Gesellschaft

Russischer Bot? Facebook löscht Beiträge des britischen Ex-Botschafters Craig Murray

Für den Kampf gegen Fake News und gefälschte Profile hat Facebook sinnigerweise ein Team der stramm anti-russisch ausgerichteten Denkfabrik Atlantic Council engagiert. Zensurmaßnahmen der Wahrheitswächter betreffen nun aber nicht nur angebliche russische Bots.
Russischer Bot? Facebook löscht Beiträge des britischen Ex-Botschafters Craig MurrayQuelle: www.globallookpress.com © Global Look Press

"Facebook hat alle meine Beiträge von Juli 2017 bis zur letzten Woche gelöscht, weil ich offenbar ein russischer Bot bin." Mit diesen Worten leitete der ehemalige britischer Botschafter Craig Murray seinen Blog-Eintrag vom Dienstag ein. Murray hatte sich in den letzten Monaten mehrfach kritisch zur Skripal-Affäre geäußert und die Darstellung der britischen Regierung angezweifelt.

"Ich weise darauf hin", fährt Murray fort, "dass über zwei Drittel der Besucher meiner Webseite über meine Beiträge auf Facebook und Twitter dorthin gelangen. Soziale Medien wie dieser Blog, die eine Alternative zur Propaganda der Mainstreammedien bieten, sind weitgehend der Gnade dieser Unternehmen ausgeliefert, die sich wie Türsteher benehmen."

Anschließend geht der Ex-Botschafter mit dem von Facebook zum Zweck des Kampfes gegen Fake News engagierten Teams des Altantic Council hart ins Gericht. Er weist zunächst darauf hin, dass im Vorsitz der unter anderen von der NATO finanzierten Denkfabrik "der Kriegsverbrecher Henry Kissinger", die ehemaligen CIA-Chefs Michael Hayden und Michael Morrell sowie der ehemalige Chef der US-Heimatschutzbehörde Michael Chertoff sitzen.

Noch schlimmer als die Vorsitzenden seien aber die Mitarbeiter des Atlantic Council. "Ihr führender Experte auf dem Gebiet der Erkennung russischer Bots ist ein Besessener namens Ben Nimmo", so Murray. Dieser diene den Anliegen des politischen Establishments, indem er deren Opponenten grundsätzlich als Bots kennzeichne.

Mehr zum Thema - Facebook: Mit Washington und der NATO unter einer Decke

Murray verweist auf einen aktuellen Bericht der Zeitung Herald. Darin hatte Nimmo zur Abwechslung nicht russische Bots für die Verbreitung von Fake News im Netz verantwortlich gemacht, sondern ein geheimes Netzwerk schottischer Nationalisten. Dieses soll Bots zur Stimmungsmache für den Austritt Schottlands aus dem Vereinigten Königreich eingesetzt haben. Murray kommentiert:

Nimmos Beweis? 2.000 Leute hatten den Hashtag #Dissolvetheunion auf insgesamt 10.000 Tweets innerhalb einer Woche benutzt. Das sind durchschnittlich fünf Tweets pro Person. In einer Woche. Offensichtlich ein riesiger Bot-Komplott, nicht wahr?

Nachdem Nimmos Behauptungen über die schottischen Bots weit verbreitet auf Skepsis stießen, veröffentlichte dieser zur Untermauerung seiner Thesen eine selbst erstellte Top Ten-Liste vermeintlicher schottischer Bots.   

Seines Wissens nach handele es sich aber bei fast allen der Genannten um echte Personen und nicht um Bots, merkte Murray an. Doch Ben Nimmo habe auch einen Treffer gelandet, wie der ehemalige Botschafter sarkastisch kommentiert:

Bens Hauptverdächtiger war definitiv ein Bot. Er hatte dessen Identität trotz der listigen Tarnung durchschaut. Diese Tarnung bestand in seinem Namen, IsthisAB0T, und seinem Profil, in dem er sich selbst als Bot für Retweets für die Unabhängigkeit [Schottlands] outet. Ben Nimmo sei Dank, sonst hätte niemand diesen bösen, vermutlich vom Kreml orchestrierten Plan durchschaut. Kein Wunder, dass der Atlantic Council das Team von Nimmo als 'digitale Sherlocks' anpreist.

"Nimmos Erfolgsbilanz ist einfach katastrophal", fährt Murray fort und verweist darauf, dass der Fake-News-Jäger vor Monaten den britischen Rentner Ian Shilling (Twitter –Acoount @Ian56789) fälschlicherweise als Teil einer "russischen Troll-Arme" identifiziert hatte, "was dazu führte, dass Ian auch von der britischen Regierung als solcher bezeichnet wurde".

Mehr zum Thema - Experte des Atlantic Council für "russische Desinformation" der Verbreitung von Fake-News überführt

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.