Deutschland

Neue Studien belegen anhaltenden Trend für die Neuen Bundesländer: Der Osten stirbt aus

Eine Anfrage der linken Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann legt offen: In den vergangenen 30 Jahren sind rund 1,23 Millionen Menschen mehr von Ost- nach Westdeutschland gezogen als umgekehrt. Burkhard Jung, der Präsident des Deutschen Städtetages, forderte mehr Geld.
Neue Studien belegen anhaltenden Trend für die Neuen Bundesländer: Der Osten stirbt ausQuelle: www.globallookpress.com © via www.imago-images.de/www.imago-images.de

3,86 Millionen Menschen zogen aus den "Neuen Bundesländern" (NBL) nach Westdeutschland. Die größte Gruppe bildeten dabei mit 1,78 Millionen die 18- bis Unter-30-Jährigen. Von West nach Ost zogen 2,63 Millionen Menschen. Die aktuelle Statistik zeigt die Werte von 1991 bis 2019.

Die meisten Menschen wanderten in den ersten Jahren nach der Vereinigung in die alten Bundesländer ab. 1991 gab es einen Wanderungsverlust von rund 165.000 für die fünf neuen Länder. Im Jahr darauf zogen gut 90.000 mehr Menschen von Ost nach West als umgekehrt. In den Folgejahren verringerte sich die Abwanderung etwas. Ab 1997 stiegen die Zahlen der Abwanderung für einige Jahre wieder an. 2001 waren es unterm Strich knapp 98.000 Menschen, die "der Osten" einbüßte.

Dann sanken die Zahlen mit Schwankungen wieder. 2014 kehrte sich die Entwicklung in einem Bundesland im Osten um – erstmals: In Sachsen, wo die Wanderungsverluste anfangs zum Teil besonders groß gewesen waren, kamen durch Wanderungen zwischen Ost- und Westdeutschland unterm Strich rund 1.800 Menschen hinzu.

In den Jahren darauf gab es – je nach Neuem Bundesland – sowohl positive als auch weiterhin negative Wanderungseffekte. 2019 gab es insgesamt ein Plus von rund 1.000 für die NBL: Mehr Zuwanderung in Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg glich die aus Thüringen und Sachsen-Anhalt noch überwiegende Abwanderung mehr als aus. Es handelt sich um das jüngste Jahr, das in den aktuellen Werten des Statistischen Bundesamts aufgeführt wird.

Die Linken-Abgeordnete Sabine Zimmermann machte ungleiche Lebensverhältnisse für die Abwanderung aus dem Osten verantwortlich. Sie sagte:

"Viele Ostdeutsche haben ihrer Heimat den Rücken gekehrt, um Arbeitslosigkeit und niedrigen Löhnen zu entrinnen."

Mit der Entvölkerung ganzer Regionen gehe ein Rückbau von sozialer und kultureller Infrastruktur in vielen Städten und Gemeinden einher. Abwanderung werde so noch weiter befördert. Vermehrt würden nun auch wieder Unternehmensstandorte geschlossen – wie jüngst das Haribo-Werk im sächsischen Wilkau-Haßlau nahe Zwickau.

Zimmermann forderte die Stärkung der Tarifbindung, gleiche Bezahlung in Ost und West sowie eine Erhöhung des Mindestlohns. Der Trend der ersten Jahre nach dem "Mauerfall" hat sich auch nach mehr als 30 Jahren fortgesetzt. Der Osten stirbt in manchen strukturschwachen Gegenden aus. Burkhard Jung, der Präsident des Deutschen Städtetages, forderte:

"Strukturschwache Städte und Regionen müssen wieder aufholen können. Es geht darum, dass die Chancen der Menschen nicht gravierend schlechter sein dürfen, nur weil sie in der einen oder anderen Region leben."

Das gelte etwa bei Bildung, am Arbeitsmarkt oder bei der Gesundheitsversorgung. Eine weit überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit, marode Infrastruktur, der fehlende Breitbandanschluss oder auch lange Wege zu Krankenhäusern seien ernste Probleme. Wo Menschen sich abgehängt fühlen, da werde die Demokratie geschwächt und bröckele der Zusammenhalt.

Ein wichtiges Projekt für gleichwertige Lebensverhältnisse sei das geplante gesamtdeutsche Fördersystem für strukturschwache Regionen. Jung fordert:

"Es müssen deutlich mehr Finanzmittel bereitgestellt werden als die etwa 330 Millionen Euro des Bundes für die wirtschaftsnahe kommunale Infrastruktur, die bisher schon jährlich fließen. Und es dürfen bei der Umsetzung des Kompromisses zum Kohleausstieg keine Mittel aus der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur oder aus anderen Förderprogrammen abgezogen werden."

Die zusätzlichen Gelder für das gesamtdeutsche Fördersystem seien nötig, damit sich Unternehmen leichter ansiedeln und die Wettbewerbsfähigkeit strukturschwacher Städte und Regionen gestärkt werden.

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