Mehr Gewalt gegen Zugbegleiter trotz geringer Zugauslastung

Die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung in Zügen und weitere Corona-Maßnahmen haben die Aggressivität der Passagiere gesteigert. Trotz wenig ausgelasteter Züge stieg die Zahl von Beleidigungen, Bedrängungen und Schlägen gegen das Personal der DB und anderer Bahnen.

Im vergangenen Jahr haben Fahrgäste der Deutschen Bahn 2.070 Gewaltdelikte gegenüber Zugbegleitern und anderen Bahnmitarbeitern begangen. Das waren 421 mehr als im Jahr zuvor – obwohl die Auslastung der Züge deutlich geringer war. Die Zahlen stammen von der Bundespolizei und gehen aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann (Linke) in der vergangenen Woche hervor. Sabine Zimmermann erklärte zu ihrer Anfrage:

"Den Bahnbeschäftigten wurden mit der Durchsetzung der Maskenpflicht faktisch polizeiliche Aufgaben aufgebürdet. Sie tragen damit die Last öffentlicher Aufgaben, während ihnen die Vorteile einer Beschäftigung im öffentlichen Dienst verwehrt bleiben."

Im Jahr 2019 waren es 1.649 Gewalttaten, im Jahr zuvor 1.344. In den ersten vier Monaten des Jahres 2021 sind es bereits 744. Bei den Beschäftigten der anderen Bahnunternehmen in Deutschland sieht es nicht besser aus. Hier stiegen die Zahlen von 170 gewalttätigen Delikten in 2018 über 305 im folgenden auf 443 im vergangenen Jahr. In 2021 zählten sie bereits 153. Die Maskenpflicht kam als auslösender Moment hinzu. Die Bahn trainiert ihre Mitarbeiter für den Umgang mit Konflikten.

In einer 2019 veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Forsa wurde das Verhältnis von verbalen und tätlichen Übergriffen deutlich. Im Auftrag des Beamtenbundes wurden die Übergriffe auf Polizisten, Rettungskräfte und Bahnmitarbeiter untersucht. Knapp die Hälfte von ihnen hatte nach eigener Angabe mindestens einmal eine Aggression erdulden müssen. Beleidigungen erfuhren 89 Prozent, Anschreien 68 Prozent, Bedrängen 31 Prozent und Schläge 17 Prozent.

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