Deutschland

Kitaverband kritisiert Schließungen im Berchtesgadener Land: "Kinder nicht dem Aktionismus opfern"

Bundesvorsitzende Waltraud Weegmann: "Ich bin empört. Kitas dürfen nicht dem Aktionismus geopfert werden." Der Verband vertritt die freien Kitaträger in Deutschland und hat einen Stufenplan entwickelt, bei dem Kitaschließungen vermieden werden.
Kitaverband kritisiert Schließungen im Berchtesgadener Land: "Kinder nicht dem Aktionismus opfern"Quelle: www.globallookpress.com © Christoph Soeder

Der Deutsche Kitaverband hat die Schließungen von Krippen und Kindergärten wegen Corona im Berchtesgadener Land kritisiert. "Wie Familienministerien Franziska Giffey und Gesundheitsminister Jens Spahn am Freitag bestätigten, geht von Kindern bis zehn Jahre kein Infektionsrisiko aus. Deshalb dürfen Kitas, Horte und Tagespflegestellen auch bei einem regionalen Lockdown nicht geschlossen werden", so Bundesvorsitzende Waltraud Weegmann am Mittwoch. Der Verband vertritt die freien Kitaträger in Deutschland.

Kinder dürfen nicht weiterhin dem Aktionismus geopfert werden", sagte Weegmann.

"Wenn Eltern arbeiten gehen sollen, muss auch die Kitabetreuung stattfinden." Der bayerische Landkreis Berchtesgadener Land an der Grenze zu Österreich verzeichnet den Spitzen-Inzidenzwert von 262 positiv getesteten Corona-Fällen auf 100.000 Einwohner binnen einer Woche. Seit Dienstag gelten strikte Ausgangsbeschränkungen – Restaurants, Hotels, Schulen und Kitas sind geschlossen.

Weegmann fordert: "Wir brauchen ein klares politisches Bekenntnis dazu, Kitas künftig von coronabedingten Schließungen auszunehmen. Denn dies entspräche den aktuellen medizinischen Erkenntnissen. Gleichzeitig würden wir unsere Kinder damit vor den vielfältigen negativen psychologischen Folgen schützen, die die Corona-Maßnahmen auf sie haben – zum Beispiel, weil sie weniger Nähe und Herzlichkeit in ihrem Alltag erfahren. 

Kinder gehören bisher zu den Verlierern der Pandemie. Sie wurden und sind durch Schließungen von Kitas und Schulen in ihrem Alltag und ihren Entwicklungsmöglichkeiten so stark eingeschränkt wie kaum eine andere Bevölkerungsgruppe.

"Wir fordern, den Fokus der gesamtgesellschaftlichen Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 darauf auszurichten, dass Erwachsene das Virus nicht weiterverbreiten. Entsprechend sollten sich auch im Kitabereich die präventiven Maßnahmen auf die Erwachsenen – Erzieher und Eltern – konzentrieren, um den Kindern größtmögliche Freiräume zu lassen. Da uns die Pandemie noch lange begleiten wird, haben wir einen Stufenplan entwickelt, der den Einrichtungen je nach lokalem Infektionsgeschehen konkrete Schritte empfiehlt", erklärt Weegmann.

Dazu zählt auch, dass ein gewöhnlicher Kinderschnupfen kein Ausschlusskriterium vom Kitabesuch darstellt, worüber wir uns mit den meisten Ärzten und Virologen einig sind.

"Grundsätzlich gilt aber unabhängig von Corona, dass kranke Kinder keine Kindertageseinrichtungen besuchen dürfen." Im Stufenplan finden sich folgende Vorschläge:

Unter zehn Neuerkrankungen im Einzugsgebiet

In den Einrichtungen herrscht nach Möglichkeit der Normalbetrieb. Die Kinder können sich frei bewegen, die Mitarbeiter tragen keinen Mund- und Nasenschutz in den Räumlichkeiten, beachten aber selbstverständlich die weiteren Hygienebestimmungen. Es gelten die Öffnungszeiten wie vor dem Lockdown, wenn es die personellen Kapazitäten zulassen.

Zehn bis 20 Neuerkrankungen

Für die Kinder gibt es keine Veränderungen. Ausflüge von Kindern sind möglich. Die Mitarbeiter sollten außerhalb ihres fest zugeordneten Raumes Mund- und Nasenschutz tragen. Aushilfskräften aus anderen Häusern werden ebenfalls feste Räume zugewiesen. Häuserübergreifende Besprechungen zwischen den Mitarbeitern und mit Dritten finden vorzugsweise digital statt.

Bei 21 bis 35 Neuerkrankungen

Für die Kinder gibt es kaum Veränderungen. Ausflüge von Kindern sind nur noch ins Freie möglich. Kitas dürfen ausschließlich von dort beschäftigten Mitarbeitern (keine Eltern, keine Hospitationen) betreten werden. Ausnahme: Praktikanten sind weiterhin erlaubt, wenn es Bestandteil der Ausbildung ist. Veranstaltungen wie Elternabende finden, wenn möglich, digital statt. Präsenzveranstaltungen sind höchstens in kleinem Rahmen möglich.

Über 35 Neuerkrankungen

Die Zugangsberechtigungen werden weiter eingeschränkt. Betreuungssettings mit fest zugewiesener Bezugsbetreuung müssen wieder gebildet werden. Die Öffnungszeiten müssen gegebenenfalls verkürzt werden. Die einzelnen Gruppen dürfen sich in den Kitaräumen nicht mehr treffen.

Außerdem fordert der Verband den Einsatz von Schnelltests. Bisher seien in Bayern nur die Kitas im Berchtesgadener Land flächendeckend geschlossen, erklärte das Familienministerium in München. "Die Aufrechterhaltung der Kindertagesbetreuung hat für uns weiterhin oberste Priorität. Wir wollen Eltern entlasten und Beschäftigte schützen", sagte Familienministerin Carolina Trautner (CSU) gegenüber dpa.

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(rt/dpa)

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