Wegen Delta-Variante: Lauterbach fordert von STIKO Umdenken bei Kinder- und Jugendlichen-Impfung

Bisher gibt es seitens der STIKO keine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche. Bei 12- bis 17-Jährigen empfiehlt sie das Vakzin gegen Corona nur bei bestimmten Vorerkrankungen oder anderen Risikofaktoren. SPD-Politiker Karl Lauterbach fordert ein Umdenken.

Die als ansteckender geltende Delta-Variante des Coronavirus breitet sich in der Welt immer weiter aus. In Großbritannien und Portugal soll sie bereits für die meisten Corona-Fälle verantwortlich sein. In Israel wurde wegen der Ausbreitung der Variante des SARS-CoV-2-Erregers wieder die Maskenpflicht in den Innenräumen eingeführt.

Zudem kündigte das Mittelmeerland an, auch Geimpfte, die in "engem Kontakt mit einem Träger einer gefährlichen Virusvariante" gewesen sein könnten, in Quarantäne zu schicken. Das israelische Gesundheitsministerium empfahl zeitgleich, auch 12- bis 15-Jährige gegen Corona impfen zu lassen. Zuvor wurde dies lediglich angeboten, aber nicht explizit empfohlen.

Nun fordert der SPD-Politiker Karl Lauterbach, dass auch die Ständige Impfkommission (STIKO) in Deutschland die Lage neu bewertet. So soll die STIKO ihre eingeschränkte Empfehlung für die Corona-Impfung von Kindern und Jugendlichen überdenken. Lauterbach sagte der Rheinischen Post:  

"In Großbritannien sind bereits viele Kinder mit COVID in der Klinik. Die Ständige Impfkommission argumentiert, dass COVID für Kinder harmlos sei. Für die Delta-Variante gilt dies meiner Ansicht nach aber nicht."

Die STIKO hat bisher keine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren ausgesprochen. Sie empfiehlt das Vakzin lediglich für 12- bis 17-Jährige mit bestimmten Vorerkrankungen wie Adipositas, Diabetes und chronischen Lungenerkrankungen. Laut Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung der Bundesrepublik Deutschland betrifft das etwa elf Prozent der Heranwachsenden dieser Altersgruppe – insgesamt rund eine halbe Million Kinder und Jugendliche. Das Gremium begründete seine Empfehlung vor knapp drei Wochen unter anderem damit, dass das Risiko einer schweren COVID-19-Erkrankung für diese Altersgruppe gering sei.

Anfang Juni erklärte STIKO-Mitglied Christian Bogdan in den Nürnberger Nachrichten, dass die Wirksamkeit zwar nachgewiesen sei, aber "in Sachen Nebenwirkungen fehlen noch ausreichend Daten".

Doch Lauterbach kritisierte nun: 

"Die Angaben der STIKO beziehen sich immer auf alte Varianten. Die Durchseuchung der Kinder mit der Delta-Variante ist zu riskant. Und Wechselunterricht ist keine Lösung."

Der Gesundheitsökonom regte zugleich an, mehr zu tun, um Impfskeptiker zu gewinnen. In Israel steige die Inzidenz trotz hoher Impfquote und Topwetter wieder an, so Lauterbach. Der SPD-Politiker ergänzte:

"Es zeigt sich: Echte Normalität wird nur mit einer sehr hohen Impfquote kommen."

Er gehe davon aus, dass eine Impfquote von mehr als 80 Prozent nötig sei.

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(rt/dpa)