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Ex-Fußballer Thomas Berthold bei Corona-Protest: Vertrauen in die Politik "unter null"

Der frühere Fußballprofi Thomas Berthold ist am Samstag bei der "Querdenken"-Demo in Stuttgart als Redner aufgetreten. Jeder solle selbst entscheiden können, ob er eine Maske trägt, so Berthold. Sein Vertrauen in die politische Führung des Landes sei "unter null".
Ex-Fußballer Thomas Berthold bei Corona-Protest: Vertrauen in die Politik "unter null"Quelle: Reuters © KAI PFAFFENBACH

Der frühere Fußballweltmeister Thomas Berthold ist am Samstag als Redner auf der Stuttgarter Demonstration "Querdenken 711" gegen die staatlichen Maßnahmen in der Corona-Krise aufgetreten. Berthold begründete seine Teilnahme gegenüber der Nachrichtenagentur dpa mit der Unangemessenheit der Maßnahmen. Diese seien "völlig überzogen":

Es war eine Herzensangelegenheit, diese Plattform zu nutzen und Dinge zu sagen, die mir seit längerem durch den Kopf gehen. Ich wollte dort den Menschen Dinge, die ich wahrnehme und auf dem Herzen habe, mitteilen.

Er wolle selbstbestimmt und ohne Angst leben, so der 55-Jährige. Jeder könne selbst entscheiden, ob er eine Maske trägt oder nicht. In seiner Rede bei der Veranstaltung kritisierte der frühere Fußballprofi in deutlichen Worten die Regierung und das Robert Koch-Institut (RKI):

Mein Vertrauen in diese politische Führung unseres Landes ist bei mir unter null angekommen mittlerweile. Weil wir hier mit Spekulationen von ein, zwei Wissenschaftlern oder Vertretern des RKI besudelt werden und unser Leben eingeschränkt wird. Ich möchte, dass wir unser altes Leben wieder zurückbekommen.

Berthold weiter:

Wir brauchen Informationen von Wissenschaftlern, die eine Expertise haben. Wir brauchen keine Politiker, die mit halbgebildetem medizinischen Wissen in Talkshows sitzen und uns Binsenweisheiten mitteilen.

Vielleicht brauche es eine neue Partei, mit Menschen, die für Menschen da seien. Er habe den Eindruck, dass bei vielen Politikern die oberste Prämisse, dem Volk zu dienen, verloren gegangen sei. Berthold beklagte die verbreitete Angst und die gesellschaftliche Spaltung:

Ich komme jetzt aus Frankfurt, da haben wir leider nicht so eine Demo-Kultur wie ihr hier in Stuttgart, und habe festgestellt in den letzten fünf Monaten, dass meine Nachbarn Angst haben. Die haben sich vier Monate eingeschlossen und ihre Kinder eingeschlossen. Und das besorgt mich. Und das muss aufhören. Ich sehe in unserer Gesellschaft keinen Dialog mehr, sondern mehr Spaltung. Und auch das muss aufhören.

Der Fußballer lobte die Demonstranten und forderte, relevante Informationen noch stärker an die Öffentlichkeit zu bringen:

Die große Frage, die sich natürlich stellt in dem Gesamtkontext: Was können wir in einer demokratischen Gesellschaft machen? Es ist wichtig, dass ihr hier Präsenz zeigt. Aber ich denke, es ist auch wichtig, dass medial jetzt permanent über alle Kanäle dieses System, was meiner Meinung nach im Endeffekt vor dem Ende steht, penetriert wird. Und zwar penetriert wird mit Informationen.

Gegenüber der dpa erklärte Berthold, "definitiv" auch bei der "Querdenken"-Demonstration am 29. August in Berlin auftreten zu wollen. Die Initiative brauche eine mediale Plattform. Es gehe darum, Dinge zu hinterfragen und "nicht alles staatstreu eins zu eins" zu glauben.

Die Teilnehmer der Demonstration "Querdenken 711" forderten ein Ende der staatlichen Maßnahmen, mit denen angeblich die Gefahr einer Übertragung des Coronavirus reduziert werden soll. Die Veranstalter sprachen von 5.000 Teilnehmern, die Polizei zählte mehrere Hundert. Die "Querdenken"-Proteste werden im medialen Mainstream regelmäßig als verschwörungstheoretisch und rechtsextrem verunglimpft.

Der 55 Jahre alte Berthold spielte in seiner Karriere unter anderem für Eintracht Frankfurt, den FC Bayern und den VfB Stuttgart. Der Verteidiger absolvierte 62 Länderspiele, 1990 wurde er mit dem deutschen Nationalteam in Italien Weltmeister. Nach seiner Laufbahn war Berthold unter anderem als Manager von Fortuna Düsseldorf und für mehrere Fernsehsender sowie Zeitschriften als Experte tätig.

Mögliche Konsequenzen für seine weitere Karriere seien ihm egal, so Berthold. Am vergangenen Dienstag wurde dem Basketballer Joshiko Saibou von seinem Verein Telekom Baskets Bonn wegen seiner Teilnahme an der Demonstration in Berlin am 1. August fristlos gekündigt. Nach Bertholds Auftritt in Stuttgart wurden in den sozialen Netzwerken bereits Forderungen an Medien laut, den früheren Fußballprofi nicht mehr als Experten einzuladen.

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