Lisa, Lisa, Hauptsache Lisa …. Fake-News gegen RT Deutsch werden immer bizarrer
von Wladislaw Sankin
Die deutsche Amadeu Antonio Stiftung (AAS) bekämpft Rassismus, Antisemitismus und rechtsradikale Propaganda im Netz – und zwar im Auftrag der Bundesregierung. Dafür erstellt die Stiftung regelmäßig Studien und gibt eine eigene Online-Zeitung heraus.
Ihre im November 2019 erschienene Studie "Online-Lebenswelten als Orte der Radikalisierung" behandelte gleich drei Online-Szenen, nämlich die "islamistisch, türkisch- und russisch-nationalistisch geprägten". An diesen digitalen Treffpunkten sollen Nutzer – laut Verfasser – menschenverachtende Ideologien, "antidemokratische Narrative und Hate Speech" – gemeint sind "Erzählungen über die Welt" und "Hassreden" – verbreitet haben.
Als Orte mit Russland-Bezug wurden vier Gruppen von sogenannten Russlanddeutschen bei Facebook (auf Deutsch) und eine bei Odnoklassniki (Одноклассники, auf Russisch) unter die Lupe genommen – allesamt Treffpunkte von AfD-Sympathisanten. Die AAS konnte in den Inhalten der jeweiligen Gruppen zwar nichts Verfassungswidriges finden, den "Befund" wertete sie dennoch als "besorgniserregend".
Besonders häufig waren laut den Verfassern der Studie folgende Narrative anzutreffen: Hass gegen Geflüchtete, Ablehnung von Demokratie und Toleranz, Machismo (also Männlichkeitswahn), Homophobie, Russland als Opfer, Antiamerikanismus, das Verlangen nach autoritären Figuren und Verschwörungstheorien. All das sei in der Regel auf psychologische Komplexe wie Neid, Selbstaufwertung und Distinktionsgewinn zurückzuführen.
Der deutsche und russische Nationalismus seien dabei miteinander verschränkt oder verwoben, den gemeinsamen Nenner stelle jedenfalls der Antiamerikanismus dar. Ob es um das Land Russland oder um die Nutzer als Bürger russischer Kultur geht – die Strategien der zur Begründung der eigenen Sichtweisen ähneln sich:
Nachteile und Misserfolge werden durch die Zuweisung von Verantwortung an andere erklärt und gerechtfertigt. Zugleich wird so versucht, eine an Russland geknüpfte, durch die negativen Aspekte beschädigte nationale Identität zu stabilisieren und die Gewinne der Gruppenzugehörigkeit zu erhalten.
Bemerkenswert ist, dass zwischen dem Untersuchungszeitraum (Anfang 2018) und der Veröffentlichung der Studie (zum Ende 2019) fast zwei Jahre vergangen sind. Die Amadeu Antonio Stiftung erhebt für sich den Anspruch, Gefährdungen in der Zivilgesellschaft aufzudecken und pädagogische Ansätze für deren Verbesserung zu erarbeiten. Im vorliegenden Fall empfiehlt sie daher wohlwollend:
Herausforderungen der russischsprachigen Diaspora wahrzunehmen und deren politische Repräsentation zu steigern, interkulturelle Begegnung zu fördern, Demokratieerziehung zu priorisieren und die Medienkompetenz zu erhöhen.
In Punkto Medienkompetenz haben aber die Verfasser jedoch offenbar selber Defizite – und zwar erhebliche. So lieferten sie in ihrem Beitrag ohne jegliche explizite Erwähnung von RT Deutsch im Haupttext gleich drei Bilder mit Screenshots, die sich zweifelsfrei auf RT Deutsch beziehen. Und: Alle drei sind falsch oder manipulativ.
So wurde der sogenannte "Fall Lisa" wieder – zum x-ten Mal wider besseres Wissen – als Beispiel für die "Mobilisierungskraft verschiedener rechter Lager sowie die Rolle des russischen Staatsfernsehens" angeführt. Seit Jahren fahren die Medien des Mainstreams eine Kampagne gegen RT Deutsch, unter anderem mit der Behauptung, RT Deutsch habe angeblich die Fake News über die Vergewaltigung eines 13-jährigen russischstämmigen Mädchens aus Berlin-Marzahn in Januar 2016 in die Welt gesetzt oder zumindest weiter geschürt. RT Deutsch dementierte dies gut dokumentiert mehrfach.
