Gesellschaft

Smartphone-Tickets – Zwang sich gegenüber Datenkraken wie Google und Apple nackt zu machen

Das neue Semesterticket gibt es für Hamburger Studenten nur als Smartphone-App. Die Studentenvertretung AStA beteiligte sich an der Einrichtung des Smartphone-Tickets. Nach Protestschreiben von Studenten übernimmt der AStA nun auf einmal die Organisation des Widerstands.
Smartphone-Tickets – Zwang sich gegenüber Datenkraken wie Google und Apple nackt zu machenQuelle: www.globallookpress.com © Monika Skolimowska / dpa

Vor einem Monat hatte der Wirtschaftsjournalist Norbert Haering auf seinem Blog über den neuen Smartphone-Zwang für Studenten im Hamburger ÖPNV berichtet. Für das kommende Sommersemester bekommen Hamburger Studenten das ihnen mit der Einschreibegebühr automatisch mitbezahlte Semesterticket nur noch in digitaler Form. Haering schrieb dazu:

"Wer kein persönliches Überwachungsgerät ('Smartphone') nutzt, muss jedes Semester eine Chipkarte beantragen und 15 Euro extra zahlen."

Wie Haering am Dienstag veröffentlichte, habe der Allgemeine Studentenausschuss der Universität Hamburg (AStA) die Studenten neuerdings dazu aufgerufen, gegen die geplante Überwachung ihrer Fortbewegung Widerstand zu leisten. Per E-Mail habe der AStA "Aktuelle Infos zum D-Semesterticket" an alle Hamburger Studenten verschickt und darin beteuert, dass der Studentenausschuss sich nicht an dem geplanten Smartphone-Ticket beteiligt habe. In der Mail habe sich der AStA-Vorsitz auch dafür entschuldigt, "dass die Informationslage nach wie vor undurchsichtig ist."

Auf jeden Fall könne man die Fahrkarte zurzeit nicht ohne Smartphone nutzen, heißt es in der Mitteilung des AStA: "De facto ist das Ticket zum jetzigen Zeitpunkt leider noch immer nicht ohne Smartphone nutzbar. Seitens des HVV (Hamburger Verkehrsverbund) wird zwar darauf verwiesen, dass grundsätzlich jedes mobile Endgerät mit Internetzugang genutzt werden könne, "solange ihr euch bei RIDE einloggen könnt, um in einer Kontrolle euer Ticket vorzuzeigen. Also auch z. B. Laptops oder Tablets...."

Aber möglicherweise zeige das Personal der Verkehrsbetriebe dafür kein Verständnis, erläuterte der AStA die Problematik der Nutzung mit anderen Geräten. Insofern dürfe eine Ticketnutzung per Laptop oder Tablet im Alltag schwer umsetzbar sein. Aktuell würde man beim HVV eine Chipkarte für die Verkehrsteilnehmer entwickeln, die das Smartphone nicht für ihr Monatsticket nutzen wollten und könnten. Allerdings würde so eine Ticket-Chipkarte selbst nach Fertigstellung von dem Verkehrsverbund nur limitiert vergeben:

"Der HVV besteht jedoch darauf, dass die Ausgabe dieser nur gegen Gebühr nach individueller Prüfung für absolute Ausnahmefälle erfolgt und strikt limitiert ist. Wie sich das Antragsverfahren gestaltet, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht geklärt. Ebenso wenig, wann diese Alternative zur Verfügung stehen wird."

Der AStA sei von Studenten auch gefragt worden, warum der Verkehrsverbund kein ausgedrucktes Semesterticket mit QR-Code auf Papier akzeptiere. Laut dem Beschluss eines bundesweiten Koordinierungsrates wurde am 31. Dezember 2023 "festgelegt, dass das Ticket nur per Smartphone oder Chipkarte ausgegeben werden darf." Zwar sei es technisch möglich, einen auf Papier gedruckten QR-Code ohne Sicherheitsmängel zu nutzen, aber das sei politisch nicht gewollt, kommentiert Haering den Hintergrund des nicht zugelassenen QR-Code-Papiertickets.

Alle Studenten, die gemeinsam mit dem AStA dagegen politisch aktiv werden wollten, sollen dies dem Studentenausschuss per Mail kundtun, schreibt die Studentenvertretung und ernennt sich somit zum Organisator des studentischen Widerstands in Hamburg.

Dabei hatte ebendieser AStA das neue Smartphone-Ticket zuvor mit verhandelt, und bis vor kurzem überhaupt kein Problem mit dem Smartphone-Zwang gehabt, kommentiert Haering die neue Kehrtwende des Hamburger AStA. Hauptverantwortlich für den Smartphone-Zwang sei allerdings der Bundesminister für Verkehr und Digitalisierung, Volker Wissing. Der Auftrag des Ministers bestehe nach eigener Auffassung darin, "Digitalisierung per Zwang und Ausschluss nicht Digitalisierungswilliger durchzusetzen", so Haering.

Mitverantwortlich seien neben den Bundestagsabgeordneten der Ampelparteien auch die rot-grünen Abgeordneten der Hamburger Bürgerschaft. Gemeinsam seien alle für die "bürgerfeindlichen Machenschaften der Zwangsdigitalisierer verantwortlich." Damit würden die Bürger gezwungen, "persönliche Überwachungsgeräte anzuschaffen und zu nutzen und sich gegenüber amerikanischen Datenkraken wie Google und Apple nackt zu machen."

Mehr zum Thema - Kassenärzte kritisieren elektronische Patientenakte: zu störanfällig

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.