Üppige Gehälter und saftige Renten – Topmanager verdienen das 49-Fache ihrer Mitarbeiter
Mit dem Schlagwort Arbeitsplätze werden Großunternehmen besonders hofiert, vor allem jene 30 Konzerne im Deutschen Aktienindex hierzulande – wie auch anderswo. In keinem Fall dürften die Personalkosten zu hoch sein, heißt es seitens der Unternehmer. Die Volkswagen AG beispielsweise müsse aktuell beim Personal noch stärker sparen: Bis mindestens Ende des Jahres besteht der Vorstand auf Einstellungsstopp, wie der Betriebsratschef Bernd Osterloh in dieser Woche mitteilte.
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Gleichzeitig haben die Topmanager deutscher Vorzeigeunternehmen im vergangenen Jahr (trotz leichter Gehaltseinbußen!) im Schnitt das 49-fache Gehalt ihrer Mitarbeiter bezogen, bei Volkswagen sogar das 86-Fache. Laut einer Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München kassierten Vorstände von DAX-Konzernen im Schnitt 3,4 Millionen Euro Bezüge. Das waren sogar 0,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor, während die Nominallöhne in Deutschland im Schnitt um 2,6 Prozent gestiegen seien.
Trotzdem ist der Unterschied zwischen den Gehältern von normalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einerseits und Vorstandsmitgliedern andererseits immer noch gewaltig", sagte Gunther Friedl von der TU München.
Laut Gunther Friedl, Professor für Controlling an der Technischen Universität München und Ko-Autor der Studie, sind zwar die erfolgsabhängigen Boni gesunken.
Die Unternehmen zahlten hier 3,5 Prozent weniger, während die Fixvergütung um 1,9 Prozent und die aktienkursorientierte Vergütung um 1,2 Prozent gestiegen ist.
2018 erhielten die Vorstände demnach sogar im Schnitt noch eine 52-fache Vergütung. Die Vergütung sank im vergangenen Jahr, weil die 30 DAX-Konzerne weniger Gewinne erwirtschafteten. Die mittlerweile bestätigten Vorwürfe der Manipulation bei Abgasvorrichtungen und illegaler Absprachen konnten den Managern großer Autokonzerne aber hinsichtlich ihrer Gehälter nicht allzu viel anhaben.
Erneut war Volkswagen Spitzenreiter. Trotz eines Rückgangs um knapp 8 Prozent lag die Vergütung bei durchschnittlich rund 5,7 Millionen Euro je Vorstandsmitglied (einschließlich des Vorsitzenden). Die Bezüge in der Top-Etage waren demnach 86 Mal höher als der durchschnittliche finanzielle Personalaufwand pro Mitarbeiter im Konzern. Auf Rang zwei folgte das nach Börsenwert wertvollste deutsche Unternehmen SAP mit 5,6 Millionen Euro je Vorstandsmitglied. Das war das 38-fache Gehalt von Beschäftigten. Am geringsten war das Gehaltsgefälle demnach beim Kunststoffkonzern Covestro, der den Vorständen im Schnitt das 17-Fache zahlte.
Unter den Vorstandschefs war den Angaben zufolge Herbert Diess von der Volkswagen AG mit 9,9 Millionen Euro Spitzenreiter. Auf Rang zwei kam Stefan Oschmann vom Pharmakonzern Merck mit 8,5 Millionen Euro, gefolgt von Siemens-Chef Joe Kaeser (7,2 Mio.). Im Schnitt erhielten die Chefs der DAX-Konzerne 5,3 Millionen Euro und damit deutlich mehr als ihre Vorstandskollegen, die jeder "nur" auf 3,0 Millionen Euro kamen.
Früher Ruhestand und saftige Altersbezüge
Entsprechend üppig sind auch die Renten der Manager, welche damit extrem von den Altersbezügen der Lohnabhängigen abweichen. Diese liegen beginnend bei 500.000 Euro aufwärts bis 1,5 Millionen Euro pro Jahr mit einem Renteneintrittsalter von rund 62 Jahren, während dies für normale Arbeitnehmer von 67 auf 69 Jahre steigen soll. Doch auch hier kommen einige Top-Manager noch besser weg als andere, "unter" ihnen. So kann Frank Appel, Vorstandschef der Deutschen Post, laut Welt bereits mit 55 Jahren – ohne weiter zu arbeiten – von seinen Bezügen in Höhe von rund einer Million pro Jahr leben. Trotz eines insgesamt starken Verlaufs des zweiten Quartals schloss Appel Entlassungen bei der Post nicht aus, sagte den Mitarbeitern aber zugleich Sonderprämien in Höhe von 300 Euro zu.
Das Zahlenwerk brachte – trotz der Betonung auf den Rückgang der Vorstands-Gehälter – Kritik ein. Einige Nutzer in den sozialen Medien kommentierten, dass eine hohe Vergütung von Topmanagern kein Problem sei, solange die Beschäftigten ebenfalls gut verdienen, was aber nicht der Fall sei.
Beispielsweise kam wieder die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Leistung und Vergütung auf.
#DAX-Vorstände verdienen 49mal soviel wie ihre Mitarbeiter. Was hat das noch mit Leistung zu tun? Nichts. Daher brauchen endlich eine #Vermögenssteuer! https://t.co/v506UWnEiZ
— Bernd Riexinger (@b_riexinger) July 14, 2020
Einen Vorteil bringt die Corona-Krise den DAX-Konzernen: Dass die Gewinne der Börsenschwergewichte bereits vorher sichtbar schrumpften, fällt heute kaum noch auf oder jemandem ein. Denn nach Berechnungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY gingen diese Gewinne schon im vergangenen Jahr im Schnitt um 15 Prozent zurück, obwohl der Gesamtumsatz um sechs Prozent gestiegen war. Dass die Top-Gehälter gleichzeitig nur um 0,3 Prozent sanken, zeigt, dass sich ein Vorstandsposten auch angesichts von Verlusten lohnt.
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