Deutschland

Corona-Krise: Kliniken beklagen Millionenverluste

Die globale Ausbreitung des Coronavirus hat die Welt ins Chaos gestürzt. In unserer gegenwärtigen Realität geschehen Dinge, die wir vor der Krise rigoros als Unsinn abgetan hätten. So auch die Maßnahmen der Bundesregierung gegen die Pandemie, die erhebliche Folgen verursachten.
Corona-Krise: Kliniken beklagen MillionenverlusteQuelle: www.globallookpress.com © Frank Hoermann/Sven Simon

Deutschland liegt, was die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit dem Coronavirus betrifft, weltweit auf dem fünften Platz. Nur noch Länder wie die USA, Spanien, Italien und Frankreich verzeichnen mehr Fälle. Über 107.000 Infektionen mit SARS-CoV-2 wurden bislang bundesweit registriert, mehr als 2.000 Menschen starben. Ein solch drastischer Unterschied zwischen der Anzahl der Infizierten und der Todesopfer ist überraschend. Deutsche Experten erklären dies mit der Anzahl an durchgeführten Tests. 

Bereits seit vier Wochen herrschen in ganz Deutschland strikte Regeln, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudäm­men. Finale Pläne für ein Rücknahmeszenario gebe es noch nicht, sagte der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, vergangene Woche während einer Pressekonferenz in Berlin. "Wir stehen immer noch am Anfang der Epidemie", betonte Wieler und appellierte an die Bevölkerung, jetzt nicht nachzulassen und die Regeln weiter einzuhalten.

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) rechnet nach Ostern mit einem Höchststand an COVID-19-Patienten. Bundesweit unterscheidet sich die Zahl der Corona-Infizierten stark. Laut RKI lag die Zahl der Infizierten pro 100.000 Ein­woh­nern (Stand 26. März) beispielsweise bei 69 in Hamburg, 61 in Bayern und 15 Fällen in Meck­lenburg-Vorpommern. Während einige Kliniken in München aufgrund der großen Zahl an COVID-19-Patienten überlastet sind und neue Patienten nicht mehr aufnehmen können, sieht die Lage in Thüringen oder Mecklenburg-Vorpommern vergleichsweise entspannt aus. 

Um ein tragisches Szenario wie in Südeuropa – Italien und Spanien – zu vermeiden, wurden in der Bundesrepublik alle Schutzmaßnahmen getroffen, um den unsichtbaren Feind so gut wie möglich bekämpfen zu können. Hierfür bauen die Krankenhäuser ihre Intensivstationen bundesweit aus, beschaffen zusätzliche Beatmungsgeräte, vergrößern Personalkapazitäten.  

Vor diesem Hintergrund denken viele Kliniken darüber nach, Pflegekräfte wegen der Corona-Krise in Kurzarbeit zu schicken. Es klingt paradox. Wäre unsere heutige Realität nicht so hart, könnte man solche Diskurse getrost als Aprilscherze abtun. Bedauerlicherweise handelt es sich hierbei um keinen Scherz, sondern um die Folgen der Entscheidung der deutschen Behörden, die selbst aufgrund der Corona-Krise getroffen wurde.

Am 12. März haben Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten aller Bundesländer die deutschen Krankenhäuser dazu aufgefordert, ab dem 16. März alle planbaren (elektiven) Aufnahmen, Operationen und Eingriffe auf unbestimmte Zeit zu verschieben, falls dies aus medizinischer Sicht möglich ist.

Bund und Länder fordern die Krankenhäuser auf, jetzt den Einsatz der Ärztinnen und Ärzte, des Pflegepersonals und des weiteren Personals, das notwendig ist, um intensivpflichtige Menschen zu behandeln, so zu planen und zu erhöhen, dass die Durchhaltefähigkeit der Intensiv- und Beatmungsbetten in ihren Kliniken gestärkt wird", heißt es in einem Beschlusspapier, das dem Deutschen Ärzteblatt vorliegt.

Dabei hat die Regierung den Krankenhäusern versprochen, die Verluste zu kompensieren. In einem Appell an die Geschäftsleiter der deutschen Krankenhäuser erklärte Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn (CDU), die Bundesregierung werde "sehr zügig" gesetzliche Maßnahmen einleiten, die gewährleisten, dass kein Krankenhaus durch die Corona-Krise in ein Defizit rutsche. Mit dem von dem Bundestag beschlossenen "COVID19-Krankenhausentlastungsgesetz" bekommen die Kliniken in Deutschland Milliardenhilfen zum Schutz vor Finanznöten wegen der Corona-Krise. Für jedes Bett, das zwischen dem 1. März und dem 30. September nicht belegt wird, erhalten die Krankenhäuser 560 Euro pro Tag.

Krankenhäuser bekommen einen Bonus in Höhe von 50.000 Euro für jedes Intensivbett, das sie zusätzlich schaffen. Sie gehen von Kosten in Höhe von 85.000 Euro je Bett aus. Für jeden Patienten erhalten sie vom 1. April bis zum 30. Juni einen Zuschlag von 50 Euro, vor allem, um die Kosten für die Schutzausrüstung der Ärzte und Pflegekräfte zu decken. "Das ist keine kleine Summe", so Spahn.

