Gesellschaft

"Dummheit", die öffentlich-rechtlichen Rundfunk schädigt – Framing-Manual schlägt weiter hohe Wellen

In dieser Woche kam Kritik am viel diskutierten Framing-Manual der ARD auch aus den eigenen Reihen. Der WDR-Rundfunkrat beanstandete das Papier sowie den Umgang damit. Die Autorin selbst hingegen versteht die Kritik keineswegs.
"Dummheit", die öffentlich-rechtlichen Rundfunk schädigt – Framing-Manual schlägt weiter hohe WellenQuelle: www.globallookpress.com

Das viel diskutierte Framing-Manual der ARD war auch Thema in der vergangenen Rundfunkratssitzung des WDR am Dienstag. Dabei haben Mitglieder des WDR-Rundfunkrats den Umgang des Senderverbunds mit dem "Framing-Papier" kritisiert und sich deutlich vom Inhalt des Papiers distanziert.

Zwar enthalte das als "Manual" betitelte Papier analytisch gute Hinweise zur Wirkung von Framing, die Handlungsvorschläge seien jedoch für den WDR und die ARD nicht akzeptabel.

Außerdem habe das Manual, ebenso wie der intransparente Umgang damit, das Gegenteil des Beabsichtigten bewirkt und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk beschädigt. 

Nach hinten losgegangen

Die stellvertretende Vorsitzende des Rundfunkrats, Dagmar Gaßdorf, die selbst unter anderem früher als Texterin in der Werbeabteilung der WAZ-Gruppe tätig war, bezeichnete das Manual dem Tagesspiegel zufolge als "Dummheit".

ARD-Generalsekretärin Dr. Susanne Pfab, die bei der Sitzung des WDR-Rundfunkrats zu Gast war, meinte, es sei wichtig und richtig gewesen sich mit dem Thema Framing auseinanderzusetzen.

Das Manual unter diesem Titel einem größeren Kreis von Mitarbeitern zur Verfügung zu stellen, war unvorsichtig. Das würden wir sicher nicht mehr tun", so Pfab.

Auch der WDR-Intendant Tom Buhrow übte Kritik. Er betonte, dass es jedoch wichtig sei, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk sich mit Framing befasse. Er behauptete, das wachsende Misstrauen gegenüber den Medien sei ebenfalls auf Framing zurückzuführen, und verwies wie zuvor auch ARD-Generalsekretärin Pfab auf Kampfbegriffe wie "Zwangsgebühren" oder "Lügenpresse".

Buhrow meinte:

Hier ist in bester Absicht etwas entstanden, was aus einer Vielzahl von Gründen nach hinten losgegangen ist.

Elisabeth Wehling hingegen, die Autorin des umstrittenen "Framing Manuals", weist die Kritik daran zurück.

Nur ein internes Papier

Ich bin schockiert über die Vorwürfe. Vor allem, weil der Hintergrund völlig außer Acht gelassen wird", meinte die Sprachwissenschaftlerin in der Wochenzeitung Die Zeit. "Ich habe auf der Grundlage von Workshops mit einer Arbeitsgruppe der ARD 2017 ein internes Papier geschrieben."

Die Idee sei gewesen, einzelne Begriffe in der ARD-Kommunikation zu analysieren und Alternativen aufzuzeigen.

Es war für nichts anderes gedacht als für die interne Verwendung.

Dies jedoch gezielt bedacht auf die Außenwirkung und das Publikum. Die Plattform netzpolitik.org hatte das "Framing Manual" vor rund zehn Tagen ins Internet gestellt. Kritiker warfen der ARD nach Bekanntwerden des Framing-Papiers vor, sie versuche, die Diskussion über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu manipulieren, und gebe Mitarbeitern Sprachregelungen vor.

Das Papier wird instrumentalisiert für eine politische Skandalisierung", sagte Wehling der Zeit.

In der Diskussion darüber würden Inhalte aus dem Kontext gerissen, beklagte sich die Framing-Expertin:

So werden seit zwei Wochen aus einem knapp 90 Seiten langen Dokument nur drei, vier Stichworte debattiert. Da entstehen selbstverständlich Missverständnisse.

Kritische Anmerkungen hatte es in der Diskussion über das "Framing Manual" auch zu Wehling selbst gegeben und ihrem Umgang mit der Bezeichnung ihrer "Einrichtung", die sie als "Berkeley International Framing Institute" angibt.

Wehling hat an der US-Universität Berkeley in Linguistik promoviert und arbeitet dort als Wissenschaftlerin. Das Institut hat mit der Uni aber nichts zu tun, wie eine Sprecherin der Uni auf Presseanfragen bestätigte.

Ich weiß, derzeit kursieren viele verrückte Theorien. Aber alle meine Kunden wissen, das Berkeley International Framing Institute ist meine Marke, unter der ich Beratungen anbiete", erklärte Wehling im Interview. "Ein Institut mit Räumlichkeiten hat es nie gegeben, und
das wurde auch nie suggeriert."

Zu der Kritik sagte Wehling:

Es hat mich fassungslos gemacht, als Wissenschaftlerin, Beraterin und Mensch auf einmal solchen Angriffen ausgesetzt zu sein.

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