Gesellschaft

DuMont Mediengruppe: Traditionsreiches Medienhaus vor dem Ausverkauf

Seit Jahren haben die Tageszeitungen mit stetig sinkenden Auflagen zu kämpfen. Nun will sie der Verlag abstoßen. Die Kölner DuMont Mediengruppe will offenbar ihre Blätter – darunter den Berliner Kurier und den Kölner Stadtanzeiger – bald verkaufen.
DuMont Mediengruppe: Traditionsreiches Medienhaus vor dem AusverkaufQuelle: Reuters

In der Branche war schon lange darüber spekuliert worden, doch als es nun soweit war, löste die Nachricht in der Medienwelt ein Erdbeben aus: Das traditionsreiche Kölner Pressehaus DuMont verabschiedet sich aus dem Pressegeschäft. Alle sechs Tageszeitungen – Kölner Stadtanzeiger und Kölner Express, Berliner Zeitung und Berliner Kurier, Hamburger Morgenpost und Mitteldeutsche Zeitung (Halle) stehen zum Verkauf. Alles muss raus. Übrig bleiben dann nur noch der Buchverlag und verschiedene Internet-Marketingplattformen ("AdTech").

Nicht einmal vier Jahre nach dem Tod des Verlegers Alfred Neven DuMont ist das Imperium des Pressezaren zerbrochen. Der Mediendienst Horizont schrieb vom "Ende einer Dynastie". Dem Vernehmen nach möchte das Haus, das heute von angestellten Managern geleitet wird, alle sechs Zeitungen als Paket abstoßen. Experten zweifeln allerdings daran, dass dies gelingen wird und stellen sich stattdessen die Frage: Wer soll das kaufen?

Auflagen im freien Fall – Anzeigenerlöse brechen immer mehr ein 

Denn: Alle Objekte stecken, ähnlich wie ein Großteil der gesamten Printbranche, in einer tiefen Krise. Die Auflagen sind im freien Fall, die Anzeigenerlöse brechen immer mehr ein, die vom Verlag selbst verkündete "digitale Transformation" ist bisher nicht gelungen. Berliner Kurier (stürzte seit 1998 von damals 175.000 auf mittlerweile knapp 50.000 Stück verkaufter "harter" Auflage aus Einzelverkauf und Abos), Berliner Zeitung (sank im gleichen Zeitraum von über 200.000 auf rund 56.000 Exemplare) und Hamburger Morgenpost (nur noch 38.000 Exemplare verkaufter Auflage) gelten als praktisch unverkäuflich. Auch der Kölner Express ist schwer angeschlagen. Lediglich der Kölner Stadtanzeiger und die Mitteldeutsche Zeitung (zu DDR-Zeiten SED-Bezirksblatt von Halle) sind für potenzielle Käufer interessant.

In nur wenigen Jahren hätten angestellte Manager das Lebenswerk des einzigartigen Verlegers Alfred Neven DuMont zerstört, sagt Matthias Bothe zu RT Deutsch. Der ehemalige stellvertretende Chefredakteur beim Berliner Kurier und zeitweilige Lokalchef beim Kölner Express ergänzt: 

Die 'Perspektive Wachstum', die sie vor zwei Jahren verkündeten, war in Wahrheit das Todesurteil für die DuMont-Zeitungen. Denn diesen unfähigen Betriebswirten geht es nicht um Nachhaltigkeit durch journalistische Qualität, sondern ausschließlich um kurzfristigen Profit. Was sie nun angerichtet haben, dass sie ehemals wichtige Zeitungen vermutlich zum Dumpingpreis verramschen werden, das ist eine Schande für dieses einst stolze und traditionsreiche Verlagshaus. 

Einen erheblichen Beitrag zum rapiden Auflagenverlust beim Berliner Kurier hat laut Bothe auch der Chefredakteur geleistet. "Im Fall des Berliner Kurier kommt noch erschwerend hinzu, dass ein hochgradig inkompetenter Chefredakteur seinen Posten als Bühne für seinen wahnwitzigen Egotrip missbraucht", so Bothe. "Unter einem Verleger wie Alfred Neven DuMont völlig undenkbar – unter einem Betriebswirt wie Christoph Bauer leider bittere Realität."

Viele Mitarbeiter befürchten nun Stellenabbau

Auch seine Druckereien und Anzeigenblätter will DuMont zum Verkauf anbieten. Was dies alles konkret für die Mitarbeiter bedeutet, bleibt unklar. In der Branche wird aber schon über Stellenabbau spekuliert, denn bereist vor zwei Jahren, als die Mediengruppe DuMont die alte Redaktion von Berliner Zeitung und Berliner Kurier geschlossen und die Berliner Newsroom GmbH gegründet hatte, fielen 50 Stellen weg.

Der Verlag selbst wandte sich mit einem Schreiben des Vorstands an die Mitarbeiter. Darin steht unter anderem:

Ende 2018 hat DuMont seine Neuausrichtung zu einer Mediengruppe mit drei Geschäftsfeldern planmäßig abgeschlossen. (...) Vor diesem Hintergrund haben die Gesellschafter den Aufsichtsrat und den Vorstand beauftragt, verschiedene Handlungsoptionen zu prüfen. Dieser Auftrag beinhaltet neben zahlreichen anderen Optionen auch die mögliche Veräußerung von Teilen des Portfolios der Mediengruppe.

Was konkret damit gemeint ist, ließ der Verlag offen. Die Prüfung soll aber mindestens bis Mitte des Jahres dauern.

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