Ständige Impfkommission: "Kein vollständiger Schutz trotz COVID-19-Impfungen"

Der Chef der Ständigen Impfkommission Thomas Mertens erklärt anhand von Studien, dass bei immunschwachen und älteren Menschen die COVID-Schutzimpfungen weniger wirksam seien. Auch der Infektiologe Prof. Dr. Bernd Salzberger kennt das Phänomen, das bis zu zehn Prozent der Bevölkerung betreffen könne.

Inzwischen hat es mehrere Studien gegeben, die es zeigen: Die Impfung gegen COVID-19 wirke bei Menschen, deren Immunsystem medikamentös gebremst wird, nicht so gut wie bei anderen. Das sagt der STIKO-Vorsitzende Thomas Mertens der Funke Mediengruppe.

Es handele sich dabei um Menschen, die nach einer Krebstherapie oder einer Organtransplantation ein geringes oder kein Immunsystem aufgebaut hätten. 

Mertens erklärt, dass diese Menschen ihr Ansteckungsrisiko im Umfeld durch Impfungen so weit wie möglich verringern sollten. Er spricht von einer "Kokonstrategie" des Körpers. Auch Rheumapatienten könnten abhängig von ihren Immunsuppressionen betroffen sein. Auf die Frage, warum bereits Infizierte wieder erkrankten, sagte der Dr. Bernd Salzberger, Leiter der Infektiologie am Uniklinikum Regensburg, zu RT DE:

"Für einen kleinen Teil der Bevölkerung gilt, dass sie wenig oder gar keine Antikörper bilden. Das ist bei fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung der Fall. Das einzige, was wir bei Menschen mit wenig oder keiner Antikörperbildung tun können, ist, eine höhere Dosis des Impfstoffes zu verabreichen."

Die Frage, wie sicher die Betroffenen dann seien, beantwortete Salzberger:

"Also, wir wissen, dass die Schutzwirkung bei älteren Geimpften bei rund 90 Prozent liegt. Wie schnell Antikörper auf Dauer weniger werden, wissen wir nicht."

Also bleibt diesen Menschen keine andere Wahl, als auch in Zukunft Abstand zu halten und Hygiene zu wahren. Salzberger meinte, dass wäre das Beste.

Laut STIKO könne man derzeit noch nicht abschätzen, wie groß die Gruppe der Patienten sei, die trotz vollständiger Impfung keinen oder einen zu geringen Immunschutz aufgebaut hätten. STIKO-Chef Thomas Mertens sagte zur dpa:

"Wir müssen aber davon ausgehen, dass es nicht nur Einzelfälle sind."

Mittlerweile mehren sich bundesweit die Hinweise darauf, dass auch das Immunsystem von alten Menschen weniger effizient auf die Corona-Impfung reagiert als das von jüngeren. So ließen sich die wiederholten COVID-Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen erklären, in denen die Bewohner oft schon zweimal geimpft wurden. In letzter Zeit häuften sich Fälle, bei denen das Immunsystem von alten Menschen weniger effizient auf die Corona-Impfung reagiert habe. Forscher der Berliner Charité hatten im Fachmagazin "Emerging Infectious Diseases" darauf hingewiesen. 

Mertens betonte deshalb die Wichtigkeit einer Immunisierung bei Pflegepersonal und Besuchern. Er sprach auch von einer weiteren Auffrischungsimpfung für ältere Menschen.

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