Steigende Last auch in Pandemiezeiten: Steuerquote erreicht höchsten Stand seit Wiedervereinigung

Die Pandemie führt zu höheren Krankenkassenbeiträgen, und auch die Rentenversicherungsbeiträge werden zunehmen. Eine Studie ergab, dass die Abgaben auf privates Einkommen an den Staat einen neuen Rekordstand erreicht haben. Selbst niedrige Gehälter werden hoch besteuert.

Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung hat die Höhe der Abgaben auf privates Einkommen im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung untersucht. Das Ergebnis: Es gibt einen neuen Höchststand an Steuern seit 20 Jahren. 2019 lag die gesamtwirtschaftliche Abgabenquote bei 41,3 Prozent. Die Abgabenquote bezieht den Arbeitgeberanteil der Sozialversicherung mit ein. 

2020 wird die Abgabenquote konstant bleiben, für dieses Jahr wird sie um einen Prozentpunkt zurückgehen. Grund ist die Teilabschaffung des Solidaritätszuschlags. 

RWI-Volkswirt Robin Jessen zeigte sich gegenüber der Welt am Sonntag bezüglich des Ergebnisses der Studie überrascht, denn einkommensschwache Haushalte bleiben von der Abgabenlast nicht verschont: 

"Ich hätte nie erwartet, dass Berufstätige schon mit einem Jahresbruttoeinkommen von 17.000 Euro auf eine Abgabenquote von 40 Prozent kommen können."

Der Vorsitzende der Friedrich-Naumann-Stiftung kritisiert das Vorgehen des Staates. Hier müsse entlastet werden. 

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat die Wahlprogramme der SPD, der Linken und der Grünen genauer unter die Lupe genommen und ausgerechnet, welche Auswirkungen deren Besteuerungspläne auf unterschiedliche Einkommensgruppen hätten.

Alle drei haben gemein, dass sie niedrige Einkommen entlasten und Gut- und Spitzenverdiener höher besteuern wollen. Die Definition von hohen Einkommen variiert bei den Parteien.

Besonders die Linke will hier hart durchgreifen. Sie fordert einen Spitzensteuersatz von 53 Prozent ab einem Einkommen von bereits 70.000 Euro. Für Gehälter ab 250.000 Euro würden 60 Prozent gelten, ab einer Million sogar 75 Prozent. Die Einsparungen unterscheiden sich erheblich. Nach den Plänen der SPD würde ein Geringverdiener mit 25.000 Euro 64 Euro einsparen. Nach den Plänen der Grünen läge die Entlastung bei 98 Euro und bei den Linken bei 1.100 Euro. 

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