähler steckten in einem inneren Dilemma. Einerseits stellten sie sich zu vielen Problemen grundlegende Änderungen vor, andererseits strebten sie dann doch nach einem "Weiter so".

Wie der Rheingold-Chef gegenüber der Welt  erläuterte, habe sein Institut Bürger in jeweils zweistündigen tiefenpsychologischen Interviews und Gruppendiskussionen gefragt, wie sie das Land wahrnehmen, die Stimmung, den Wahlkampf. Dabei sei es nicht wie bei anderen Umfrage-Instituten nur um die Sonntagsfrage "Wen würden Sie wählen?" gegangen, sondern auch um Schwerpunkte wie Corona, Unwetter, Waldbrände, Afghanistan, Inflation, Verschuldung, Wohnungsnot und Renten.

Der Sozialpsychologe erkennt am Ende ein "fatales Machbarkeitsdilemma". Die Menschen würden zwar  den dringenden Wandlungs- und Handlungsbedarf erkennen, "sie sind aber gleichzeitig zu angstvoll oder zu bequem, um ihn in eine entscheidende Handlungsbereitschaft zu überführen". So regten sich die Wähler über unfähige Spitzenkandidaten auf. Doch insgeheim seien sie froh über die Mittelmäßigkeit der Kandidaten. Das gelte für die drei Spitzenkandidaten von Union, SPD und Grünen.

Deutlich wurde auch eine Tendenz zum energischen Kleinreden aller Kandidaten. Dies habe sich fortgesetzt, wenn die Teilnehmer nach den alternativen Kandidaten einer Partei befragt wurden – Söder statt Laschet, Habeck statt Baerbock. Scholz habe von Fehlern anderer profitiert. Seine gegenwärtig hohe Zustimmung müsse sich nicht auf dem Wahlzettel widerspiegeln.

Der FDP gelinge es, eine verheißungsvolle Botschaft der Veränderung zu verkünden, ohne die Angst vor unzumutbaren Veränderungen zu schüren. Daher könne sie tatsächlich zu einem entscheidenden Faktor bei der Regierungsbildung werden.

Müsste Grünewald aus der psychologischen Verfassung der Bürger heraus doch eine Voraussage wagen, so würde er sagen: Erstens Konstanz, dafür stehen die CDU und Olaf Scholz, nicht die SPD im Ganzen. Zweitens moderate Anstrengungen gegen die Klimakrise, wofür die Grünen sorgen. Und drittens die Garantie von persönlichen Frei- und Spielräumen durch die FDP. Die AfD leugne globale Probleme. Die Linke sei bei den meisten Wählern ohnehin nicht auf dem Schirm.

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