Kampagne "Kein Kölsch für Nazis" wird nach Karneval fortgesetzt – aber wer alles gilt als Nazi?
Von Felicitas Rabe
Zu Karneval hat die Initiative "Donnern gegen rechts" die Gastwirte in Köln dazu aufgerufen, kein Kölsch an "Nazis" auszuschenken. Am vergangenen Donnerstag, also pünktlich zum Beginn des Straßenkarnevals zur Weiberfastnacht, veröffentlichte der Kölner Stadt-Anzeiger (KStA) eine Liste, welche Kneipen und Vereine bereits bei der Aktion mitmachen. Demnach beteiligen sich aktuell 42 Lokale und Initiativen an der Kampagne "Kein Kölsch für Nazis", bei der mutmaßlich nazistisch gesinnten Bürgern in Gaststätten das Bestellen von Bier verweigert wird.
Bereits 2023 hatten drei in Köln bekannte Karnevalsmusikbands – Brings, Lugatti & 9ine sowie Querbeat – gewissermaßen passend zu dieser Kampagne den Song "Kein Kölsch für Nazis" geschrieben. Dieses Lied sollte, so der Plan der Initiative, am Karnevalsdonnerstag um 12.05 Uhr in den Kölner Kneipen gespielt werden. Laut Bericht des KStA habe das auch gut auch geklappt. Kurz nach 12 Uhr "erschallte aus vielen Lautsprechern der Song 'Kein Kölsch für Nazis' von Brings, Lugatti & 9ine und Querbeat", schrieb die Zeitung.
Der KStA berichtete auch über das Motiv und den Hintergrund der Kampagne "Kein Kölsch für Nazis": Die Initiative sei kürzlich insbesondere durch die investigative Arbeit des Recherche-Netzwerkes Correctiv wieder aktiviert worden, habe das Bündnis "Donnern gegen rechts" erklärt. Correctiv hat vor etwa einem Monat am 10. Januar unter dem Titel "Geheimplan gegen Deutschland" einen Bericht über angeblich geheime rechtsextreme und rassistische Vorhaben veröffentlicht. Das Recherchenetzwerk habe somit aufdecken können, dass es einen geheimen Plan von rechtsextremen Ideengebern, Mitgliedern der AfD sowie reichen rechten Geldgebern gäbe, Menschen aufgrund von rassistischen Kriterien aus Deutschland zu vertreiben, selbst wenn sie die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Wortwörtlich heißt es dazu in der "Recherche" im November 2023 von Correctiv:
"Es ist der Morgen des 25. November, kurz vor neun Uhr, ein trüber Samstag. Auf den geparkten Autos im Hof sammelt sich Schnee. Was sich an dem Tag im Landhaus Adlon abspielt, wirkt wie ein Kammerspiel – doch es ist Realität. Hier zeigt sich, was passieren kann, wenn sich rechtsextreme Ideengeber, Vertreter der AfD und finanzstarke Unterstützer der rechten Szene mischen. Ihr wichtigstes Ziel: Menschen sollen aufgrund rassistischer Kriterien aus Deutschland vertrieben werden können – egal, ob sie einen deutschen Pass haben oder nicht."
Anhand der Informationen von Correctiv habe man sich in Köln alarmiert gefühlt, gegen diese Vertreibung von Menschen etwas zu unternehmen, gibt der KStA das Motiv der Initiative wieder:
"'Spätestens seit den Correctiv-Recherchen schlägt unsere Uhr 5 nach 12', hieß es in der Ankündigung des Bündnisses, das sich nach eigenen Angaben für 'eine solidarische, antifaschistische und offene Gesellschaft' einsetzt."
In der Sendung Lokalzeit aus Köln vom 8. Februar, also zu Beginn des Straßenkarnevals, berichtete auch der WDR über die Aktion "Kein Kölsch für Nazis". Für die Nachhaltigkeit der "Kampagne gegen rechts" würde das Lied auch nach der Karnevalssession zukünftig alle zwei Wochen um 12.05 Uhr in Kölner Gaststätten gespielt werden, hieß es in der Sendung. (ab Minute 13:30).
Mit dem regelmäßigen Abspielen des Songs "Kein Kölsch für Nazis" alle zwei Wochen wolle man auch die Kontinuität der Demonstrationen "gegen rechts" absichern. Ziel der Initiative "Donnern gegen rechts" sei es, "die laufenden Proteste am Leben zu erhalten", erklärte der WDR die Gründe für die vierzehntägige Wiederholung des Liedes in den Kölner Gaststätten.
Wer allerdings im Einzelnen zu den Menschen gezählt werden soll, die in Köln kein Bier mehr ausgeschenkt bekommen werden, wurde nicht näher ausgeführt. So bleibt leider offen, ob beispielsweise den angeblich "rechten" Aluhut-Ungeimpften oder den Unterstützern von Bauernprotesten, teils verunglimpft als sogenannte Nazi-Bauernmobs, das Kölsch verweigert wird. Oder sind die mutmaßlich "rechten Klimaleugner" davon betroffen? Möglicherweise soll den in vielen Ländern protestierenden Kritikern der israelischen Regierungspolitik in Kölner Gaststätten zukünftig ein Kölsch verweigert werden? Vielleicht bekommen auch die Wähler der AfD-Partei in Köln zukünftig kein Bier mehr?
Es stellt sich die Frage: Wie werden Menschen, mit Positionen, die von Politik und Medien in den letzten als rechts definiert wurden, in den Kölner Kneipen überhaupt herausgefiltert? Hält man sich an Aussagen von Zuträgern, die mit solchen Menschen bekannt sind und die den Wirten deren Meinungen und Wahlpräferenzen mitteilen? Jedenfalls wurde darüber, wie die Auswahl der Menschen, die kein Bier mehr erhalten sollen, ganz praktisch ablaufen soll, noch nichts veröffentlicht.
Die Redaktion des Kölner Stadt-Anzeigers hat sich der Aktion schon angeschlossen und schrieb am Ende des redaktionellen Beitrags:
"Hinweis: Auch in der Redaktion des 'Kölner Stadt-Anzeiger' lief um 12.05 Uhr der Song 'Kein Kölsch für Nazis'."
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