Mit der Rettungsschere zum Schmuck ins Dresdner "Grüne Gewölbe"

Fast 40 Mal wurde die Berliner Feuerwehr in den vergangenen zehn Jahren zum mysteriösen Ziel von Einbrechern. Die Beute: 227 hydraulische Rettungssätze aus Schere und Spreizer, die für gewöhnlich zur Grundausstattung der großen Einsatz- und Löschfahrzeuge gehören.

Unter der mehrere Hunderttausend Euro wertvollen, hochtechnisierten Beute: 20 hydraulische Spreizgeräte und diverse Trennschleifer und Kettensägen. 

Offensichtlich konnte die Polizei in der Hauptstadt mit den gezielten Diebstählen nichts anfangen und entdeckte jahrelang keine Strategie hinter den gezielten Attacken auf Wachen und Einsatzfahrzeuge. Eine Soko Spreizer wurde nie gegründet. Stattdessen wunderte man sich bei den Ermittlern, wie etwa die Einbrecher in das "Grüne Gewölbe" des Dresdner Zwingers an diese Hightechgeräte kamen, mit denen schwere Fenstergitter aufgestemmt werden konnten. Dabei handelte es sich um eine Feuerwehr-Hydraulikschere aus Berlin, bezahlt vom Steuerzahler. Die gefassten Verdächtigen stammen aus einem bekannten arabischstämmigen Berliner Clan.

Mühelos konnten Täter am helllichten Tag im Oktober 2018 am Berliner Alexanderplatz einen Geldtransporter aufhebeln: Mit einem Spreizgerät verschafften sie sich in Minutenschnelle Zugang zu mehreren Hunderttausend Euro. Mit den meist akkubetriebenen und oft mehr als 10.000 Euro teuren Spezialwerkzeugen lassen sich klemmende Autotüren aufbrechen oder dicke Metallstreben durchtrennen – was die Täter auch munter praktizieren.

Auch zahlreiche Bankschließfächer und Geldautomaten wurden damit gewaltsam geknackt. Sogar Ersatzteile wollten sich die Täter mit noch funktionstüchtigen Geräten besorgen. Ein junger Mann aus dem Berliner Clan wurde 2019 wegen eines Einbruchs bei einer Herstellerfirma für Hydraulikspreizer und Rettungsscheren in Bayern verurteilt.

Wo genau sich die Spreiz- und Schneidgeräte jetzt befinden, bleibt unklar. Aus einer Antwort des Berliner rot-rot-grünen Senats auf eine Anfrage des SPD-Innenpolitikers Tom Schreiber geht hervor: Nur in sechs Fällen ermittelte die Polizei Verdächtige. Zweimal habe es einen Bezug zur "Clankriminalität" gegeben, hieß es.

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