Zur Zeit haben die meisten Kliniken ihren operativen Betrieb reduziert (manchmal sogar eingestellt) und teilweise ganze Stationen leer geräumt. Sie sind bereit, Corona-Patienten umgehend aufzunehmen. Dies hat dazu geführt, dass sich in einigen Krankenhäusern die Arbeitsbelastung für Ärzte und Pflegekräfte deutlich reduziert hat. Wegen der nicht durchgeführten Behandlungen haben viele medizinische Einrichtungen massive Umsatzeinbrüche. Daher ist es nicht überraschend, dass Kurzarbeit derzeit als eine Lösung in Betracht gezogen wird. Betroffen sind vor allem große private Klinikbetreiber wie Asklepios, Paracelsus, Schön, Segeberger Kliniken usw.

Das Gesundheitssystem ist in einem hochaktiven Schockzustand. Alle Aufmerksamkeit richtet sich derzeit auf diesen Corona-Tsunami", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Paracelsus-Kliniken, Martin Siebert, gegenüber dem Spiegel.

Denn während sich die Krankenhäuser auf die große Anzahl von Corona-Patienten vorbereiteten, würden nicht zwingend notwendige Leistungen – wie etwa Gelenk-Operationen – stark zurückgefahren.

Wie jüngst die Schwäbische Zeitung berichtete, bedauert der Direktor der Städtischen Rehakliniken Bad Waldsee, Peter Blank, dass es den öffentlichen Unternehmen wie den städtischen Kliniken derzeit noch nicht möglich sei, der negativen Entwicklung mit Hilfe von Kurzarbeit gegenzusteuern. Die Kliniken sind mit 450 Mitarbeitern der drittgrößte Waldseer Arbeitgeber. Die Auslastung der Krankenhäuser habe sich bis Ende März halbiert. Es sei "ein vorsorglicher Schritt" in der Corona-Krise. Es sei hier "dringend notwendig, dass sich die Tarif-Vertragsparteien auf eine Öffnung einigen". Man habe sich "trotzdem entschieden, Kurzarbeit zu beantragen", um sich "vorsorglich alle Alternativen offenzuhalten".

Dem Pressesprecher des größten privaten Klinikunternehmens in Schleswig-Holstein mit rund 2.000 Betten an den Standorten Segeberg und Norderstedt, Robert Quentin, zufolge, sei man zwar noch "in einer Diskussion" mit dem Betriebsrat. Aber da die geplanten Reha-Behandlungen in der Psychosomatischen Klinik bereits komplett abgesagt werden mussten, dürfte vermutlich "eine dreistellige Personenzahl" von Kurzarbeit betroffen sein, neben Psychotherapeuten, Psychologen und Servicepersonal auch Pflegekräfte. "Umschichten in andere Bereiche geht hier generell nicht", sagt Quentin.

Auch der andere private Träger, die Schön Klinik mit 14 Kliniken und 12 medizinischen Versorgungszentren in ganz Deutschland, bereitet sich auf Kurzarbeit vor. "Rund die Hälfte unserer Betten in den Kliniken stehen leer", schreibt Sprecherin Astrid Reining. Der Hauptgrund dafür ist die Absage geplanter Behandlungen, wodurch die Umsätze "deutlich zurückgegangen" seien. Man habe sich für eine finanzielle Kompensierung durch den Staat engagiert, aber der Pauschalbetrag von 560 Euro sei nicht kostendeckend. Die Kurzarbeit wird in den Schön Kliniken vor allem patientenferne Bereiche betreffen. "Wo keine Patienten für geplante Operationen aufgenommen werden, braucht es beispielsweise auch keine Verwaltungskräfte, um deren Aufnahme vorzubereiten", erklärt Astrid Reining. Dies führe bei den Schön Kliniken nicht zu finanziellen Nachteilen, betont sie, "da wir den Nettolohn freiwillig auf 100 Prozent aufstocken".

Doch die Verluste der Kliniken gehen in die Millionen. Mit einer Modellrechnung stellten verschiedene Mitgliedskrankenhäuser der Diakonie Deutschland und des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbands (DEKV) dar, wie hoch die Verluste für die Krankenhäuser sind. "Fallen nur 25 Prozent der nicht dringend behandlungsbedürftigen Patienten weg, bedeutet dies einen Ausfall von rund 10 Prozent der Erlöse", erklären die Diakonie Deutschland und der DEKV.

Dem gegenüber stehen Kosteneinsparungen von nur 2 bis 3 Prozent. Für ein Kranken­haus mit circa 300 bis 400 Betten mit einem Jahresumsatz von rund 80 Millionen Euro bedeutet dies einen Verlust von rund 500.000 Euro im Monat beziehungsweise von 6 Millionen Euro im Jahr. Bei einem Rückgang der nicht dringend behandlungsbedürftigen Patienten um 50 Prozent ergibt sich ein jährlicher Verlust von 12 Millionen Euro."

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