Nach Hinweis von RT Deutsch: Amazon nimmt Pädophilen-Broschüre aus Angebot
Über Jahrzehnte konnte der im Jahr 2008 verstorbene Psychologe und Sexualwissenschaftler Helmut Kentler sogenannte "Trebegänger" bei zum Teil vorbestraften und pädophilen "Pflegevätern" unterbringen. Er versprach sich davon einen "positiven Einfluss" auf die Entwicklung der Kinder. Diese wahnwitzige Idee verkaufte er dem Berliner Senat in den 1960er-Jahren als "Experiment" – und der Senat experimentierte lange mit.
Erst nach mehreren Gutachten und Studien – die letzte Studie wurde diese Woche von Sandra Scheeres, Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, und dem Wissenschaftsteam der Universität Hildesheim präsentiert – wird das ganze Ausmaß des Behördenversagens in Berlin deutlich. Die Senatorin betonte während der Präsentation, dass das Land Berlin die Verantwortung für das Leid übernehme, das Schutzbefohlenen in öffentlicher Verantwortung angetan wurde.
Mit dem neuen Wissen seien den Betroffenen Gespräche über eine finanzielle Anerkennung ihres Leids angeboten worden, auch wenn die Taten mittlerweile verjährt seien. Das Land Berlin werde sich zudem für die weitere Aufarbeitung einsetzen, insbesondere mit Blick auf die deutlichen Hinweise auf bundesweite Zusammenhänge.
Während man in Berlin endlich begriffen hat, auf wen man sich da seinerzeit eingelassen hatte, treibt Kentlers Gedankengut weiterhin in Buchläden und im Internet sein Unwesen. Noch bis gestern konnte man über Amazon die hoch umstrittene Fotobroschüre "Zeig mal!" erwerben.
Bei dem Machwerk handelt es sich um ein "Aufklärungsbuch für Kinder" mit Fotografien und Texten des bekannten Künstlers Will McBride. Der in St. Louis geborene US-Amerikaner war während seines Militärdienstes in der US-Army zwischen 1953 und 1955 in Würzburg stationiert. Nach seiner Militärzeit blieb er in Deutschland und studierte Philologie an der Freien Universität Berlin. Ab 1959 arbeitete er als freischaffender Fotograf in Berlin, ab 1961 auch in München.
Die Broschüre erschien in erster Auflage im Jahr 1974 in dem der evangelischen Kirche nahestehenden Jugenddienst-Verlag in Wuppertal. Nach seinem Erscheinen wurde das Buch positiv aufgenommen. Es wurde mehrfach von den Art Directors Clubs Deutschlands und den USA prämiert. Auch Pro Familia und die evangelische Kirche empfahlen es – doch nach zunehmender Kritik in den 1990er-Jahren nahm der Autor es selbst vom Markt.
Zwar wirken allein schon die – zugegeben fotografisch hochwertigen – Nacktbilder der Kinder in dem Buch aus heutiger Sicht verstörend, doch der eigentliche Skandal ist das Vorwort Helmut Kentlers. Insbesondere ein Satz des Sexualwissenschaftlers lässt keine Zweifel daran aufkommen, warum er sich für dieses "Aufklärungsbuch" aussprach. Im Zusammenhang mit sexuellen Beziehungen zwischen Kindern und Erwachsenen schreibt Kentler in seinem Vorwort:
Werden solche Beziehungen von der Umwelt nicht diskriminiert, dann sind um so eher positive Folgen für die Persönlichkeitsentwicklung zu erwarten, je mehr sich der Ältere für den Jüngeren verantwortlich fühlt.
Der Journalist Stephan Hebel schrieb 2014 in einem Artikel für die Fuldaer Zeitung von einem "unverhohlenen Aufruf zur Pädophilie". Es ist nur eine von vielen Äußerungen, die das Blut in den Adern gefrieren lassen. Ein weiteres Beispiel ist eine Passage aus dem Buch "Eltern lernen Sexualerziehung" aus dem Jahr 1975, in dem Kentler Eltern sogar davor warnt, selbst bei unfreiwilligen sexuellen Kontakten von Kindern mit Erwachsenen die Behörden einzuschalten:
Am verkehrtesten wäre es jetzt, wenn die Eltern die Nerven verlieren, in Panik geraten und gleich zur Polizei laufen würden.
Denn, so der Sexualwissenschaftler: "Wenn der Erwachsene rücksichtsvoll und zärtlich gewesen sei, könne das Kind den Sexualkontakt mit ihm sogar genossen haben."
Nachdem RT Deutsch Amazon auf die Broschüre aufmerksam gemacht hatte, reagierte das Unternehmen prompt. Nur wenige Stunden später war die Seite des Onlinehändlers nicht mehr auffindbar. Auch ein zweiter Link, der zu der Broschüre führt, soll entfernt werden. Zwar wollte Amazon offiziell keine Stellungnahme zu der Geschichte abgeben, bedankte sich jedoch für den Hinweis und verwies auf die Schwierigkeit, bei der schieren Menge an angebotenen Artikeln alles im Blick zu haben.
Hinzu kommt, dass es zumindest in Deutschland legal ist, das Buch zu vertreiben. In einigen US-Bundesstaaten hingegen ist bereits der Besitz der Broschüre strafbar. Ein Lehrer wurde 1995 wegen Besitzes derselbigen zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Erst nachdem er nachweisen konnte, dass er das Buch bereits 1975 – als dies noch legal war – gekauft hatte, sprach ihn ein Gericht in Pittsburgh im Jahr 2006 vom Vorwurf des Besitzes kinderpornografischer Schriften frei.
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