Gesellschaft

Deutsche Zustände: "Problem-Plattenbau" in Göttingen geht ohne Heizung in den Winter

Der Beginn der Heizperiode liegt schon einige Wochen zurück, und in Göttingen wird ein ganzer Wohnkomplex nicht mehr zentral beheizt. Seit Jahren ist die Wohnanlage immer wieder einmal in den Schlagzeilen. Den Bewohnern könnte nun ein harter Winter bevorstehen.
Deutsche Zustände: "Problem-Plattenbau" in Göttingen geht ohne Heizung in den WinterQuelle: www.globallookpress.com © Moritz Frankenberg/dpa

Der große Wohnblock am Rande der Göttinger Altstadt ist erneut in die überregionalen Schlagzeilen geraten. Der seit Jahren als "Problemhaus" bekannte Komplex verfügt nicht mehr über eine funktionierende Heizungsanlage. Die Situation erscheint verfahren, weshalb auch nicht mit einer baldigen Reparatur zu rechnen ist.

Wie nun die Welt und der NDR unter Berufung auf die Hausverwaltung berichten, seien die Heizungsrohre in dem Gebäudekomplex kaputt und es finde sich keine Klempnerei, die die Heizungsanlage reparieren wolle. Von dem technischen Defekt seien rund 300 Wohnungen betroffen, wie der örtliche Sender Radio Göttingen gemeldet habe. Über 700 Menschen seien in der Wohnanlage als wohnhaft gemeldet.

Fehlende Mittel

Der finanzielle Engpass resultiere aus der Insolvenz der Gänseliesel Wohn GmbH beziehungsweise des früheren Eigentümers Winteks GmbH, weshalb der Wohnungseigentümergemeinschaft die erforderlichen Mittel für die Reparatur fehlen. So erklärte der Hausverwalter gegenüber NDR Niedersachsen: "Es erfolgte keine Abschaltung der Heizung, es gibt lediglich keinen Dienstleister, der bereit ist, ohne Bezahlung die Verrohrung zu reparieren." Es sei nicht damit zu rechnen, dass bis zum Ende der Heizperiode die Heizungsanlage wieder laufen werde.

Damit die Mieter dennoch nicht völlig im Kalten sitzen, seien ihnen elektrische Radiatoren zur Verfügung gestellt worden. Die dadurch erhöhten Kosten für das Heizen mit Strom würden in der Nebenkostenabrechnung berücksichtigt.

Allerdings gebe es auch säumige Mieter, denen bereits fristlos gekündigt wurde, die aber nicht ausziehen. Diese würden keine Radiatoren gestellt bekommen.

Mieterverein bezweifelt Darstellung

Laut NDR hat der Mieterverein Göttingen zur komplizierten Lage erklärt, es sei offensichtlich rechtswidrig, die Heizung abzustellen. Nur bei bestehenden Mietschulden und Vorliegen einer Kündigung dürfe der Vermieter die Versorgung einer Wohnung abstellen. Sofern jedoch noch Mietverhältnisse bestehen, sei eine Unterbrechung der Versorgung unzulässig.

Nach Angaben der Hausverwaltung seien 145 Mieter säumig, unter ihnen angeblich auch viele Bezieher von Transferleistungen. Dadurch, so die Erklärung der Hausverwaltung, fehle den Eigentümern das Geld für die notwendigen Reparaturen.

Ein Rechtsberater des Mietervereins, der selbst mit der Vertretung einiger Mieter aus dem Gebäudekomplex betraut ist, widerspricht allerdings der Hausverwaltung. Denn in der Regel würde die Miete von den Jobcentern direkt an die Eigentümer überwiesen.

Vertreter der Stadt bestätigt Mieterverein

Ein Sprecher der Stadt Göttingen stützt die Darstellung des Mietervereins. Sofern bekannt sei, dass Bezieher von Sozialleistungen Mietschulden hätten, werde die Miete direkt an den Vermieter gezahlt. Die Stadt werde die weitere Entwicklung beobachten. Mit der Gemeinschaft der Wohnungseigentümer sei vereinbart worden, dass sie bis zum Ende der Heizperiode die Wärmeversorgung sicherstellen würden. Geklärt werden muss jedoch, ob dafür allein Radiatoren ausreichen. Erst vor Kurzem sei die Stadt der Eigentümergemeinschaft entgegengekommen und habe Kosten gestundet – dabei sei es um die Warmwasserversorgung gegangen.

Sozialer Brennpunkt

Im Juni dieses Jahres hatte die Stadt "unhaltbare Zustände" in der Wohnanlage festgestellt. Derzeit gebe es noch keine Pläne, das Haus für unbewohnbar zu erklären.

Der auch als "Problem-Plattenbau" bekannte Gebäudekomplex ist wiederholt wegen drastischer Missstände in die Schlagzeilen geraten. Die Rede ist nicht nur von Leerstand, sondern auch von nicht beseitigtem Müll, streunenden Ratten und herrenlosen Welpen. Der soziale Brennpunkt wurde zu Beginn der staatlichen Corona-Maßnahmen im Juni 2020 komplett abgeriegelt (RT DE berichtete). Damals wurde um die Wohnanlage an der Groner Landstraße ein Metallzaun errichtet. Die Polizei überwachte die Einhaltung der Quarantänebestimmungen. Gegen protestierende Bewohner, die die Absperrung niederreißen wollten, ging die Polizei mit Pfefferspray vor. Die Bewohner bewarfen die Beamten mit Steinen, Flaschen und Pyrotechnik.

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