Lauterbach ein Verschwörungstheoretiker? – Empörung über Aussagen zu Corona-Zahlen auf Mallorca

Nach seiner unbelegten Äußerung über angebliche "Tricksereien" spanischer Behörden bezüglich der Corona-Fallzahlen auf Mallorca muss Karl Lauterbach massiv Kritik einstecken. Verantwortliche aus Spanien wiesen den SPD-Politiker darauf hin, dass man "keine Bananenrepublik" sei. Lauterbach müsse sich entschuldigen, heißt es aus den Reihen der Grünen.

Der SPD-Politiker Karl Lauterbach hält die niedrigen Corona-Fallzahlen auf Mallorca für geschönt. Mallorca habe bestritten, dass es die besonders ansteckende Corona-Variante P1 auf der Insel gebe – "ich glaube das übrigens nicht, also ich glaube, dass dort P1 ist", sagte der SPD-Politiker am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "Maybrit Illner".

"Da wird auch noch getrickst, ich glaube da kein Wort. Ich glaube, dass die mittlerweile längst P1 haben. Und ich glaube auch den Fallzahlen nicht." Bei P1 handelt es sich um eine als besonders gefährlich geltende Mutation des Coronavirus, die erstmals in Brasilien entdeckt wurde.

Für seine Unterstellung lieferte der 58-Järhige keinerlei Belege. Gesundheitsexperten auf Mallorca wiesen den Vorwurf empört zurück, die Corona-Zahlen zu frisieren. Antoni Oliver, Chefbiologe des Landeskrankenhauses Son Espases, in dem die Virenproben auf den Balearen analysiert werden, erklärte dazu:

"Fakten sind Fakten, das ist schon empörend, wenn sie anders dargestellt werden."

Auch der renommierte spanische Gesundheitsexperte Joan Carles March widerspricht Lauterbach:

"Wir sind hier schließlich nicht in einer Bananenrepublik, sondern in einem ernsthaft und professionell geführten Land."

Konkret sagte Lauterbach über die spanischen Behörden:

"Ich glaube denen kein Wort. Und ich glaube auch den Fallzahlen nicht [...] Denn das kann ich niemandem erklären, dass auf Mallorca gefeiert wird mit einer möglicherweise nicht zutreffenden Inzidenz, und dort gelten die Regeln nicht. Und hier (in Deutschland) können die Leute nicht weg."

Grünen-Politiker fordern Entschuldigung

Neben den spanischen Behörden bekam Lauterbach, der seit Monaten als Dauergast in sämtlichen großen deutschen Talkshows zu erleben ist, nun auch von politischer Seite Gegenwind. Seine Äußerung sei "unverschämt", twitterte etwa die grüne Bundestagsabgeordnete Franziska Brantner: 

"Woher nimmt Karl Lauterbach die Chuzpe zu behaupten, die Zahlen auf Mallorca seien geschönt?", fragte sie. 

Der ehemalige Grünen-Vorsitzende Jürgen Trittin verbat sich "jegliche deutsche Arroganz" und forderte den SPD-Politiker auf, sich "bei den Menschen auf Mallorca entschuldigen":

Die WDR Journalistin Christina Höwelhans bezeichnet Lauterbachs Vorwürfe als "wild" und nimmt das RKI in die Pflicht für die Tatsache, dass viele Deutsche auf die Insel reisen wollen:

Der Jurist Ralf Oberndörfer bemängelte in einem Tweet die fehlende empirischen Basis für Lauterbachs Aussage und fragt, ob der Politiker unter die Verschwörungstheoretiker gegangen sei:

Zu den Vorwürfen, Fake News in Bezug auf Mallorca verbreitet zu haben, äußerte sich Lauterbach nicht. Stattdessen forderte er am Samstag erneut einen harten Lockdown:

Der SPD-Politiker plädiert für eine bundesweite Ausgangssperre ab 20 Uhr, um die sogenannte "dritte Welle" de Corona-Pandemie zu brechen.

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