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"Merkelchen": Wirbel um Ramelow-Daddelei während Ministerpräsidentenkonferenz

Während der Ministerpräsidentenkonferenzen geht es laut dem Ministerpräsidenten Thüringens Bodo Ramelow oft eher langweilig zu. Daher tummelt er sich hin und wieder im Netz, um dort zu daddeln und sich die Zeit zu vertreiben. Nach Ansicht anderer hat er aber den Bogen überspannt.
"Merkelchen": Wirbel um Ramelow-Daddelei während MinisterpräsidentenkonferenzQuelle: www.globallookpress.com © Bodo Schackow/dpa-Zentralbild/dpa/king.com

Corona macht's möglich? Während alle anderen gesellschaftlichen Themen während der ausgerufenen Pandemie quasi brachliegen, sind es Themen wie das folgende, die politisch für Aufsehen sorgen: Es geht um "Clubhaus", die angesagte neue US-App im Reich der sogenannten "sozialen Medien" und das Gebaren des Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow.

Für alle diejenigen, denen die neue Live-Talk-Plattform noch nichts sagen sollte:

"Clubhouse bringt das Twitch-Gefühl (jeder kann zum Sender werden), kombiniert es mit der persönlichen Ansprache in Podcasts und der Themenoffenheit von Reddit."

Auf diesem hippen digitalen Tummelplatz hatte sich Ramelow also eingeklinkt und begründet, dass es bei den stundenlangen Ministerpräsidentenkonferenzen mit Kanzlerin Angela Merkel oft sehr langweilig zugehe. Daher entspanne er sich ganz gerne bei einem Clubhouse-Spielchen namens "Candy Crush Saga", bestens geeignet für Smartphones.

Laut Welt am Sonntag erklärte Ramelow, dass er bei den Treffen der Ministerpräsidenten mit Merkel bis zu zehn Candy-Crush-Levels schaffen könne.

"Die einen spielen Sudoku, die anderen spielen auf ihren Handys Schach oder Scrabble, und ich spiele Candy Crush."

Das sei für ihn eine Methode zu entspannen. Bei den teils zehn Stunden dauernden Marathon-Sitzungen mit häufigen Unterbrechungen sei dies kein wirklicher "Aufreger". Es sei auch kein Geheimnis.

Doch der wahre Aufreger sollte noch kommen: Der Linke-Politiker habe Bundeskanzlerin Angela Merkel während einer entsprechenden Digital-Plauderei als "Merkelchen" bezeichnet.

Anschließend gab der 64-jährige zu Protokoll, diese Äußerung wäre aus dem Kontext gerissen worden. Der Linken-Politiker hat sich selbst inzwischen mehrfach und auf verschiedene Weise für seine Äußerungen in der Nacht zu Samstag entschuldigt.

Auf Twitter räumte Ramelow ein, den "Namen der Bundeskanzlerin zu verniedlichen (...) wäre ein Akt männlicher Ignoranz" gewesen.

Zuvor prasselte bereits heftige Kritik auf Ramelow nieder. So warf ihm etwa Thüringens CDU-Chef Christian Hirte Respektlosigkeit und Verantwortungslosigkeit vor.

"Entweder ist es Ausdruck von Arroganz der Macht oder Amtsmüdigkeit."

Bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie gehe es um Leben und Tod sowie um Existenzen und die Zukunft einer ganzen Schüler-Generation.

"Wer sein Amt als Ministerpräsident so versteht, verspielt das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger."

Nachfolgend erklärte Ramelow, er werde nun zukünftig auch vorsichtiger mit dem Audio-Portal umgehen. Bei einem erneuten Clubhouse-Auftritt erklärte er:

"Ab sofort – wenn ich jetzt dieses Format anmache – merke ich: Im Hinterkopf habe ich jetzt die Lernkurve von vorgestern und gestern", sagte der Linke-Politiker am Sonntag.

Die Analyse eines Mediendienstes, dass der Feind stets mithöre, habe er nun hinsichtlich der App verinnerlicht.

Doch damit waren die Wogen noch lange nicht geglättet. So legte etwa Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) am Montag gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland  nach:

"Wenn sich bewahrheitet, dass Bodo Ramelow während der Ministerpräsidentenkonferenz Handyspiele spielt, dann sollte er sein Verhalten überprüfen. Dazu ist die Situation zu ernst."

Für den FDP-Politiker Michael Theurer stellte sich mit Blick auf die App Clubhouse die Frage nach der "Selbstbeherrschung mancher Politiker".

"So wie einst Robert Habeck Twitter deinstalliert hat, weil ihm die Disziplin für diese App fehlte, stellen sich ähnliche Fragen, wenn Philipp Amthor (CDU) oder Bodo Ramelow zu nachtschlafender Stunde ein Ständchen trällern."

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