Deutschland

Beirut-Tragödie missachtet: Heftige Zuschauerkritik an ARD und ZDF

Am Dienstag kam es im Hafen von Beirut zu zwei verheerenden Explosionen, dutzende Menschen starben. Doch die Sender des öffentlich-rechtlichen Rundfunks berichten nur am Rande darüber. Zahlreiche Zuschauer beklagten sich im Internet über diese Berichterstattung.
Beirut-Tragödie missachtet: Heftige Zuschauerkritik an ARD und ZDF© Screenshot

Kurz nach 17 Uhr deutscher Zeit gab es am Dienstag im Hafen der libanesischen Hauptstadt zwei gewaltige Explosionen. Die Zufallsaufnahmen durch Bewohner von beiden kurz nacheinander erfolgten Detonationen gingen in Minuteschnelle um die Welt. Das Ausmaß der Zerstörungen mutete apokalyptisch an, bald überschlugen sich die Meldungen über die rasch anwachsenden Zahlen von dutzenden Opfern der Tragödie.

Doch als die Millionen deutscher Fernsehzuschauer Stunden später die quotenstärksten allabendlichen Nachrichtensendungen des Landes bei ARD und ZDF einschalteten, fanden sie zunächst nur die Sommer-Loch-Normalität vor: Kritik an Corona-Demos Tage zuvor und deren mögliches Verbot für die Zukunft, die Zulassung von Zuschauern bei Bundesliga-Spielen, das politische Schicksal eines regionalen AfD-Politikers – über all das wurde detailliert berichtet, aber nicht über Beirut.

So widmete die Tagesschau noch drei Stunden nach der Tragödie dem Ereignis nur anderthalb Minuten, quasi als Ausklang unmittelbar vor dem Wetterbericht. Zuvor ging es dort ausführlich um die Aufhebung der Reisewarnung für die Türkei, die jüngsten Corona-Zahlen in Großbritannien und einen seit längerem andauernden Streit um den AfD-Mann Kalbitz. Selbst bei den ARD-Tagesthemen Stunden später wird der Libanon-Beitrag erst im Nachrichtenblock "unter ferner liefen" platziert. 

Nicht anders sah es dann immer noch beim heute-journal des ZDF aus. Der Sender hatte einen noch größeren Zeitvorsprung zur ARD-Tagesschau, denn die Tageszusammenfassung des ZDF wurde um 21:45 Uhr, also viereinhalb Stunden nach der Tragödie gesendet. Zu dieser Zeit war schon vieles bekannt, auch über die dramatisch angestiegenen Opferzahlen.

Im Libanon hat es eine gewaltige Explosion gegeben, mit verheerenden Folgen. Mindestens 50 Menschen starben und es gibt weit mehr als 2.000 Verletzte", sagt die Nachrichtensprecherin Marietta Slomka.

Dann zitiert sie den libanesischen Premier-Minister, dies sei "eine nationale Katastrophe" und schaltet nach Beirut. Der Korrespondent zeigt die Bilder "wie nach einem Luftangriff" und berichtet von einer Stadt "in einem Schock- und Ausnahmezustand". Mehrere Zeugen kommen zu Wort, man spricht noch am Rande über die schwere wirtschaftliche Krise und ein gebeuteltes Gesundheitssystem im Land.

Der Beitrag dauerte gut zwei Minuten in einer fast halbstündigen Sendung. Um über dieses "Schock-Ereignis" und die "nationale Katastrophe" im nicht so weit von uns entfernten Libanon zu erfahren, mussten die Zuschauer erst einmal einen achtminütigen Beitrag über die Fan-Rückkehr in der Bundesliga und noch den dreiminütigen Bericht über den Zwist in der AfD über sich ergehen lassen.

Im Journalismus gilt klar: Das Wichtigste zuerst. Das wissen auch die Zuschauer. Sehr viele waren daher zu Recht verblüfft über die Reihenfolge und Gewichtung der Tagesereignisse bei den öffentlich-rechtlichen Sendern und machten ihrem Unmut in den sozialen Netzwerken Luft.

Ein Nutzer schrieb etwa:

Dass die schwere Explosion in Beirut in den Tagesthemen erst im Nachrichtenblock vorkommt und mit Bundesliga aufgemacht wurde, muss man jetzt nicht verstehen, oder?

Ein weiterer Nutzer klagte:

Eine komplette Stadt liegt in Schutt und Asche und ein 60-Sekunden-Bericht ist alles? Eine Schande für einen öffentlich-rechtlichen Sender.

Kritik kam selbst von Politikern. So schrieb der CDU-Bundestagabgeordnete Jan-Marco Luczak:

Ich gestehe: Ich bin kein Fußballfan. Aber auch wenn ich einer wäre: Dass sowohl heute-journal als auch Tagesthemen ihre Sendung mit der Hauptnachricht Fußball beginnen, während in Beirut eine verheerende Detonation Menschen in den Tod gerissen hat, finde ich absolut daneben!

Für diesen Tweet erntete der Politiker durchweg positive Reaktionen mit weit über 2.000 Likes. Aber auch Dutzende anderer, weniger prominenter Nutzer äußersten sich ähnlich. Dabei zog ein Web-Entwickler einen Vergleich, der naheliegend wäre: 

Mehr zum ThemaLibanons Ministerpräsident verspricht: Verantwortliche für Explosion werden zur Rechenschaft gezogen

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.