Doch die deutschen Medien und mehrere Denkfabriken, wie etwa LIBMOD (das "Zentrum Liberale Moderne") oder die "Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit" der FDP, nehmen von solchen mit Daten und Fakten belegten Richtigstellungen keinerlei Notiz. Die Kampagne verlief und verläuft weiter so aggressiv, dass der Chef des Deutschen Journalistenverbandes sich genötigt glaubte, RT Deutsch mit rechtlichen Konsequenzen zu drohen. Der "Fall Lisa" hat sich schlichtweg verselbständigt. So auch bei der Amadeu Antonio Stiftung, die ein RT-Tweet mit der folgenden Bildbeschreibung versehen hat:
Todesstrafen-Debatte anhand des "Falls Lisa", der auf einer Falschaussage beruhte. Quelle: Twitter-Post von RT Deutsch vom 15.10.2019
Die @AmadeuAntonio-Stiftung verwechselt vermutlich den Mord an der neunjährigen Schülerin Lisa in der Stadt Saratow im Oktober 2019 mit dem sogenannten "Fall Lisa" aus Marzahn-Hellersdorf im Januar 2016.
— RT Deutsch (@RT_Deutsch) January 3, 2020
Bei dem nun herangezogenen Screenshot ging es jedoch um eine ganz andere Lisa (das ist ja auch kein besonders seltener Vorname), nämlich um ein in der russischen Stadt Saratow tatsächlich getötetes neunjähriges Mädchen. Der getwitterte RT-Artikel "Nach Mord an neunjähriger Lisa: Debatte über Todesstrafe für Kindermörder und Pädophile in Russland" wurde so (auf dem Twitter-Bild auch gut sichtbar) beworben:
Nachdem letzte Woche ein 35-Jähriger in der Stadt Saratow ein neunjähriges Mädchengetötet hat, werden in Russland Stimmen zur Wiedereinführung der Todesstrafe laut. Seit dem Jahr 1997 gilt in Russland ein Moratorium für die Todesstrafe.
Es bleibt wahrscheinlich für immer ein Rätsel, wie man als seriöser Autor zwei Lisa-Fälle derart "verwechseln" konnte. Nach Tweet-Ermahnungen von RT und anderen Twitter-Nutzern hat die Verfasserin Anfang Januar den Fehler endlich zugegeben, ohne jedoch auch danach (bis zum Stand 16. Januar 2020) an der Falschdarstellung noch irgendwelche Korrekturen vorzunehmen.
An einer anderen Stelle haben die Verfasser einen Tweet vom Account Generation Islam mit der Beschreibung "Twitter-Post von RT-Deutsch vom 25.09.2019" versehen. Der oder die Twitter-Nutzer stellten Bilder der in einem Zug speisenden Greta Thunberg den Bildern mehrerer Kinderleichen gegenüber, und zwar mit der Frage: "Deine Kindheit wurde dir gestohlen? Dann frag mal Kinder in Jemen, Syrien, Palästina, Afghanistan." Kein derartiger Tweet ging jemals von einem RT-Account aus.
Ein weiteres Bild zeigte den getwitterten RT-Artikel "Streit um "AfD-Bio-Hirse": ZDF macht aus Grünen-Politikerin eine normale Kundin", mit folgendem Kommentar:
RT Deutsch-Post, der die AfD gegen einen vermeintlich parteipolitischen Anwurf verteidigt. (abgerufen am 11.11.2019)
Dabei ging es im Artikel gar nicht um die AfD. Die Artikel-Verfasser erwähnten zwar, dass einer der Lieferanten eines Bioladens "für die AfD aktiv war", konzentrierten sich jedoch auf die zu offensichtlichen Schummeleien des öffentlich-rechtlichen Fernsehkanals ZDF mit dem O-Ton einer angeblichen anonymen "Verbraucherin", die als Grünen-Politikerin durchaus politisches Interesse hatte, einem Sympathisanten der AfD Steine in den Weg zu legen. Die Amadeu Antonio Stiftung hat einen sachlichen, medienkritischen Artikel ihrerseits als angebliche "Parteinahme für die AfD" interpretiert und auch noch skandalisiert. In Wirklichkeit hat RT nicht die AfD verteidigt, sondern unparteiischen Journalismus.
Spätestens bei diesem Tweet sollte es klarwerden: Der AAS sind nicht etwa irrtümliche Fehler unterlaufen. Nein, diese Stiftung hat RT bewusst als Zielscheibe gewählt, um das "russische Medium" nochmals als angebliches Sprachrohr der Rechten in Deutschland darzustellen. Im Vorbeigehen sozusagen, denn im Fokus der Studie standen ja die angeblich autoritär-nationalistischen Russlanddeutschen, denen es an demokratischer Bildung oder Erziehung mangele. Dabei hat sich die Stiftung nicht nur peinliche "Verwechslungen" erlaubt, sondern auch ein recht einseitiges Verständnis für die Aufgaben von Medien an den Tag gelegt: Als Instrument für politische Parteinahme. So wie sie eben offenbar selbst – im Auftrag der Regierung – als "freie Forscher" handeln, berichtet ihrer Meinung nach auch RT Deutsch, nämlich nur tendenziös.
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