Politische Korrektheit: Grüne Jugend will das Dorf Negernbötel umbenennen
Ein Kreisverband der Grünen Jugend forderte vor Kurzem die Umbenennung des 1.000-Einwohner-Ortes Negernbötel im Kreis Segeberg, da der Name "negative Assoziationen" hervorrufe.
In einem Instagram-Beitrag forderten die Sprecher des Kreisverbandes des Grünen-Nachwuchses Lennart Stahl und Marlene Jakob in der vergangenen Woche, das Dorf solle umbenannt werden. "Der Ortsname N***rnbötel enthält das sehr verletzende und rassistische N-Wort", schrieben die beiden. "Natürlich bedeutet das nicht, dass die Einwohner*innen des Dorfes rassistisch sind, aber es bedeutet, dass wir ein Wort, welches für Rassismus, Unterdrückung und Mord an Black, Indigenous, People of Color steht, ehren und uns keine Gedanken darüber machen."
Dabei schrieb jedoch die Jugendorganisation selbst, dass der Name Negernbötel keinen rassistischen Ursprung habe. Er stamme aus dem Plattdeutschen und bedeute so viel wie "Näher zur Siedlung". Da Plattdeutsch keine weit verbreitete Sprache mehr sei und der Ortsname bei den allermeisten Menschen eine andere Assoziation auslöse, müsse er geändert werden.
Der Namensteil "Bötel" kommt vermutlich aus dem Niedersächsischen und bedeutet Wohnstätte, heißt es auf der Webseite der Gemeinde. Als 1306 ein weiteres Dorf zum Kloster Segeberg kam, musste man beide Dörfer unterscheiden, die bis dahin unter dem Namen "Botele" bekannt waren. Negernbötel lag näher am Kloster, "negern" bedeutete näher. Die andere Siedlung erhielt den Namen "Fehrenbötel", die "fernere" Siedlung.
Bürgermeister Marco Timme lehnt eine Umbenennung inzwischen ab. "Das Thema lenkt von den eigentlichen Aufgaben im Ort ab, die angepackt werden müssen. Wir bauen eine neue Feuerwehr und bei der Kita an", sagte er der Bild am Freitag. "Da ist die Diskussion über eine Namensgebung von 1306 nachrangig." Der Bürgermeister des Ortes hatte bereits im Januar, so die Lübecker Nachrichten, zu der immer wieder aufkommenden Debatte gesagt: "Bei uns lebt nicht ein Rassist. Wir haben so großen Zuspruch. Wen das stört, der kann ja woanders wohnen."
Zuletzt hatte es in Deutschland an verschiedenen Orten Umbenennungen gegeben: In München wie in Kiel legten 2020 zwei Mohren-Apotheken ihren Namen ab, in Berlin soll die Mohrenstraße zur Anton-Wilhelm-Amo-Straße werden. Und auch für Negernbötel gibt es laut Kieler Nachrichten bereits einen Vorschlag der Grünen Jugend: "Näherbötel".
Grünen-Chef Robert Habeck, der aus Schleswig-Holstein kommt, wollte sich auf Bild-Anfrage zu dieser Meldung nicht äußern. Der Landesvorsitzende der Grünen Steffen Regis bremste jedoch den Parteinachwuchs. Es gebe keinen Anlass, dem Ortsnamen oder gar den Einwohnern rassistische Motive zu unterstellen. "Eine Umbenennung des Ortes steht für uns nicht zur Debatte."
Klarstellung: Der Kampf gegen Rassismus ist dringend notwendig! Eine Umbenennung des Ortes #Negernbötel steht für uns aber nicht zur Debatte. Der Name kommt aus dem Plattdeutschen und es gibt keinen Anlass, dem Ort oder gar seinen Einwohner*innen Rassismus zu unterstellen. pic.twitter.com/d8PdX1iAAa
— GRÜNE Schleswig-Holstein (@Gruene_SH) May 28, 2021
Der Beitrag des Kreisverbands der Grünen Jugend in Schleswig-Holstein auf Instagram hat mittlerweile eine neue Debatte um die Umbenennung der Orte wegen mutmaßlichen Rassismusverdachts entfacht.
Aber auch in allen anderen Städten gilt: Passt gut auf euch auf. pic.twitter.com/NuyuAAWNAv
— GreenWatch (@Watch_Greens) May 28, 2021
Die CDU-Bundestagsabgeordnete Melanie Bernstein sagte der Bild: "Die Forderung zeigt, wie wenig Verständnis die Grünen für ihre Heimat haben! Die Grünen neigen dazu, auch absurdeste Zusammenhänge zu konstruieren, um ihre ideologischen Botschaften zu transportieren." Malte Kaufmann, Vorsitzender der AfD-Fraktion im Kreistag Rhein-Neckar, bezeichnete die Kampagne der Grünen als "Umbenennungswahn" der Linksgrünen.
Die neueste Frontlinie im Kampf gg. linksgrünen Umbenennungswahn liegt vor dem kleinen Örtchen #Negernbötel. 🤦♂️🤦♂️🤦♂️
— Dr. Malte Kaufmann (@MalteKaufmann) May 28, 2021
Scharfe Kritik äußerte auch der FDP-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Kubicki: "Wer Menschen, die an einem bestimmten Ort wohnen, zumindest unterschwellig in die rassistische Ecke stellt, der hat alle Maßstäbe verloren."
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