Westdeutschland: Weiterhin Tote und Vermisste bei Hochwasserkatastrophe

Dutzende Tote und Vermisste, ganze Orte, die vorübergehend in den Fluten versinken: Es ist eine Unwetterkatastrophe, wie sie Deutschland schon lange nicht erlebt hat. In Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sind bisher mindestens 58 Menschen ums Leben gekommen.

Enorme Wassermassen bahnen sich unnachgiebig ihren Weg durch die Straßen, einige Ortschaften versinken zeitweilig in der Eifel und in Teilen von Nordrhein-Westfalen.

Mehr als 40 Menschen sind bis Freitagabend nach Überflutungen und Dauerregen ums Leben gekommen. In Rheinland-Pfalz werden noch Dutzende vermisst. Mehrere Häuser sind eingestürzt, viele instabil. Einige Menschen sind auf Hausdächer ausgewichen und warten auf Rettung.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) beschreibt die Lage dramatisch:

"Es gibt Tote, es gibt Vermisste, es gibt viele, die noch in Gefahr sind. [...] Es ist wirklich verheerend." 

Polizeihubschrauber sind unterwegs, um die Menschen von Hausdächern zu retten. Sie zu erreichen, sei schwierig, da das Mobilfunknetz an einigen Orten ausgefallen sei.

Auch Nordrhein-Westfalen leidet unter den Folgen der Fluten. Mindestens 24 Menschen sind im Zusammenhang mit dem Hochwasser gestorben, allein im Kreis Euskirchen im Süden des Landes kamen nach Behördenangaben 15 Menschen ums Leben. In Solingen retteten Einsatzkräfte etwa 130 Menschen aus akuter Not vor den Fluten. Ein Feuerwehrsprecher sagte:

"Wir haben die Menschen über Drehleitern, Boote, Bojen herausgeholt."

Teilweise bestehe kein Zugang zu einzelnen Orten, teilte der Kreis Euskirchen am Freitag mit. Im Kreisgebiet sei die Kommunikation weitgehend ausgefallen. Auch der Feuerwehr-Notruf 112 und die Kreisverwaltung waren am Nachmittag nicht zu erreichen. Die Altstadt von Bad Münstereifel wurde stark in Mitleidenschaft genommen.

In Rheinland-Pfalz traf es den kleinen Eifel-Ort Schuld besonders schwer. Das Dorf mit etwa 700 Einwohnern – nahe der Landesgrenze zu NRW – liegt in einer Schleife an der Ahr. Deren Fluten rissen mehrere Häuser weg. Es lief ein spektakulärer Rettungseinsatz, weil sich Dutzende Menschen auf den Dächern in Sicherheit gebracht haben. Viele weitere Häuser gelten nun als einsturzgefährdet.

19 Menschen starben nach ersten Erkenntnissen im Raum Bad Neuenahr-Ahrweiler. Autos, Bäume, sogar ganze Häuser sind dort weggerissen worden, Trümmer stapeln sich im schmutzigen Wasser, Brücken sind zusammengestürzt. An einigen Talsperren wird das Wasser kontrolliert abgelassen, einige Ortschaften werden evakuiert. Mehrere Tausend Einwohner sind betroffen. Vielerorts regiert weiterhin die Unklarheit.

Insgesamt sind der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz bislang mindestens 58 Menschen zum Opfer gefallen. 

Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) ist der Höhepunkt der extremen Niederschläge in weiten Teilen Deutschlands überschritten. Der DWD warnt jedoch vor weiteren Gewittern mit starken Niederfällen in Gebieten Nordrhein-Westfalens.

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(rt de/dpa)