Gesellschaft

Debatte über private Zusatzversicherung für Facharztbehandlung

Nach Ansicht des IKK-Vorstands sollten sich gesetzlich Versicherte für Facharztbehandlungen privat zusatzversichern. Man könne sich für Arztbesuche keine "Flatrate" mehr leisten. Das Gesundheitsministerium plädiert für Wahltarife bei der gesetzlichen Versicherung.
Debatte über private Zusatzversicherung für FacharztbehandlungQuelle: www.globallookpress.com © Mohssen Assanimoghaddam/dpa

Nach der Vorstellung des Chefs der Innovationskrankenkasse (IKK), Ralf Hermes, sollen sich Kassenpatienten für die Erstattung einer Facharztbehandlung zukünftig freiwillig privat versichern. Konkret habe Hermes vorgeschlagen, dass gesetzlich Versicherte eine private Zusatzkrankenversicherung abschließen sollten. Wie t-online am Montag berichtete, sollen gesetzlich Krankenversicherte demnach ihre "fachärztliche Versorgung bis zu einem Selbstbehalt von 2.000 Euro" mittragen.

Für Behandlungen, die weniger als 2.000 Euro kosten, sei dann die private Versicherung ganz oder anteilig zuständig, je nach Versicherungsvertrag. Die gesetzliche Krankenkasse müsse dann nur noch Arzt- und Krankenhausrechnungen von über 2.000 Euro bezahlen. Hermes erläuterte sein Modell wie folgt:

"Der Versicherte wählt eine fachärztliche Versorgung bis zu einem Selbstbehalt von 2.000 Euro. Dafür bekommt er von der Versicherung als Belohnung eine Auszahlung von zum Beispiel 600 Euro." Von dieser Auszahlung könne er eine private Zusatzversicherung für Facharzttermine abschließen und würde beim Facharzt als Privatpatient behandelt. Mit diesem Modell der Patientenversorgung ließen sich Kosten sparen.

Hermes zufolge könne man auf diese Weise "die Zahl der unnötigen Facharztbesuche reduzieren" und die Versicherten würden mit diesem Finanzierungsmodell "mehr Verantwortung übernehmen". Es sei zu teuer, dass gesetzlich Versicherte so oft zum Arzt gingen, "bis die Gesundheitskarte glüht", kritisierte Hermes. "Wir können uns dieses Flatrate-Modell nicht mehr leisten."

Am Dienstag reagierte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums auf den Vorstoß des Krankenkassen-Chefs, wie das Deutsche Ärzteblatt berichtete. Demnach könne sich das Gesundheitsministerium aktuell keine freiwillige private Krankenversiche­rung für Behandlungen beim Facharzt vorstellen. Gegenüber Journalisten habe ein Sprecher gesagt: "Dieser Vorschlag stehe für das Bundesgesundheitsministerium nicht zur Debatte."

Stattdessen solle man den Versicherten Wahltarife anbieten, mit denen sie die Versicherungsleistungen im Fall von Erkrankungen im Vorfeld selbst bestimmen dürften. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, An­dreas Gassen, sagte gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt, man plädiere für Wahloptionen innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung. Gassen erklärte:

"Für gesetzlich Versicherte den Zugang zu den von den Versicherten vor allem nachgefragten Fachärzten von einer privaten Zusatzversicherung abhängig zu machen, wäre der Offenbarungseid der gesetzlichen Krankenversicherung."

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