Deutschland

Kanzler-Anspruch: Söders Spiel auf Zeit

Armin Laschet soll CDU-Kanzlerkandidat werden, so beschloss es die große Runde im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin. Zwölf Prozent der Bundesbürger wünschen sich Laschet, 46 Prozent CSU-Chef Markus Söder. Dieser spielt auf Zeit. Heute treffen sich die Spitzen beider Unionsparteien.
Kanzler-Anspruch: Söders Spiel auf ZeitQuelle: www.globallookpress.com © Michael Kappeler/dpa

Am nächsten Montag wollen die Grünen offiziell ihren Kanzlerkandidaten bekannt geben. Bis dahin will CSU-Chef Markus Söder warten. In der Union kommen heute die Spitzen beider Parteien und rund 250 Abgeordnete zusammen. Präsidium und Bundesvorstand der CDU unterstützen ihren Parteivorsitzenden Armin Laschet.

Söder spielt auf Zeit und mit der Angst mancher Bundestagsabgeordneter, ihr Mandat bei einem in Umfragen deutlich schwächeren Kandidaten Laschet zu verlieren.

Es gehe "um so viel für unser Land". Die Bundestagswahl werde ein "verdammt knappes Rennen". Die Krise wäre nicht, wenn CDU-Chef Laschet nicht zum Zuge käme. "Die Krise wäre, die Wahl haushoch zu verlieren", so Söder. Dann drohe am Ende "über Jahre" eine "neue Tektonik der politischen Landschaft in Deutschland".

Dann erklärte Söder, mit ihm als Kanzlerkandidat werde auch das Wahlprogramm der Union anders aussehen als mit Laschet. Er betonte: "Ich glaube schon, die Akzente werden ein bisschen anders deutlich werden." Ihm gehe es darum, Wohlstand und Nachhaltigkeit zu vereinbaren.

Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov wünschen sich 29 Prozent einen anderen Kandidaten als Laschet oder Söder, 13 Prozent sind unschlüssig. Söder führt und springt in einer Bild-Umfrage auf Platz eins und liegt im Ranking sogar einen Punkt vor Bundeskanzlerin Angela Merkel2017 hatte Merkel neun Prozentpunkte bei der ersten Bundestagswahl nach der Flüchtlingskrise verloren. Merkels im Dezember 2018 vollzogener Rückzug von der Parteispitze hinterließ ein Vakuum an der Spitze.

Die 42 NRW-Abgeordneten sind die stärkste Landesgruppe. Der schriftlich erhobenen Forderung haben sich inzwischen 70 Abgeordnete beider Parteien angeschlossen, wie das Nachrichtenportal The Pioneer schreibt. Die meisten von ihnen dürften Laschets Rivalen Söder favorisieren.

CDU-Politiker Wolfgang Bosbach hat sich für CSU-Chef Söder als Kanzlerkandidat der Union ausgesprochen. In der n-tv-Sendung #timeline sagte der frühere Bundestagsabgeordnete, dass er "ganz klar" für den Kandidaten sei, mit dem die Union die "größten Chancen" habe, die Bundestagswahl im September zu gewinnen: "Das ist Markus Söder."

Während die Sitzung der Unionsfraktion tauchte ein Brief von Friedrich Merz an Söder auf. Laut Bild wirft Merz Söder darin vor, die CSU stelle das Votum des höchsten Führungsgremiums der CDU in Frage:

"Bei allem Verständnis für die CSU und ihren Vorsitzenden: Macht sich die CSU klar, was es bedeutet, innerhalb von wenigen Wochen den nächsten Parteivorsitzenden der CDU zu demontieren?"

In dem Schreiben schlägt sich Merz klar auf Laschets Seite: "Armin Laschet ist in der Woche nach dem Parteitag mit 83,3 Prozent als Parteivorsitzender der CDU bestätigt worden. Das war das Votum der Partei, klar und eindeutig." Laschet sei zwar nicht der Liebling in den Umfragen und es gebe auch Vorbehalte innerhalb der CDU. Aber zur Identität der CDU gehöre, dass sie auch bereit sei, sich dem häufig sehr flüchtigen Zeitgeist entgegenzustellen und ihre gewachsenen Wertvorstellungen über die eigene Person zu stellen.

Unklar ist, wann die Entscheidung fällt. Laschet drängt auf größtmögliches Tempo. Söder hat nichts zu verlieren. Ein RT DE-Informant sieht Söder klar vorne: "Er lässt sich Zeit. Was hat er denn zu verlieren?"

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